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7.7.-22.9.2018 / C/O Berlin / Eintritt 10 €
Ausstellungsbericht: Die momentane, dritte Ausstellung im Amerika-Haus neben den Polaroid-Ausstellungen “Wim Wenders. Sofort Bilder” und “Das Polaroid Projekt” zeigt die Gewinnerin des “C/O Talent Awards”. Die Schau “Stefanie Moshammer. Not just your face honey” zeigt Bilder Amerikas, die weit entfernt von Kitsch das amerikanische Lebensgefühl einfangen.
Die österreichische Fotografin Stefanie Moshammer (geboren 1988 in Wien) befand sich für eine Fotostrecke über Stripperinnen und Prostituierte in Las Vegas (festgehalten in dem Buch “Las Vegas and she”). Dort bekam sie per Post eine Liebeserklärung von Troy. Dieser Mann, den sie bisher nur einmal getroffen hatte, versprach ihr das Blaue vom Himmel. Den Brief in sagenhafter schlechter Orthographie nahm sie als Ausgangspunkt für eine Detektivarbeit. Sie geht auf die Suche nach seinem Haus und ob er ihr das Versprochene geben könnte. So deckt sie Lügen auf und zeigt nebenbei ein reales Amerika, das sie mit einer besonderen Stimmung einfängt.
Die einen Raum umfassende Fotoausstellung erzählt eine Geschichte mit fast filmischer Qualität. Die Recherche und Suche nach der Wahrheit wird dabei nicht nur mit eigenen Fotos dokumentiert, sondern auch mit kartographischen Google-Maps-Aufnahmen und Film-Footage. Ein entstelltes Portrait von sich selbst, das amerikanisch entfremdet wirkt und sie zu einem Objekt degradiert, sowie viele Momentaufnahmen aus der Umgebung runden das Bild ab. Auf Grundlage eines Briefes schuf sie einen kleinen Kosmos, der eine Geschichte erzählt. Dies schafft sie durch die souveräne Zusammenstellung der Fotografien, welche selbst unterschiedlichste Stile offenbaren. Die Ausstellung greift das Gefühl früherer David-Lynch-Filme á la “Lost Highway” (1997) und “Mulholland Drive” (2001) auf, statt sich auf Stereotypen des Bombast-Kinos zu berufen. So ist die kleine Fotoschau von Stefanie Moshammer, welche den mit 7000€ dotierten “C/O Berlin Talent Award” 2018 gewonnen hat, eine kleine Reise nach Amerika fernab aller Klischees, realitätsnah aber auch verspielt und mit sehr schönen Aufnahmen auch eine Wohltat für die Augen, nachdem diese sich nebenan viele kleine Polaroids angesehen haben.
Fazit: Die Fotografie-Ausstellung “Stefanie Moshammer . Not just your face honey” baut auf einen Liebesbrief eine Geschichte auf. Die narrative Ausstellung geht das Thema auf unterschiedlichste Art und Weise und mit viel Verspieltheit an. Sie erzählt nicht nur die Geschichte des Liebesbriefes, sondern widmet sich dem echten, unverfälschten Amerika und besitzt dadurch eine enorme Strahlkraft, welche die Zuschauer in den Bann zieht.
Bewertung: 4/5
geschrieben von Doreen Matthei
Quellen:
- Website der Ausstellung “Stefanie Moshammer . Not just your face honey” bei “C/O Berlin”
- Ausstellungsbericht über die Ausstellung “Stefanie Moshammer . Not just your face honey” in der “Süddeutschen Zeitung”
- Bericht über die Verleihung des “C/O Berlin Talent Awards” an Stefanie Moshammer
- Ausstellungsbericht über die Ausstellung “Stefanie Moshammer . Not just your face honey” im “Tagespiegel”
Weitere Ausstellungsberichte aus dem C/O Berlin in der Testkammer
- “Wim Wenders. Sofort Bilder”
- “Das Polaroid Projekt”
- “Stefanie Moshammer . Not just your face honey”
2 Gedanken zu “Ausstellung “Stefanie Moshammer . Not just your face honey” (C/O Berlin)”