Sechs Fragen an Noah Erni

Doreen Kaltenecker
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Interview: Im Gespräch mit dem Regisseur und Animationskünstler Noah Erni konnten wir mehr über seinen Kurzfilm „The Invention of Less“, der auf dem 30. Internationalen Trickfilm Festival Stuttgart 2023 (ITFS) im ‚Internationalen Wettbewerb‘ lief, erfahren, an wen er sich mit seinem Film richtet und ob er mit diesem Animationsfilm seinen persönlichen Stil gefunden hat. 

Wie entstand Dein Kurzfilm zum Thema Klimakrise?

Den Film haben wir im Jahr 2021 gemacht für einen Kurzfilmwettbewerb des Films-for-Future-Filmfestivals in Zürich, welches damals aufgerufen hatte, dreiminütige Kurzfilme zur Frage „Es ist Klimakrise – wie kommen wir da raus?“ zu machen. Daraufhin habe ich eine kurze Geschichte von der Eisbärin entwickelt, die wir dann zu viert umgesetzt haben.

In welchem Rahmen und Teamgröße habt ihr den Film realisieren können?

Die Produktion des Films ging relativ schnell. Nachdem ich ein Skript geschrieben und das Storyboard gezeichnet hatte, hat Jane Mumford den Text eingesprochen. Jane ist vor allem bekannt als Comedian und Kabarettistin, ist aber ebenfalls Animatorin und betreute bereits meine Abschlussarbeit an der Hochschule, wo sie auch unterrichtet. Danach haben wir zu dritt – mit Marion Täschler und Marco Ellensohn – den Film animiert. Wir waren damals alle gerade fertig mit unserem Studium, es war Corona und wir hatten sonst keine Arbeit: Daher hatten wir alle Zeit, beim Projekt mitzuwirken. Mit Postproduktion und Sounddesign waren wir schlussendlich ca. einen Monat mit dem Projekt beschäftigt.  

Mit viel Humor und paar kreativen Ideen packst Du das Thema an – an wen hast Du gedacht, richtet sich dabei dein Film vor allem?

Mich persönlich frustriert es immer wieder, wenn ich sehe, wie mittlerweile die meisten davon überzeugt sind, dass es einen Klimawandel gibt und dass wir etwas tun müssen, gleichzeitig aber nicht auf die Reihe kriegen, etwas dagegen zu tun. Das liegt ja unter anderem auch daran, dass wir auf nichts verzichten wollen. Und davon bin ich selbst auch nicht ausgeschlossen. Indem in „The Invention of Less“ nun aus der naiven Sicht der Eisbärin unsere Art zu Leben betrachtet wird, wollte ich unsere absurde Lebensweise thematisieren. Durch den kindlichen Stil und den humorvollen Umgang wollte ich aber gleichzeitig vermeiden, dass der Film einen zu moralisierenden Ton erhält. 

Kannst Du mir noch ein bisschen mehr zu den Animationen erzählen? Würdest Du sagen, Du hast Deinen Stil gefunden?

Ich versuche, in meinen Projekten jeweils neue und verschiedene Stile auszuprobieren. „The Invention of Less“ unterscheidet sich dahingehend auch stark von meinem vorherigen Film „The Tale of the Green Cheese“  – in Gestaltung, Genre und Machart. Für mich ist es eher entscheidend zum richtigen Projekt, die passende Bildsprache zu finden. Mein neuestes Projekt wird beispielsweise stilistisch stark anders aussehen.

Kannst Du mir noch ein bisschen mehr von Dir erzählen und wie Du zum Film gekommen bist?

Animationen haben mich schon lange interessiert und ich habe in meiner Jugend auch sehr viel Zeit mit Cartoons verbracht. Ich habe dann aber zuerst Soziologie und Philosophie in Zürich studiert. Nach meinem Bachelor entschied ich mich dann aber Animationsfilm an der Hochschule für Design und Kunst Luzern zu studieren und habe dann 2020 mein Studium abgeschlossen. Seitdem arbeitete ich zusammen mit Marion Täschler in unserem gemeinsam gegründeten Studio “Studio uuuh!” als Animator und Filmemacher.

Sind bereits neue Projekte geplant?

Zur Zeit arbeite ich an einem neuen Kurzfilm über eine obskure Lebensmittelvergiftung, die sich am Internationalen Vegetarier Kongress 1999 in einem kleinen Dorf im Kanton St. Gallen ereignet hat. Der Film wird eine Art True-Crime-Dokumentation. Voraussichtlich wird er 2024 fertig sein.

Die Fragen stellte Doreen Kaltenecker

Lies auch die Rezension des Kurzfilms „The Invention of Less

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