Sieben Fragen an Jessica Meier, Kilian Feusi und Sujanth Ravichandran

Doreen Kaltenecker
Letzte Artikel von Doreen Kaltenecker (Alle anzeigen)

Interview: Im Gespräch mit den Regisseur:innen Jessica Meier, Kilian Feusi und Sujanth Ravichandran konnten wir mehr über ihren Kurzfilm „Pipes“, der im Programm ‚Young Animation‘ des 30. Internationalen Trickfilm-Festivals Stuttgart 2023 (ITFS) lief, erfahren, wie die Geschichte zu ihnen fand und was ihnen bei der Bildsprache und auch auf Soundebene wichtig war.

Wie entstand die Idee zu „Pipes“? Warum habt ihr es in diesem Club angesiedelt?

Die Filmidee entsprang ursprünglich persönlichen Erlebnissen und Eindrücken eines der Regisseure (Kilian), der mit der schwulen Fetischcommunity konfrontiert wurde. Später wurde daraus eine Geschichte entwickelt, mit der wir uns alle identifizieren konnten.

In welchem Rahmen ist euer Film entstanden? Und wie kam es zu eurer Zusammenarbeit?

Der Film entstand im Rahmen unserer Bachelorarbeit im Studiengang Animation an der Schule für Design und Kunst in Luzern. Kilian präsentierte die Filmidee vor unserer damaligen Klasse und den Lehrpersonen. Anhand ihrer Auswertungen und persönlichen Einschätzungen wurde entschieden, welches Projekt von wem umgesetzt wird. Wir haben uns zusammengeschlossen, da dieses Projekt unseren individuellen Vorstellungen für das Abschlussjahr entsprach. 

Könnt ihr mir ein bisschen mehr von eurem visuellen Konzept erzählen – wie kamen die Bilder, zu der Geschichte, warum ist er ein Bär und warum ist alles Schwarz-Weiß?

Wir begannen mit einem umfassenden Brainstorming, basierend auf dem groben Konzept der Präsentation. Dabei zeichneten und entwarfen wir zahlreiche Bilder und Keyframes. Anschließend wählten wir unsere Favoriten aus und fügten sie zu einer groben Geschichte zusammen. Diese wurde dann in weiteren Schritten immer weiter verfeinert. Der Stil und das Design vieler Figuren standen von Anfang an fest. Das Schwarz-Weiß und der starke Kontrast erinnerten uns an Materialien wie Leder und Latex. Die dadurch entstehenden markanten Schattensituationen unterstützen die gewünschte Atmosphäre des Clubs, die wir vermitteln wollen. Der Bär gefiel uns aufgrund seiner naiven und einladenden Formensprache, als Kontrast zu den anderen Figuren im Club. Gleichzeitig ist er eine versteckte Anspielung auf die Bären-Community in der Schwulenszene.

Hattet ihr Vorbilder, auf die ihr referenziert?

Unsere Inspiration bezog sich einerseits auf moderne Cartoons wie „Adventure Time“, aber vor allem auf animierte Klassiker der 30er-Jahre wie „Betty Boop“ und andere skurrile Fleischer-Filme. Auch Anime-Serien und -Filme waren eine Quelle der Inspiration, insbesondere in Bezug auf die Animation. 

Könnt ihr mir noch ein bisschen mehr zum Sound erzählen und warum ihr komplett auf Sprache verzichtet?

Der Sound ist hauptsächlich unseren großartigen Sounddesignern und Musikern zu verdanken. Wir haben sie ihre Kreativität ausleben lassen, zum Beispiel haben die Musiker für einen Track einen Vibrator gesampelt. Wir entschieden uns gegen Dialoge, um den Film universeller zu gestalten. Zudem hielten wir uns an das Prinzip ‚Show, don’t tell‘, das besagt, dass Inhalte primär durch Bilder vermittelt werden sollten, anstatt sie auszusprechen oder aufzuschreiben. 

Könnt ihr noch kurz erzählen, wie ihr zum Film gekommen seid?

Wir alle sind Filmfans, insbesondere im Bereich Animation/Zeichentrick. Gleichzeitig waren wir schon immer leidenschaftlich am Zeichnen und Gestalten interessiert. Diese Kombination führte uns zum Zeichentrickfilm.

Sind bereits neue Projekte – allein oder zusammen – geplant?

Zunächst einmal planen wir, unsere eigenen Projekte umzusetzen. Seit unserem gemeinsamen Abschluss haben sich unsere Wege getrennt. Kilian ist dabei, Ressourcen für ein mögliches Filmprojekt zu sammeln und Jessica arbeitet an verschiedenen Freelance- und privaten Projekten und entwickelt ebenfalls für die Zukunft eigene Kurzfilmideen. Eins steht fest: Wir fühlen uns nach wie vor sehr wohl im Kurzfilmbereich und es mangelt uns nicht an Ideen und Motivation!

Die Fragen stellte Doreen Kaltenecker

Lies auch die Rezension des Kurzfilms „Pipes

Kommentar verfassen