„In der Hitze der Nacht“ von John Ball (1965)

Doreen Kaltenecker
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174 Seiten / DuMont Verlag

Buchkritik: Der Roman „In der Hitze der Nacht“ (OT: „In the Heat of the Night“, 1965) ist das Debüt des amerikanischen Autors John Ball, welcher damit seinen Auftakt gibt für die Romantrilogie über den schwarzen Ermittler Virgil Tibbs. Obwohl nach dem Roman sogar eine Verfilmung entstanden ist, die den Oscar für den ‘Besten Film’ erhielt, sind John Ball als Autor und seine Werke heute kaum noch ein Begriff. Wenn man sich aber nochmal auf seine Detektivgeschichten einlässt, schaffen sie es, den Leser in ihren Bann zu ziehen, so auch sein erstes Buch.  

In Wells, einem Ort in den Südstaaten Amerikas, wird Mitte der 60er Jahre der Organisator der  Musikfestspiele Enrico Mantoli in einer heißen Sommernacht getötet. Auf den ersten Blick scheint es ein Raubüberfall zu sein. Als Offizier Sam Wood am Bahnhof den farbigen Virgil Tibbs aufgabelt, scheint der Fall bereits gelöst. Doch schnell stellt sich heraus, dass er nicht der Mörder ist, sondern ein Ermittler der Mordkommission aus Pasadena (Kalifornien) ist. Der Polizeichef Bill Gillespie, voller Ressentiments, aber ohne jegliche  Ermittlungserfahrung bei Mordfällen, muss notgedrungen die Hilfe des Außenstehenden annehmen, um den Fall, welcher dem Ruf der Stadt unglaublich schaden würde, zu lösen. 

Der amerikanische Schriftsteller John Dudley Ball (*1911-1988) gehört heute zu den vergessenen Kriminalautoren des letzten Jahrhunderts. Nur diejenigen die sich den alten Filmklassiker „In der Hitze der Nacht“ des Regisseurs Norman Jewison ansehen, entdecken möglicherweise ihr Interesse an der Vorlage. Dabei könnte das Buch vor allem Krimi-Fans mehr zusagen als Cineasten. Denn sein Erstlingswerk „In der Hitze der Nacht“, welches 1966 mit dem ‚Edgar Allan Poe Award‘ für das Beste Debüt ausgezeichnet wurde, ist eine gelungene Mischung aus spannendem Krimi und Zeitgeschichte. Schon die Ausgangslage verspricht viel: Ein schwarzer Polizist, der auch noch schlauer ist als die Ortsansässigen, den man in ein typisches weißes Südstaatenkaff steckt, beherbergt viel Potential. So purzeln munter Ressentiments und Schlimmeres auf den klugen Virgil ein, während die Kriminalgeschichte mit einer bunten Vielzahl an kleineren Nebengeschichten ihren Lauf nimmt. Am Ende löst sich die Geschichte zwar recht unspektakulär auf, aber ein gefühltes Happy-End macht sich breit, weil viele Strukturen und Denkmuster, wenn auch nur langsam und bei einzelnen Personen durchbrochen werden konnten. Die Entwicklung der Charaktere ist dabei nicht übertrieben, sondern lebensecht. Auch, dass Virgil selbst kein Engel ist und das ein oder andere Mal falsch reagiert, macht die Geschichte sehr authentisch. Daran schmiegt sich der recht einfache, aber meist äußerst sachliche Erzählstil an, der durch Perspektivwechsel zwischen drei Figuren die unterschiedlichsten Seiten beleuchtet. Das funktioniert sehr gut und lässt die Leser immer wieder in die Köpfe der Protagonisten schauen. Zusammen mit der Spannung des Falls selber ist der Roman eine gelungene Detektivgeschichte, die auch heute nicht angestaubt wirkt, sondern gut unterhalten kann und gleichzeitig Bezüge zur heutigen Zeit zulässt. Kein Wunder, dass er damit eine erfolgreiche Reihe mit zahlreichen Nachfolgern begründete, von denen zwei weitere verfilmt wurden („Zehn Stunden Zeit für Virgil Tibbs“ (1970) und „Die Organisation“ (1971).

Fazit: Der Roman „In der Hitze der Nacht“ des amerikanischen Autors John Ball ist nicht nur ein Detektivroman, der einen in die vergangene Zeit entführt, sondern bringt auch noch für die heutige Zeit genügend Aktualität und Spannung mit. Darüber hinaus schafft er es mit seinem gut lesbaren Schreibstil und seiner Whodunit-Geschichte wunderbar zu unterhalten, so dass man als Leser der Auflösung entgegenfiebert.  

Bewertung: 4/5

geschrieben von Doreen Matthei

Quelle:

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