„Ich hasse Menschen. Eine Abschweifung“ von Julius Fischer (2018)

Doreen Kaltenecker
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160 Seiten / Verlag Voland & Quist / 16 €

© Voland & Quist

Buchkritik: Der Autor, Liedermacher und Poetry-Slamer Julius Fischer versammelt in seinem Buch „Ich hasse Menschen. Eine Abschweifung“ Geschichten aus dem Alltag, die er wunderbar überspitzt wiedergibt und damit oft die Sache auf den Punkt trifft. 

Julius ist mit dem Zug unterwegs. Als er ein Abteil für sich allein ergattert, wägt er sich im Himmel, um in Ruhe schreiben zu können. Doch ein weiterer Passagier bringt ihn aus dem Konzept. Auch nach dem Umstieg wird es nicht besser, denn eine nervige Peggy und eine verwirrte Rentnergruppe zerstören die Schreiberruhe. So kann sich Julius aber endlich mal mit all seinen Abneigungen auseinandersetzen und denkt immer wieder an andere Vorfälle, in denen er mit anderen Menschen zusammenstieß, zurück.

Der Autor und Liedermacher Julius Fischer ist ein häufiger Gast auf Lesebühnen und gibt zusammen mit Christian Meyer als ‚The Fuck Hornisschen Orchestra‘ regelmäßig Konzerte. Fischer, Jahrgang 1984 geboren in Gera und aufgewachsen in Dresden, hat sich wie Marc-Uwe Kling („Känguru-Chroniken“ (2020)) bereits in viele Herzen erzählt, gesungen oder geschrieben. „Ich hasse Menschen. Eine Abschweifung“ ist eine Sammlung von kleinen Geschichten, die sich auch alle separat gut für Lesebühnenauftritte eignen, und die von einer großen Rahmenhandlung verbunden werden. Das Hauptthema ist der störrische Autor selbst, der einfach nicht mit seinen Mitmenschen klarzukommen scheint. Auf 160 Seiten macht er einen Rundumschlag, bei dem nicht nur Rentner, Ökos und Rechte, sondern auch Mark-Foster-Fans, Werbeagenturangestellte und natürlich auch er selbst sein Fett abkriegen. In einem sehr ansprechenden Stil liest sich sein Buch schnell weg und trifft oft ins Mark. Seine Menschenfeindlichkeit ist dabei meist amüsant und spielt mit Klischees und Übertreibungen. Ernst sollte man dieses Buch auf keinen Fall nehmen, sondern sich auf amüsante Lesestunden einstellen mit einem Buch, in dem man sich hin und wieder selbst erkennt und das genüsslich vieles auf die Schippe nimmt.

Fazit: Während der Lektüre des Buches „Ich hasse Menschen. Eine Abschweifung“ ertappt man sich immer wieder dabei, dass man nickend zustimmt oder in sich reinschmunzelt. Natürlich würzt der Autor Julius Fischer das Ganze mit einer Portion Übertreibung und geht manchmal fast an die Grenzen, punktet dann aber wieder mit Selbstreflexion. So entstand eine durch und durch gelungene Lektüre, welche sehr gut unterhalten kann und ein klein wenig das Wesen von Menschen offenbart.

Bewertung: 4/5

Lesung des ersten Kapitels des Buches durch Julius Fischer selbst:

geschrieben von Doreen Matthei

Quellen:

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