Acht Fragen an Filip Filković

Doreen Kaltenecker
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Regisseur Filip Filković

Interview: Im Gespräch mit dem kroatischen Filmemacher Filip Filković spricht er mit uns über den Ursprung seines Kurzfilms „The Last Well“ (gesehen auf dem 20. Landshuter Kurzfilmfestival), wie er realitätsnahe Themen mit Science-Fiction-Elementen verband und ob wir uns auch auf einen Langfilm von ihm freuen dürfen.

The original english language interview is also available.

Zusammen mit Deinem Autor Velimir Grgić hast Du die Geschichte für Deinen düsteren Science-Fiction-Stoff „The Last Well“ geschaffen. Es bringt wunderbar Endzeitgeschichte und die reale Bedrohung durch Wasserknappheit zusammen. Erzähl mir bitte mehr über die Entstehung der Geschichte.

© thelastwell.com

Wir wollten eine unkonventionelle Science-Fiction-Geschichte machen – eine, die sehr realitätsnah ist. Denn wenn man einen Sci-Fi-Film in Kroatien dreht, muss er realistisch aussehen und sich realistisch anfühlen. Wir haben viel recherchiert und sind zu einem Punkt gekommen, an dem wir wussten, dass Wasser eines der wichtigsten Zukunftsthemen ist. Wasser bedeutet Leben. Kroatien ist vor allem bekannt für seine große Küste, sein sehr sauberes Wasser (und seinen Fußball), also haben wir beschlossen, einen Film über das Wasser zu drehen, der 2037 in Kroatien spielt, in einer Zeit, in der frisches, sauberes und trinkbares Wasser extrem selten ist.

Als ihr die Idee hattet, was waren die nächsten Schritte?

Wir begannen sofort mit der Arbeit am Drehbuch und hatten innerhalb weniger Tage den ersten Entwurf des Drehbuchs, den wir dann während der nächsten Monate polierten. Glücklicherweise haben wir mit Danijel Pek einen großartigen Produzenten gefunden und gemeinsam mit ihm unseren Film weiterentwickelt. Bald bekamen wir eine Finanzierung durch das Croatian Audiovisual Centre und das hat das gesamte Projekt angetrieben. Gleichzeitig arbeitetete ich daran, die fiktive Welt zu schaffen, in der der Film spielt. Ich wollte es bis in kleinste Detail durchdenken, wie z.B. das Setting in der fiktiven Euro-Kanada-Union (für die wir sogar eine Website gemacht haben: ).

Hast Du Dich schon mal selbst gefragt, wo Du selbst wärst in solch einer Zukunft und welche ‚Rolle‘ Du einnehmen würdest?

Mia Biondić und Ida Rogić
© thelastwell.com

Es ist schwer zu sagen. In unserem Filmuniversum ist es schwer, ein Held zu sein, denn alles, was um einen herum passiert, ist, weil es buchstäblich zu spät für jede Hoffnung sein könnte. Menschen werden zu Tieren. Um die Frage zu beantworten, ich weiß nicht, welche Rolle ich übernehmen würde, es hängt von den Umständen ab, aber ich liebe diese Rolle, in der ich einen Film gedreht habe, der vielleicht irgendwie die Leute darüber nachdenken lässt, was passieren könnte, wenn uns das Trinkwasser ausgeht.

Deine Zukunftsvision ist düster. Doch trotzdem baust Du futuristische Elemente mit ein. Erzähl mir mehr über das Produktionsdesign.

Alen Liverić
© thelastwell.com

Ich bin ganz vernarrt in Wissenschaft, also habe ich im Kopf viele Visionen für die Zukunft. Ich nahm mir mein Zeichenbuch, um alle Elemente zu erstellen, die ich in meinem Film haben wollte. Die Idee war, eine verwendbare Technologie zu haben, die sich weiterentwickelt hat, aber nicht wirklich beeinflusst hat, wie Menschen miteinander umgehen. Sie haben immer noch die gleichen Probleme und obwohl die Technologie fortschrittlich ist, blieben die Menschen gleich. Wir haben Omni-Displays in Brillen (durch die nur der Benutzer den Inhalt sehen kann), Hover-Technologie, Elektro- und Fusionsfahrzeuge, unsichtbare Hologramm-Touch-Technologie und so weiter. All diese Dinge können nicht das ersetzen, was wir verloren haben, sauberes Trinkwasser. In meiner völligen Besessenheit ist alles in meinem Film Teil einer fiktiven Marke. Auf unserer Website findet man alle kleinen Details sowie Markennamen und Produktlisten, die im Film fiktiv dargestellt sind. Wir haben sogar allen Waffen im Film Marken verpasst.

Besonders gelungen ist die Location. Das verleiht Deinem Film einen staubigen Westernlook, wunderbar geeignet für Deine Geschichte. Vielleicht kannst Du mir mehr über den Drehort erzählen und wie ihr ihn gefunden habt?

Ozren Grabarić, und Alen Liverić
© thelastwell.com

Als wir mit der Produktion des Films begannen, wollten ich und mein Kameramann Tomislav Krnić einen Mix aus Western und futuristischem Science-Fiction-Film machen. Wir haben sogar erkennbare Western-Themen und -Aufnahmen. Monatelang suchten wir nach dem richtigen Ort, an dem wir den Film drehen würden, wir reisten in die felsige dalmatinische Region und fanden heraus, dass, wenn wir dort drehen, es unser Budget vernichten würde.  Dann fanden wir endlich eine perfekte Location ganz in der Nähe unserer Hauptstadt Zagreb und beschlossen, den ganzen Film dort zu drehen. Interessante Geschichte ist, dass eine alte Dame in dem Haus lebt, in dem wir gefilmt haben, und der Zustand, in dem sich das Haus befindet, zeigt buchstäblich die Bedingungen, in denen sie seit mehr als einem halben Jahrzehnt lebt. Wir mussten nur ein paar kleine Sci-Fi-Set-Überarbeitungen vornehmen, aber alles andere ist, wie es vor Ort ist. Fantastisch! Die alte Dame lebt noch immer dort und bat uns, unseren Wasserbrunnen-Prop im Vorhof zu lassen, sie liebte es so sehr (er ist immer noch da, ich hoffe, sie ist es auch).

Hast Du Deine Darsteller übers Casting gefunden?

Ida Rogić
© thelastwell.com

Es wurde ein umfangreiches Casting durchgeführt. Wir hatten mehrere Schauspieler, mit denen wir zusammenarbeiten wollten, aber einige waren nicht verfügbar. Alle, an die wir uns wandten, waren von der Geschichte begeistert und wollten dabei sein, aber aus dem einen oder anderen Grund waren sie nicht richtig für die Rollen oder konnten sie einfach nicht in ihren Zeitplan einfügen. Die Hauptdarsteller waren Alen Liverić, Mia Biondić und Ozren Grabarić, die alle hoch talentierte und sehr berühmte Schauspieler in Kroatien sind. Wir hatten mit Ida Rogić auch eine Schauspielerin in ihrer ersten Rolle, die jüngste im Team. Sie hatte einen Riesenspaß bei der Arbeit an diesem Film.

Wie hat das kroatische Publikum den Film aufgenommen?

© thelastwell.com

Die erste Resonanz war gut. Das kroatische Publikum ist nicht sehr an Genrefilmen interessiert, besonders wenn es sich um Sci-Fi handelt. Jeder erwartet einen Trash-Science-Fiction-Film, aber soweit ich weiß, waren sie wirklich überrascht von der Menge an Ästhetik und Details, die in den Film einflossen. Ich denke, wenn unsere Zuschauer unsere Schauspieler sehen, neigen sie dazu, jede Unvollkommenheit zu beobachten, aber es ist völlig anders als bei anderen Zuschauern. Das internationale Publikum war viel zufriedener und offener mit dem Film. Ich hatte noch nie so viele Fragen über den Film wie beim Paris Courts Devant film festival und beim Grenoble film festival – Publikum und Jury stellten die tiefgründigsten und intelligentesten Fragen über das Warum, wann und wie. Das war eine tolle Erfahrung. Da wusste ich, dass unser Film für ein breiteres Publikum bestimmt war.

Wie geht es jetzt bei Dir weiter? Stehen andere Projekte an? Oder könntest Du dir vorstellen einen Langfilm aus dem Stoff zu realisieren?

Alen Liverić, Mia Biondić und Ida Rogić
© thelastwell.com

Wir haben diesen Film mit einem extrem niedrigen Budget gemacht, aber ich bin dankbar, dass er nicht zeigt, er ist sehr ausgewogen. Ich arbeite derzeit an einem Spielfilm, aber das ist ein anderes Thema und eine andere Geschichte. Wir sprachen darüber, „The Last Well“ in einen Spielfilm oder vielleicht sogar eine Serie zu verwandeln – das Treatment ist bereits abgeschlossen. Wenn man „The Last Well“ (Kurzfilm) gesehen hat, ist das, was man gesehen hat, nur ein Bruchteil der Geschichte, die wir im Kopf haben. Ich denke, es ist logisch, dass wir eine Spielfilmversion machen wollen, weil wir die ganze Welt und die Mythologie hinter der Geschichte erschaffen haben, ich hoffe, wir bekommen eines Tages die richtige Finanzierung und machen den Spielfilm.

Die Fragen stellte Doreen Matthei
Übersetzung von Michael Kaltenecker

Lies auch die Rezension des Kurzfilms „The Last Well


Interview:  In our conversation with the Croatian filmmaker Filip Filković he talks to us about the origins of his short film „The Last Well“ (seen at the 20th Landshut Short Film Festival), how he combined realistic themes with science fiction elements and whether we can also look forward to a feature film by him.

Together with your author Velimir Grgić you have created the story for your dark science fiction material „The Last Well„. It brings together the great end-time story and the real threat of water scarcity. Please tell me more about the making of the story.

We wanted to make an unconventional science fiction story – one that is very grounded in reality. Because if you make a sci-fi film in Croatia, it needs to look and feel realistic . We did a lot of research and got to a point where we knew that water is one of the most important future topics. Water means life. Croatia is most famous for it’s great coast, very clean water (and football), so we decided to make a movie about water, set in Croatia in 2037, in a time when fresh, clean and drinkable water is extremely rare.

When you had the idea, what were the next steps?

We immediately started working on the script and within several days we had the first draft of the script which we then polished for the next several months. Luckily we got a great producer Danijel Pek and together with him we developed our film further, soon we got financing through Croatian Audiovisual centre and that powered the entire project. At the same time, I worked on creating the fictional world in which the film is set. I wanted to nail it down to it’s many details such as setting it in our fictional EuroCanada union (which we even made a website for: http://eurocanada.eu/).

Have you ever asked yourself where you would be in such a future and what ‚role‘ you would take?

It’s hard to say. In our film universe it’s hard to be a hero because everything that happens around you is because it literally may be too late for any hope. People became animals. To answer the question, I don’t know which role I’d take, it depends on the circumstances, but I love this role in which I made a film that will maybe somehow make people think about what could happen if drinking water runs dry.

Your vision of the future is dark. But nevertheless you incorporate futuristic elements. Tell me more about the production design.

I’m a sucker for science, so in my head I have a lot of visions for the future. I took to my drawing book to create all the elements that I wanted to have in my film. Idea was to have a useable technology which evolved but didn’t really impact how people interact with each other. They still have the same problems and even though the technology advanced, people stayed the same. We have omni displays in glasses (through which only user can see the content), hover technology, electric and fusion powered vehicles, invisible hologram touch technology and so on… all these things cannot replace the thing that we lost, clean drinkable water. In my complete obsession, everything in my film is part of some fictional brand. Our website thelastwellfilm.com holds all the little details as well as brand names and products listing that is fictionalized in film. We even branded all the weapons in film.

The location is particularly successful. This gives your film a dusty western look, wonderfully suitable for your story. Maybe you can tell me more about the location and how you found it?

When we began producing film me and my director of photography Tomislav Krnić wanted to make a breed between western and futuristic science fiction film. We even have recognizable western themes and shots. For months we were searching for the proper location where we’d shoot the film, we traveled to rocky Dalmatian region and found out that if we shoot there it would kill our budget.  Then finally we found a perfect location very near our capital town of Zagreb and decided to set the whole film there. Interesting story is that an old lady lives in the house we filmed at, and the state the house is in is literally in conditions where she lives and has been living for more than half a decade. So we did some of our sci-fi scenography touch-ups but everything else is how it is right there on the spot. Amazing! Old lady still lives there and she asked us to leave her our water well prop in the front yard, she loved it so much (it’s still there to this day, I hope she is as well).

Did you find your actors through casting?

An extensive casting was made. We had several actors that we wanted to work with but some were unavailable. Everyone who we approached were delighted by the story and wanted to be in it but for one or the other reason weren’t right for the roles or just couldn’t fit it into their schedule. The main cast was perfect; Alen Liverić, Mia Biondić and Ozren Grabarić which are all highly talented and very famous actors in Croatia. We also had a first time actress Ida Rogić, the youngest in the team – she had a blast working on this film.

How did the Croatian audience see the film?

The initial response was good. Croatian audience is not very keen towards genre film, especially when it’s sci-fi. Everyone is expecting a trash sci-fi film but as far as I know it, they were really surprised with the amount of style and detail that went into the film. I think that when our viewers watch our actors they tend to observe every imperfection, but it’s completely opposite with other audiences. International audiences were much more rewarding and upfront with the film. I never had so much questions about the film as when I was in Paris courts devant film festival and Grenoble film festival – audience and jury asked the most profounding and intelligent questions as to why, when and how. That was a great experience. That’s when I knew that our film was meant for broader audience.

What’s the next step for you now? Are there other projects in the pipeline? Or could you imagine to realize a feature film out of the material?

We did this film on an extremely low budget, but i’m thankful that it doesn’t show, it’s all balanced very well. I’m currently working on my feature film, but it’s a different topic and story. We were talking about making „The Last Well“ into a feature film or maybe even a series – treatment is already done. If you’ve seen „The Last Well“ (short film), what you have seen is only a fraction of the story we have on our mind. I guess it’s logical that we want to make a feature film version because we created the whole world and mythology behind the story, I hope we get the proper financing one day and make the feature film.

Questions asked by Doreen Matthei

Read on the german review of the short film „The Last Well“ 

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