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Julie (Renate Reinsve) stehen mit ihrem guten Schulabschluss alle Möglichkeiten offen, wie ihr Leben in Norwegens Hauptstadt Oslo aussehen soll. So entscheidet sie sich zunächst für ein Medizinstudium, wechselt dann zum Psychologie, um dann ihre Liebe zur Fotografie zu entdecken. Auch in ihren Beziehungen ist sie etwas unstet, zwar bindet sie sich an den älteren Comiczeichner Aksel (Anders Danielsen Lie), doch als ihr Eivind (Herbert Nordrum) auf einer Feier begegnet, fragt sich Julie, wer besser zu ihr passt.
Der Regisseur und Autor Joachim Trier (*1974) machte mit seiner düsteren Coming-of-Age-Geschichte „Thelma“ (2017) mit eingebundenen Genre-Elementen auf sich aufmerksam. Nun erzählt er in seinem neuesten Film, für den er zusammen mit Eskil Vogt das Drehbuch geschrieben hat, von der heutigen Generation junger Menschen, denen aufgrund einer guten Schulbildung und einem sicheren Umfeld alle Türen offen stehen. Anhand seiner Protagonistin Julie berichtet er von den Schwierigkeiten, die das mit sich bringen kann. So ist es nicht nur das Portrait einer fiktiven Figur, die mitnichten der schlimmste Mensch der Welt ist, aber sich manchmal so fühlt, sondern das Portrait einer ganzen Generation. Wie führt man ein unbestimmtes, freies Leben? Wie soll man sich bei so vielen Möglichkeiten entscheiden, was man das ganze Leben machen will oder mit wem man bis zum Ende zusammen sein möchte? Julie ist für solche Fragen genau die richtige Verkörperung. Ihr Zögern und Schwanken wird vielen vertraut vorkommen und trotzdem hat man Lust ihr manchmal ein bisschen auf die Sprünge zu helfen. Dabei schafft es Trier immer wieder, den richtigen Ton zu treffen, und auch wenn in diesem Film nichts Weltbewegendes passiert, bleibt man gern dabei. Das verdankt der Film neben seiner sehr guten Umsetzung, hier fallen besonders die Kameraführung und der Musikeinsatz auf, auch seinem gut zusammengestellten Cast. Allen voran Renate Reinsve als Julie. Sie schafft es, auch wenn ihr Charakter von Zeit zu Zeit etwas zu sprunghaft ist, die Geschichte zu tragen und dieser Generation ein Gesicht zu geben.
Fazit: „Der schlimmste Mensch der Welt“ war der norwegische Beitrag der 94. Oscarverleihung und überzeugte als Portrait einer Generation junger Menschen, die ihren Platz im Leben suchen. Hervorragend besetzt und lebensnah in Oslo als Schauplatz umgesetzt, überzeugt der Spielfilm von Joachim Trier, auch wenn er keine der begehrten Trophäen gewinnen konnte.
Bewertung: 7/10
Kinostart: 2. Juni 2022 / DVD-Start: –
Trailer zum Film „Der schlimmste Mensch der Welt“:
geschrieben von Doreen Matthei
Quellen:
- Website des Films „The Worst Person in the World“
- Wikipedia-Artikel über den Film „Der schlimmste Mensch der Welt“
- Sebastian Seidler, ‚Kritik zu Der schlimmste Mensch der Welt | epd Film‘, epd-film.de, 2022
- Daniel Moersener, ‚“Der schlimmste Mensch der Welt”: Kleine Stunden, große Gefühle‘, zeit.de, 2022