„Squid Game“ (Staffel 1, 2021)

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Serienkritik: Südkoreanische Serien sind auch in Europa seit längerer Zeit beliebt, vor allem dank des Streamingdienstes Netflix, der viele davon anbieten. Doch die Serie „Squid Games“ (OT: „오징어게임“ („Ojingeo Game“)) aus der Hand von Hwang Dong-hyuk toppte alle bisherigen Erfolge, stach andere Serien mit ähnlichen Themen aus und war in aller Munde.

Seong Gi-hun (Lee Jung-jae) ist ein plan- und mittelloser Vater, der getrennt von seiner Tochter Seong Ga-yeong (Jo Ah-in) bei seiner Mutter (Kim Young-ok) leben muss. Keiner seiner Pläne scheint aufzugehen und als er eines Tages einem Geschäftsmann begegnet, der ein Spiel mit ihm spielen will, bei dem er etwas Geld verdienen kann, ist er sofort dabei. Danach bietet dieser ihm an, bei einem noch größeren Spiel teilzunehmen, an dessen Ende der Sieger mit 45,6 Milliarden Won nach Hause gehen darf. Sofort willigt er ein und findet sich mit 455 anderen Spielern in einem Raum wieder. Dort warten sie auf das erste Spiel, das gefährlicher ist, als erwartet, und trotzdem die Personen, welche das überleben, zum Weitermachen veranlasst.

Viel wurde über die neunteilige Serie, welche seit 2021 auf Netflix verfügbar ist, geredet. Es gab u.a. Warnungen davor, dass Squid Game auf den Schulhöfen gespielt würde und es einen schlechten Einfluss auf die Jugend hätte. Dass sie erfolgreich war, verdankt sie neben einer guten Vermarktung und dem Erscheinen zur rechten Zeit auch ihrer konsequenten Erzählung. In den unbeschwerten Momenten erinnert die Serie im Prinzip an „Takeshi’s Castle“ (1986-1990), eine reale, japanische TV-Show, in der die Teilnehmer:innen sich bis zum Ende eines Parcours durchschlagen müssen. Doch in „Squid Game“ werden ausschließlich Kinderspiele gespielt. Diese sind einem westlichen Publikum nur teilweise bekannt und mit einer tödlichen Konsequenz werden diese in ihrer Unschuld pervertiert. Neben den offensichtlichen, spannungsgeladenen Erzählelementen besticht die Serie mit ihrem breiten Blick auf die südkoreanische Gesellschaft. Die Figuren sind allesamt vom Leben gebeutelt, aber was genau sie hierher hat geführt und inwieweit das ihre weiteren Handlungen bestimmt, beleuchtet die Serie genauso. Dadurch wagt sie auch einen kritischen Blick auf die südkoreanische Gesellschaft und prangert Missstände an. Dies geschieht aber eher nebenbei, so dass diese Elemente nie die Oberhand gewinnen. Eine große Schwäche auf erzählerischer Ebene ist aber leider die Auflösung, wer hinter den Spielen steckt. Die Sicht hinter die Kulissen hätte es in dieser detaillierten Form nicht gebraucht, da diese zu klischeebeladen ist und nichts zur Wirkung der Serie beiträgt. Man hat sogar das Gefühl die Serie macht es sich hier zu einfach.

derEin anderer Faktor warum die Serie sich gemausert hat, ist ihre ikonische Ausgestaltung. Mit einer starken Bildsprache, die auf klare Formen und Farben setzt, entstanden hier hoch stilisierte Innenwelten, aus welchen die Teilnehmer:innen nicht entkommen können. Die Brutalität steht dabei in einem klaren Gegensatz zu den Spielen und ihren dafür geschaffenen Kulissen. Jeder eingesetzte Pastellton wirkt wie ein böses Zwinkern auf die mögliche Tötung. Auch die Outfits der Wachen (rote Ganzkörperanzüge mit Masken, die keinerlei Regung zulassen) und die Sportanzüge der Teilnehmer:innen werden sich wahrscheinlich ins popkulturelle Gedächtnis einbrennen. In dieser Welt bewegt sich der Cast souverän, schafft es, seine Figuren ambivalent und vielschichtig anzulegen, so dass auch mal Sympathien wechseln können. Die deutsche Synchronisation ist etwas gewöhnungsbedürftig, durch diese wirken manche Figuren wie u.a. die Hauptfigur mehr ins Lächerliche gezogen. Doch im Gesamten ist „Squid Game“ zu Recht eine Sensation gewesen, vereint sie doch packende Spannung mit Gesellschaftskritik, macht stets neugierig auf die nächste Folge mit dem nächsten Spiel und konnte somit schnell zur Must-See-Nummer Eins werden, auch wenn es womöglich nicht der beste Import aus Südkorea ist.

Fazit: „Squid Game“ ist eine südkoreanische Serie, welche in ihrer ersten Staffel mit packenden Ideen, viel Spannung, ambivalenten Figuren und einer Prise Gesellschaftskritik in neun Folgen ihre Geschichte auserzählt. Auch wenn gerade die Auflösung eher unbefriedigend ist, lässt einen die Serie bis zum Schluss nicht los und konnte so Millionen Zuschauer:innen begeistern.

Bewertung: 4/5

Trailer zur Staffel 1 der Serie „Squid Game“:

geschrieben von Doreen Matthei

Quellen:

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