Sieben Fragen an Sophie Linnenbaum

Interview: In unserem mittlerweile dritten Gespräch mit der Filmemacherin Sophie Linnenbaum konnten wir mehr über ihre 30-minütige Dokumentation „Normal Stuff that People do“ erfahren, welche auf den 55. Hofer Filmtagen seine Premiere feierte, wie sie zum Thema Kochwettbewerbe kam und wie sie es vermied gängige visuelle Standards von Kochsendungen einzusetzen.

Wie kam es zu der Dokumentation über den isländischen Koch Bjarni Siguróli Jakobsson?

Auf das Thema bin ich eher zufällig gestoßen. Ich war auf einer Festivalreise mit 30 internationalen Kurzfilmpreisgewinner:innen und habe Bjarnis Schwester kennengelernt, eine isländische Filmemacherin die permanent ihr Handy gecheckt hat. Ich habe gefragt was sie da so angespannt verfolgt und sie meinte: das Halbfinale der Kochweltmeisterschaft, in der mein Bruder gerade antritt. Dann hat sie mir seine Geschichte erzählt, von seiner Kochleidenschaft, von den unglaublichen Kraftanstrengungen, die das mit sich bringt, und all den Opfern. Und ich fühlte mich sofort verbunden.

Bist Du schon vorher in Berührung mit dieser Welt der Wettbewerbsköche gekommen?

Nein, das war für mich vollkommenes Neuland. Es war aber auch mehr das Universelle, das mich daran gereizt hat: Der permanente Wettbewerb unserer Gesellschaft, den wir internalisieren bis wir Getriebene werden. Das hatte für mich eine Faszination, gerade auch in Verbindung mit etwas eigentlich so Sinnlichem wie Essen, das in dieser Welt gleichzeitig auf etwas Technisches heruntergebrochen, aber auch zur Kunst gebracht wird.

Wie war es bei solch einem Wettbewerb dabei zu sein – haben sich der Druck und die Anstrengung auch ein wenig auf euch, das Filmteam, übertragen?

Es war eine großartige Erfahrung bei dem Wettbewerb dabei zu sein. Wir haben natürlich tierisch mit Bjarni und seinen Jungs mit gefiebert und so eine Stimmung mitzubekommen, wo mehrere 2000 Leute jubeln, weil ein Steak Medium Rare gebraten ist, ist schon auch ein einmaliges Gefühl.

Kannst Du mir mehr zum Rahmen erzählen, in dem diese Dokumentation entstanden ist?

Der Rahmen war eine ziemliche Schnapsidee, wenn du das meinst. Ich hatte einen winzigen Betrag Fördergeld auf der hohen Kante und nach dem Treffen mit Bjarnis Schwester Blut geleckt. Eigentlich hatte ich null Zeit, aber es hat mich nicht losgelassen, drum hab ich gesagt scheiß drauf. Ich hab zwei Freunde, den Kameramann Falco Seliger und die Editorin Evelyn Rack gefragt und wir haben uns in Windeseile zusammengesetzt, ein Konzept erarbeitet und Falco und ich sind erst nach Island geflogen und später roadtrip-mäßig zum Wettbewerb nach Frankreich gedüst.

Was lag Dir visuell am Herzen?

Das ist interessant, dass du das fragst. Uns war wichtig, uns optisch auf Bjarnis Alltag einzulassen und keine Beautypics von hübschem Essen und Zeitlupen von Mehlstaub zu sammeln, die dem ganzen eine Sinnlichkeit geben, die es einfach nicht hatte. Die Übungsküche und auch Bjarnis Alltag hatten etwas sehr strukturiertes, nur auf diesen Prozess ausgerichtetes und das wollten wir einfangen, ohne es dabei auszustellen. Auch der Wettbewerb hat sehr viel Sachlichkeit. Es ist quasi eher eine Sport-Doku über das Kochen, als eine klassische Kochdoku, wie man sie vielleicht erwarten würde. Was die Darstellung von Bjarnis Person betrifft war es uns sowohl visuell, als auch erzählerisch wichtig ihm nahe zu kommen, aber auch seine Grenzen zu wahren.

Das war jetzt deine zweite Dokumentation. Wendest Du dem Spielfilm immer mehr den Rücken zu? Oder magst Du beide Genre gleichermaßen?

Ich bin definitiv beiden Genres sehr zugetan. Wie es momentan aussieht wird zumindest in näherer Zukunft weiterhin der Hauptfokus im Spielfilmbereich liegen, aber Evelyn und ich arbeiten gerade auch wieder an einem dokumentarischen Film.

Hast du schon neue Projekte geplant oder in der Umsetzung? Worauf können wir uns als Nächstes freuen?

Ich bin gerade in der Fertigstellung meines Abschlussfilms von der Filmuni und ich freue mich sehr darauf wenn dieses Kind das Licht der Welt erblickt.

Die Fragen stellte Doreen Matthei

Lies auch die Rezension des Kurzfilms „Normal Stuff that People do

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