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Die Supermarktverkäuferin Annika (Stefanie Reinsperger) führt ein bescheidenes Leben. Wenn sie ihre Zeit nicht mit ihrer Kollegin Karo (Julia Franz Richter) verbringt, geht sie in die Schwimmhalle und übt für ihren Traum. Denn sie spart auf eine ultimative Meerjungfrauflosse. Doch als sie Marc (Nico Ehrenteit) kennenlernt und auch ihr Vater (Karl Fischer) einfach in ihre Wohnung einzieht, stellen sich ihr immer mehr Hindernisse in den Weg, sich ihren Wunsch zu erfüllen. Hinzu kommt eine strenge Chefin Misses Biber (Inga Busch), die mit einer möglichen Kündigung droht. Wie soll Annika so nur das Geld zusammen bekommen?
Die Regisseurin Franziska Pflaum, die zusammen mit Christiane Kalss das Drehbuch schrieb, schuf mit ihrem 91-minütigen Debüt eine wunderbare Geschichte über das Ausbrechen aus einem Leben, was einem scheinbar von anderen diktiert wird. Die Hauptfigur ist ein Spielball ihres Umfeldes, die sich trotz ihrer Schlagfertigkeit nicht gegen die Schmarotzer wehren kann. Doch trotz dieser Schwäche ist einem die Figur sofort sympathisch, man fühlt sich schnell in die Situation rein und lässt Fragen aufkommen, wie man sich selbst verhalten würde. So bleibt man auch gern an ihrer Seite, fiebert mit ihr mit und hofft trotz eines hohen Realitätsanspruchs natürlich auch auf ein Happy-End.
Die österreichische Regisseurin Franziska Pflaum (*1987) fand für ihre Geschichte eine gelungene Bildsprache. Nah an der Authentizität findet sie trotzdem den Raum für beinahe magische Szenen, in denen Annika sich an einen besseren Ort träumt. Aber auch der Alltag wird immer wieder durch Stilisierung und Überhöhungen aus dem Alltagsgrau ins Cineastische entrückt. So dass man ahnt, dass trotz aller Strapazen ein glückliches Ende der Heldin bevorstehen kann. Der andere Clou ist die Besetzung: Stefanie Reinsperger als Annika ist ein absoluter Hauptgewinn. Mit so viel Liebenswürdigkeit, Authentizität und einer frechen Schnauze spielt sie sich in die Herzen des Publikums. Mit ihr nimmt man jede Hürde und sieht die Welt aus ihren Augen. So kann man auch erkennen, warum sie sich so schlecht gegen die Nutznießer:innen ihres Lebens, die hervorragend u.a. von Julia Franz Richter („Rubicon“ (2022)) und Nico Ehrenteit („Im Westen nichts Neues“ (2022)) dargestellt werden, wehren kann. So gelang Pflaum ein gelungenes Debüt, das nun in den österreichischen Kinos anläuft und hoffentlich bald auch einen deutschen Kinostart bekommt.
Fazit: „Mermaids don’t cry“ ist das Spielfilmdebüt der Regisseurin Franziska Pflaum, die darin die Geschichte einer Alltagsheldin erzählt, die ihren Traum trotz aller Widrigkeiten verfolgt. Dabei schafft es Pflaum die richtige Balance zwischen cineastischer Überhöhung und realitätsnaher Geschichte zu finden und besticht mit einer sympathischen Heldin, einer tollen Hauptdarstellerin und einem stimmigen, filmischen Gewand.
Bewertung: 8/10
Kinostart: 7. Juli 2023 (Österreich)
Trailer zum Film „Mermaids don’t cry“:
geschrieben von Doreen Kaltenecker
Quellen:
- 56. Internationale Hofer Filmtage 2022 – Katalog (Programm ‚drive‘)
- Eintrag des Films „Mermaids don’t cry“ bei der Produktionsfirma Prisma Film
- Karin Schiefer, ‚«Wann fangen wir alle eigentlich zu leben an?»‘, austrianfilms.com, 2022
- Blickpunkt:Film, ‚Hof feiert das Genrekino‘. blickpunktfilm.de, 2022
- Christine Dankbar, ‚Hofer Filmtage: Meerjungfrauen, Endzeit im All und Ohrfeigen von Eva Mattes‘, berliner-zeitung.de, 2022