Sechs Fragen an Lisa Hasenhütl

Doreen Kaltenecker
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Interview: Im Gespräch mit der österreichischen Filmemacherin Lisa Hasenhütl konnten wir mehr über ihren 30-minütigen Film „Magda fährt Motorrad“, der seine Weltpremiere auf dem 42. Filmfestival Max Ophüls Preis feierte, erfahren. Sie erzählt wie eigene Fahrstunden sie auf die Idee brachten, wie entscheidend die Wahl der Hauptdarstellerin war und mit welchen Mitteln sie den authentischen Look kreierte. 

Erzähl mir zu dem Ausgangspunkt Deiner Geschichte über Magda und wie der Aspekt mit den Motorrädern hinzu kam?

Eigentlich wollte ich ein Kurzfilm-Drehbuch über Menschen am Strand schreiben und dann dachte ich „Lisa, du willst im Wintersemester drehen…das wird nix.“ In demselben Jahr habe ich selbst meinen Motorradführerschein gemacht und war bei meinen ersten Fahrstunden so, sagen wir „semi-begabt“. Ich habe begonnen mir einzelne Situationen aufzuschreiben, musste dabei sehr lachen und bin so immer mehr in die Geschichte reingekippt. Das Motorrad schien mir auch einfach sehr passend, weil ich selbst immer passioniert bei Anderen mitgefahren bin und als ich selbst die Kontrolle über die Maschine übernehmen musste, auf einmal so ein großes Unbehagen aufgekommen ist. Ich habe verstanden, dass man sich da selbst einfach sehr vertrauen muss und fand dieses ‚nicht aufgeben‘ und ‚an sich selbst glauben‘ für die Figur von Magda sehr spannend. Gedreht haben wir das am Ende natürlich dann auch nicht im Wintersemester, weil die Motorräder ab Oktober von den Fahrschulen eingewintert werden und erst im Frühjahr wieder ausgepackt. Aber das hatte ich damals nicht bedacht. 

Wie und wie lange habt ihr den Film umgesetzt? Habt ihr an Live-Locations gedreht?

Maya Unger

Wir haben insgesamt zwei Wochen mit kleinen eintägigen Unterbrechungen (zwecks größeren Motivwechseln) gedreht. Die Vorbereitungszeit war dafür viel länger. Ich glaube ich hatte die Idee erstmals im Herbst 2017 und war dann in anderen Projekten involviert, so dass sich das Schreiben ordentlich in die Länge gezogen hat. Richtig intensive Vorbereitungen haben dann zwei bis drei Monate vor Drehbeginn begonnen. Da haben Lukas (Kamera), Clara (Produktion) und ich uns fast täglich in ihrer Wohnung getroffen um gemeinsam den Film vorzubereiten. Gerade aufgrund der vielen Locations und der Suche nach den passenden Motorrädern war die Vorbereitungszeit sehr zeitintensiv.

Die Locations waren alle live. Der Übungsparkplatz wird tatsächlich von einer Fahrschule genutzt (wenn auch von einer anderen, als der die uns im Film unterstützt hat) und Magdas Wohnung gehört guten Freunden von uns, die auch beim Film arbeiten und zur Zeit unseres Drehs gerade selbst auswärts bei Dreharbeiten beschäftigt waren. Das war eine enorme Hilfe, weil wir so die Möglichkeit hatten, die Wohnung neu einzurichten und im Sinne des Films zu gestalten. Der Club war das Celeste in Wien in dem wir an freien Tagen untertags drehen durften und der Motorradladen eine Louis Filiale im 22. Bezirk, die extra für uns Sonntags aufgesperrt wurde. Andere Drehorte waren an der Donau, in einer Straßenbahn der Wiener Linien und die Mopedfahrt rund um den Praterstern.

Dein Film wirkt sehr authentisch. Was lag Dir visuell am Herzen?

Das freut mich besonders! Das ist etwas, was mir in meinem Filmschaffen sehr wichtig ist. Visuell war mir wichtig, dass es einen Unterschied zwischen der Welt von Magda und den Motorradstunden gibt. Unser Motto war dabei, die Motorradstunden eher beobachtender, eher in Totalen und etwas dokumentarischer zu drehen. Quasi als „objektive“ Realität von Magdas Fahrkünsten. Während wir im Privaten nahe an Magda sein wollten, eher „subjektiv“ und auch gestalterischer mit Licht und Kameraperspektiven umgegangen sind.

Kannst Du mir zu der Wahl der DarstellerInnen erzählen – habt ihr sie über ein Casting gefunden?

Maya Unger

Die DarstellerInnen haben wir eigentlich fast alle über ein Casting gefunden. Ich habe vor allem sehr lange die Rolle der Magda gecastet, weil mir wichtig war, dass die Schauspielerin sowohl die Tragik als auch die Komik in meinem Text herausliest und umsetzen kann. Am Ende musste ich mich zwischen drei Schauspielerinnen entscheiden, die alle der Rolle einen Schubs in eine etwas andere Richtung gegeben hätten. Bei Maja hat es schlussendlich gefunkt und ich liebe ihre Verkörperung von Magda und was sie der Figur mitgegeben hat. Jack Hofer als Benni hat mich überzeugt, weil er sowohl eine Unbeholfenheit als darin auch eine plötzliche Kälte ausstrahlen kann. Mir war vor allem wichtig, dass Benni kein Klischee von einem blöden Ex-Freund ist, sondern dass es die Trennungssituation an sich ist, welche die Situation für Magda so schmerzhaft gestaltet. Alexander Jagsch als Fahrlehrer war eine herzliche Empfehlung von meinem Studienkollegen Franz, der mir sein Showreel geschickt hat und ich bin ihm sehr dankbar dafür. Im Spiel hat er mich dann tatsächlich immer wieder an meinen eigenen Fahrlehrer erinnert.

Kannst Du mir zum Schluss noch ein bisschen mehr von Dir erzählen?

Als Jugendliche in Graz wollte ich eigentlich immer Schauspielerin werden, bis ich mit 16 in England an einem ‚Film Studies‘-Kurs während meines Austauschjahres teilgenommen habe. Dann wollte ich nur noch Filmschauspielerin werden oder ‚irgendwas mit Film‘ machen. Während ich mich auf die Schauspielprüfung vorbereitet habe, habe ich begonnen Anglistik/Amerikanistik in Graz zu studieren und als ich beim ersten Versuch nicht genommen wurde, habe ich das erst einmal fertig studiert. Über ein Praktikum in einer Filmproduktionsfirma in Luxemburg habe ich mich dann in Drehbücher verliebt, die auf meinem Tisch gelandet sind und hatte sofort Bilder im Kopf, wie ich selbst diese Bücher realisieren würde. Ich war damals richtig eifersüchtig auf die RegisseurInnen. Durch meine Arbeit als Produktionsassistenz im Büro und am Set hatte ich dann auch einen sehr guten Einblick darin, wie die Arbeit beim Film in allen Entstehungsphasen so aussieht. Als ich schließlich nach Wien gezogen bin, dachte ich dann ‚now or never‘ und hab mich mit Mitte 20 an der Filmakademie für Regie beworben. Seitdem arbeite ich eigentlich unablässig an Filmprojekten, wobei ich oft auch Regieassistenzen bei StudienkollegInnen übernehme. 

Sind bereits neue Projekte geplant?

Maya Unger

Ich versuche gerade tatsächlich meine „Strandgeschichten“ weiter zu schreiben, in der Hoffnung, dass man bald wieder in anderen Ländern und in Menschenmengen drehen kann. Volle Strände in denen sich Sonnenschirm an Sonnenschirm reiht dürfen da auf keinen Fall fehlen. Und ich arbeite an einem Episodenlangfilm in dem es vorwiegend um verschiedene Arten von Einsamkeit geht. Momentan arbeite ich auch an einem Kurz-Dokumentarfilm über meinen Papa und seine diversen Projekte (am aktuellsten Drachenbootrennen auf der Mur) und bin seit kurzem Teil eines sehr VFX-lastigen Projekts, in dem zwei Studienkolleginnen eine eigene futuristische Welt designed haben. Da befinden wir uns gerade in der Drehbuchentwicklung und sind dankbarer Weise recht unabhängig von den unvorhersehbaren Ereignissen unserer momentanen Lebensrealität.

Die Fragen stellte Doreen Matthei

Lies auch die Rezension des Kurzfilms „Magda fährt Motorrad

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