„Divine Factory“ (2022)

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Filmkritik: Die amerikanische Dokumentation „Divine Factory“ von Joseph Mangat, die auf dem 65. DOK Leipzig 2022 seine Weltpremiere feierte, erzählt in 120 Minuten von den Menschen, die in einer der größten Fabriken von Philippinen arbeiten, in der religiöses Merchandise hergestellt wird.

In der Firma TML Holy Crafts in der philippinischen Hauptstadt Manila werden jedes Jahr tausende religiöse Devotionalien, Andenken und auch Kitsch für all die gläubigen Katholiken des Landes und auch für den internationalen Verkauf produziert. Auf mehreren Ebenen entstehen hier die kleinen bis überdimensionierten Skulpturen mit religiösen und weihnachtlichen Motiven. Vom Formguss bis hin zur finalen Bemalung findet alles unter einem Dach statt. Dort arbeiten viele Mitarbeiter:innen, die teilweise schon seit Jahren im Unternehmen sind, um die tausenden Artikel, u.a. den absoluten Verkaufsschlager ‚Schlafender Joseph‘ herzustellen. 

Der amerikanische Regisseur Joseph Magnat hatte ursprünglich die Idee einen Film über die philippinische Diaspora in den USA zu machen. Bei seinen Recherchen kam er zu der titelgebenden Firma, die nach dem damals 2015 einen absoluten Aufschwung in der Produktion hatte, da Papst Franziskus darüber sprach, dass er eine kleine Statue des ‚Schlafenden Joseph‘ auf seinem Schreibtisch hat und schon wollten alle diese Figur ebenfalls haben. Das kurbelte die Produktion nochmal an. Fasziniert von der Maschinerie dieser Fabrik und ihren Arbeiter:innen entschloss sich Magnat einen Film nur über diese Fabrik zu machen. Er kehrte über drei Jahre hinweg immer wieder an diesen Ort zurück, so dass eine Dokumentation entstand, die den Protagonist:innen über eine längere Zeit folgte. So bekam Einblicke in ihre Arbeit sowie ihrem Privatleben. Dabei kommt ein zusätzliches Thema des Films ins Spiel. An diesem Ort arbeiten viele aus der LGBTQ+-Gesellschaft, die trotzdem tief religiös verwurzelt sind. Wie das zusammen passt, ergründet der Film genauso wie die einzelnen Produktions- und Vertriebsebenen der Firma. Gleichzeitig wirft der Film Fragen nach dem Umgang mit Devotionalien und dem Zusammenhang mit der eigenen Religiosität auf. So entstand ein durch und durch interessanter Film, der sich mit vielen Themen gleichzeitig beschäftigt und gelungene Einblicke in die Lebens- und Arbeitswelt Philippinen bietet. 

Fazit: „Divine Factory“ ist eine zweistündige Dokumentation über eine Firma in Manila, Philippinen, die massenweise religiöse Produkte herstellt. In seinem Film bündelt der Regisseur Joseph Magnat viele verschiedene Themen wie den Umgang mit religiösen Andenken, Produktionsketten, Arbeitsbedingungen und die Stellung der LGBTQ+-Gemeinschaft auf der Insel. So entstand eine rundum spannende Doku, die dazu einlädt, sich mehr mit diesen Themen zu beschäftigen. 

Bewertung: 8/10

Trailer zum Film „Divine Factory“:

geschrieben von Doreen Kaltenecker

Quellen:

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