Sechs Fragen an Joscha Bongard

Doreen Kaltenecker

Interview: Der junge Filmemacher Joscha Bongard erzählt uns im Interview mehr zu über seine Zusammenarbeit mit der Gruppe Bergfilm, insbesonderen über das Musikvideo “Nostalgic Love”, das auch wunderbar als Kurzfilm funktioniert und so das 30. Filmfest Dresden mit eröffnen durfte.

Wie kam das Projekt zustande? Hast Du auch schon vorher mit Bergfilm zusammengearbeitet oder Musikvideos gedreht?

Ich bin auf Bergfilm durch einen Noisey-Artikel [Anm. d. Red. Musikkanal von VICE] im Internet aufmerksam geworden und habe die Jungs auf Facebook angeschrieben, da ich aus meinem  Kurzfilm ‚alacritas‘ (2015) gerne ein Musikvideo schneiden wollten. Sie haben mir direkt geantwortet und hatten gerade ihr neues Album fertig aufgenommen, was natürlich ein cooler Zufall war. Wir haben dann ausgemacht, dass wir erst mal zu ‚Rules‘ einen Recut von “alacritas” versuchen und wenn das gut funktioniert direkt ein zweites Video zusammen angehen. Ich durfte mir dafür sogar dann das Lied auswählen und hab das Konzept zu “Nostalgic Love” dann auf Island geschrieben, was dann mein erstes als Musikvideo angelegtes Projekt geworden ist.

Das hast Dich für das Thema ‘Liebe im Alter’ entschieden. Wie kam es dazu?

Liebe ist für mich, wie für wahrscheinlich sehr viele junge Menschen, von früher Jugend eins der aufreibendsten und spannendsten Themen. Ich wollte nicht ein weiteres Coming-of-Age-Musikvideo machen, aber trotzdem die Themen, die mich bewegen behandeln. Die Idee als Transformation einfach eine Liebe im Alter zu erzählen, kam mir dann spontan, als ich das Konzept entwickelt habe. Wenn ich meine Elterngeneration und auch die Generation meiner Großeltern betrachte, kamen mir da schon immer viele Fragen, wie sich die Liebe verändert. Im Prozess mit Klaudia [Golberg] und Elmar [Gutmann], den beiden Schauspielern, haben wir viele spannende Gemeinsamkeiten und Wünsche gefunden und viel über die Erste Liebe gesprochen. Das war mit eine der schönsten Erfahrungen in dem ganzen Prozess, zu erfahren, dass es dann doch so viele Ähnlichkeiten in der Liebe ob alt oder jung gibt.

Du lässt Deine beiden Protagonisten auch miteinander kommunizieren. Hätte es nicht auch ohne Sprache funktioniert?

Ich sehe Musikvideos als wahrscheinlich die lebendigste und für Experimente offene audiovisuelle Kunstform an. Das Lied hätte sicherlich keine Unterstützung durch den Dialog gebraucht, mir war es aber wichtig den Kontext noch zu vertiefen. Um es noch kurz zuzugeben: das Video war auch von Anfang an als meine Bewerbung für die Filmakademie Baden-Württemberg gedacht und da schien es mir auch wichtig eine kleine Dialogszene mindestens dabei zu haben. Im Nachhinein mag ich es weiterhin ganz genauso wie es ist.

Visuell schmiegt sich das Video an den 80er-Jahre-Sound der Band an. Welche Einflüsse dieser Zeit hast Du aktiv zugelassen?

Retro ist ja bekanntlich wieder chique – und die Musik schreit natürlich nach analogem 80er-Gefühl. Jedes Element, was in dem Video auftaucht, ist sehr bewusst gewählt in Zusammenarbeit mit Zelda & Johanna, den Szenenbildnerinnen, Jan David meinem Kameramann und Neves, der Kostümbildnerin.

Der Regisseur Refn hat ebenfalls sehr ikonographische Werke wie “Drive” oder “The Neon Demon” geschaffen. Hattest Du seine Arbeit auch vor Augen?

“Drive” und “The Neon Demon” sind definitiv zwei meiner Lieblingsfilme. Für mich ist Film vor allem ein visuelles Medium, deswegen hadere ich auch oft mit Filmen, die sich der Kraft von Bildern nicht bedienen und sich zu sehr auf Dialog verlassen. Winding Refn schafft es mich mit seinen so detailliert durchgeplanten Bildern mitzureißen und nimmt in ganz eigene Welten mit. Das finde ich stark.

Wie geht es bei Dir weiter? Wirst Du weiterhin mit Bergfilm zusammenarbeiten?

Ich hoffe doch sehr, dass die drei Videos zu der ersten Platte nicht die letzten bleiben werden und freue mich schon sehr die neue Musik, die die Jungs hoffentlich gerade schreiben, zu hören. Ich bin nämlich definitiv großer Bergfilm-Fanboy!

Ich studiere mittlerweile Spielfilmregie in Ludwigsburg und werde im Winter vor allem schreiben, um dann im Sommer meinen ersten Kurzfilm zu drehen, also das was die meisten Leute als Kurzfilm bezeichnen.

Das war übrigens ein sehr schönes Gefühl, dass “Nostalgic Love” auf dem Filmfest in Dresden als Kurzfilm programmiert wurde (Vielen Dank dafür nach Dresden!), weil Musikvideos dann doch zu oft nicht ernst genommen werden, was meiner Meinung nach grob fahrlässig ist.  

Die Fragen stellte Doreen Matthei

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