Fünf Fragen an Louis Morton

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Interview: Im Gespräch mit dem amerikanischen Filmemacher Louis Morton erzählt er uns mehr über seinen Kurzfilm „Floreana“, der im ‚Internationalen Wettbewerb‘ des 31. Filmfest Dresden lief, wie er die Idee dazu entwickelt hat, wie er seinen zeichnerischen Stil fand und warum er sich dafür entschied ohne Sprache zu drehen. 

The original english language interview is also available.

Wie hast Du die Idee für Deinen Animationsfilm „Floreana“ entwickelt?

Der Ausgangspunkt der Idee war eine Ausstellung in einem Naturmuseum, die ich als Kind besuchte. Die Ausstellung hatte mehrere Tierköpfe, in die man seinen Kopf stecken konnte, um zu sehen, wie die Welt aus der Sicht dieses Tieres aussah. Das gab mir die Idee, einen Vergnügungspark zu schaffen, in dem die Menschen die Welt als verschiedene Tiere erleben können. Nach einem Sommeraufenthalt im Animation Workshop in Viborg, Dänemark, entwickelte sich die Idee von einem Vergnügungspark zu einer trostlosen postapokalyptischen De-Evolutionsgeschichte.

Um ins Detail zu gehen, warum hast Du Dich für diese speziellen Tiere entschieden?

Ich wählte Tiere aus, die eine sehr lange Lebensdauer haben, ähnlich der Lebensdauer eines Menschen. Die Idee ist, dass der Mensch in dieser Zukunftssituation seinen Geist in Tiere umwandelt, weil der Planet an den Punkt gekommen ist, dass der Mensch ihn nicht mehr bewohnen kann. Natürlich werden die Menschen also Tiere mit einem langen Leben auswählen wollen, damit sie länger leben können. Mir gefällt auch, wie die ausgewählten Tiere Land, Meer und Himmel darstellen. Sie fühlen sich auch exotisch und uralt an und machen Spaß zu zeichnen.

Erzähl mir mehr zu Deinem zeichnerischen Stil. Welche Künstler und Filmemacher haben Dich beeinflusst?

Dieser Film wurde speziell von Moebius [Anm. d. Red.: bedeutender französischer Comiczeichner (1938-2012)] beeinflusst und die Art und Weise, wie er mit Linienstärke und -farbe umgeht. Die kontinuierliche Kamerabewegung war etwas, das ich in meinem ersten Film, „Passer Passer“, ausprobiert habe. Nachdem ich in diesem Film einen klassischeren Storyboard-Ansatz ausprobiert hatte, wurde mir klar, dass ich einfach nicht so gut und interessiert daran war, Szenen und Kameras im traditionellen, narrativen Sinne anzulegen. Die Seitenkamera-Bewegung ist teilweise vom klassischen Evolutionsposter inspiriert, wo man sieht, wie sich ein Affe Schritt für Schritt zu einem Menschen weiterentwickelt. Andere Regisseure, die den Film beeinflusst haben, sind Jacques Tati und Robert Altman, zu deren Arbeit ich erst im Sommer richtig gefunden hatte, als ich an dem Film gearbeitet habe. 

Warum hast Du Dich dafür entschieden, den Film komplett ohne Sprache zu verwirklichen?

Mein vorheriger Film „Nose Hair“ hatte eine Menge Dialoge und ich traf eine bewusste Entscheidung, mich von diesem Ansatz bei diesem Film fernzuhalten. Neben der besseren universelleren Zugänglichkeit des Films hatte ich das Gefühl, dass das Weglassen des Dialogs auch für diese Geschichte geeignet war. Die Idee ist, dass die Menschen in dieser Trainingseinrichtung davon abgehalten werden, Sprache zu benutzen, und stattdessen mit Handsignalen und Geräuschen kommunizieren müssen, die ihr gewähltes Tier machen würde, um sich auf das Leben als Tier ohne entwickelte Stimmbänder oder die Fähigkeit zu sprechen vorzubereiten.

Der Kurzfilm wirkt wie der Anfang eines Langfilms. Ist eine Langfassung geplant?

Gott, ich würde gerne einen Spielfilm oder eine kurze abgeschlossene Serie machen, wenn ich alles Geld und alle Zeit der Welt hätte. Inzwischen habe ich ein paar weitere Szenen aus der Welt von „Floreana“ entworfen, die auf meiner Website zu finden sind, und einige Skizzen für Serienfolgen, die für einen Regentag auf meiner Festplatte gespeichert sind.

Kannst Du mir zum Schluss mehr von Dir und Deinen zukünftigen Projekten erzählen?

Ich arbeite Vollzeit als Grafiker für das Multiplattform-Team des Disney Channels. Außerhalb des Büros versuche ich, aktiv an der Entwicklung neuer persönlicher Projekte mitzuwirken. Ich habe immer mal wieder an einem experimentellen Charakteranimationsfilm über Dynamik und Reaktionen gearbeitet. Ich versuche, einen Großteil der Animation direkt auf Papier zu machen, was eine Herausforderung ist, aber auch viel Spaß macht, nachdem ich den größten Teil des Tages hinter einem Computer verbracht habe. 

Die Fragen stellte Doreen Matthei
Übersetzung von Michael Kaltenecker

Lies auch die Rezension des Kurzfilms „Floreana


Interview: In our interview with the American filmmaker Louis Morton he tells us more about his short film “Floreana“, which ran in the ‘International Competition’ of the 31st Filmfest Dresden, how he developed the idea, how he found his drawing style and why he decided to animate without language. 

How did you develop the idea for your animated film “Floreana“?

The seed of the idea came from an exhibit at a nature museum I visited as a kid. The exhibit had several animal heads that you could stick your head into to see what the world looked like from that animal’s point of view. This gave me the idea to create an amusement park in which people can experience the world as different animals. After a spending a summer at the Animation Workshop in Viborg, Denmark the idea developed from a fun amusement park to a bleak post-apocalyptic de-evolution type of story.

To go into detail, why did you pick these particular animals?

I chose animals that had very long life spans, similar to the lifespan of a human. The idea is that in this future situation, humans are transferring their minds into animals, because the planet has gotten to the point where humans can no longer inhabit it. So naturally people are going to want to pick animals that have long lives, so that they can go on living for longer. I also like how the animals selected represent land, sea and sky. They also feel exotic and ancient in a way, and are fun to draw.

Tell me more about your drawing style: Which artists and filmmakers influenced you?

This film was specifically influenced by Moebius and they way he treats line weight and color. The continuous camera movement was something I tried in my first film, Passer Passer. After trying a more classic storyboard approach in this film, I realized I just wasn’t that good or interested in setting up scenes and cameras in the traditional narrative sense. The side camera movement is partly inspired by the classic evolution poster where you see a monkey evolving into a person step by step. Other directors that influenced the film include Jacques Tati and Robert Altman, whose work I was only really starting to get into during the summer I was working on the film. 

Why did you decide to make the film completely without language?

My previous film Nose Hair had a LOT of dialogue and I made a conscious decision to stay far away from that approach on this film. Besides making the film more universally accessible, I felt that leaving dialogue out was also fitting for this story. The idea is that people in this training facility are discouraged from using language and instead must communicate using hand signals and noises that their chosen animal would make, in preparation for life as an animal without developed vocal chords or the ability to talk.

The short film looks like the beginning of a feature-length film. Is a long version planned?

Gosh I would love to make a feature length or a short limited series if I had all the money and time in the world. In the mean time I’ve designed a few more scenes from the world of “Floreana” that are up on my website and some outlines for series episodes stored on my hard drive for a rainy day.

Can you in the end tell me more about you and your future projects?

I work full time as a Graphic Artist for the Multiplatform team at Disney Channel. Outside of the office I try to stay active developing new personal projects. I’ve been working on and off on an experimental character animation based film about momentum and reactions. I’m trying to do a lot of the animation directly on paper which is a challenge, but also a lot of fun after spending most of the day behind a computer. 

Questions asked by Doreen Matthei

Read on the german review of the shortfilm “Floreana

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