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216 Seiten / Deutscher Taschenbuch-Verlag
Der Texaner Joe Buck macht sich eines Tages auf nach New York City. All sein Hab und Gut passt in einen Koffer und er möchte endlich in der Metropole das große Geld verdienen. Sein Plan ist es, ein Callboy für die gut betuchten Damen zu werden. Angekommen in dieser großen Stadt, weiß er nicht, wie er das genau angehen soll und trifft auf Rizzo, der ihm womöglich zeigen kann, wie der Hase hier läuft.
Der 1927 in Detroit geborene Autor James Leo Herlihy, der sein Debüt „All Fall Down“ 1960 veröffentlichte, hatte mit seinem zweiten Roman „Mitternachts-Cowboy”, der fünf Jahre später herauskam, einen enormen Erfolg. Dazu trug auch noch einmal die Verfilmung von John Schlesinger aus dem Jahr 1969, der dann auch noch drei Oscars gewinnen konnte, bei. Der Roman selbst ist schmal und erzählt auf seinen 216 Seiten die Geschichte eines naiven Mannes, der immer wieder aufsteht, nachdem er einen Schicksalsschlag nach dem anderen erleidet. Doch nicht nur diese Entschlossenheit, sich nicht vom Leben kleinkriegen zu lassen, macht den Roman aus. Besonders ist auch die Männerfreundschaft. Dabei ist man gleichermaßen fasziniert von der Bande, die auch nach einem anfänglichen Vertrauensbruch noch so entstehen kann. Doch dabei weiß Herlihy jeglichen Kitsch zu umschiffen. Hinzu kommt, dass er seine Geschichte in einem äußerst authentischen Setting angesiedelt hat: Das New York der 1960er Jahre wird hier mit all seinen hässlichen Seiten unverblümt eingefangen, doch schafft er es gleichzeitig auch zu zeigen, warum diese Stadt ein Sehnsuchtsort vieler Menschen ist. So entstand hier ein lesenswerter, unpathetischer Roman, der sich wie das reale Leben anfühlt und gleichzeitig eine ungewöhnliche Freundschaft ins Zentrum setzt. Schade, dass nach diesem Roman die Karriere von Herlihy fast beendet war, denn danach sollte nur noch ein Roman („The Season of the Witch“ (1971)) herauskommen, bevor 1993 er im Alter von 66 Jahren Selbstmord beging.
Fazit: „Mitternachts-Cowboy“ ist ein lohnenswerter Roman des eher unbekannten Autors James Leo Herlihy. Er schildert darin in unpathetischen Weise das harte New Yorker Leben der 1960er Jahre und den Wert von Freundschaft. Ihm ist auf nur wenigen Seiten ein eindringlicher und berührender Roman gelungen, der auch 50 Jahre nach seiner Entstehung noch wunderbar funktioniert.
Bewertung: 4/5
geschrieben von Doreen Kaltenecker
Quellen:
- Wikipedia-Artikel über den Film „Asphalt-Cowboy“
- Peter Henning, ‚“Midnight Cowboy” von James Leo Herlihy‘, spiegel.de, 2018
- Wikipedia-Artikel über den Autor James Leo Herlihy (englisch)
- Wikipedia-Artikel über den Roman „Midnight Cowboy“ (englisch)