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Julia (Julie Ledru) träumt davon, ein Teil der Crew von illegalen Motorrad-Rennfahrer:innen zu werden, die im sommerlichen Bordeaux immer wieder zusammenfinden, um ihre waghalsigen Fahrkünste unter Beweis zu stellen. Als sich ein Unfall ereignet, ist das ihre Chance, sich zu beweisen und ein Teil der Gruppe zu werden. Angeführt wird diese von Dom (Sébastien Schroeder), der seine Fahrer auch zu Diebstählen anhält. Als dieser ins Gefängnis muss, greift Julia dessen Frau Ophélie (Antonia Buresi) unter die Arme. Zwischen den beiden Frauen entspinnt sich ein zartes Band und mit der Zeit hinterfragen sie ihre eingenommenen Rollen.
Dass der Film die Zuschauer:innen so gut mitnimmt, liegt auch an der gelungenen Auswahl der Hauptdarstellerin. Julie Ledru ist selbst Stuntfahrerin und lebt die Rolle der Julia, bei der bestimmt auch persönliche Merkmale der Darstellerin eingeflossen sind, perfekt. Sie braucht nicht viele Worte, um ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen und um klar zu machen, dass sie in der Welt, in der sie sich bewegt, als weniger wertig empfunden wird. Besonders gelungen ist die zarte Freundschaft zu Ophélie, der Frau des Bosses. Diese wird von der Antonia Buresi, die auch das Drehbuch mitgeschrieben hat, hervorragend dargestellt und symbolisiert die klassische Rolle der Frau in diesem Gefüge. Man merkt dem Spiel aller Darsteller:innen auch den Realitätsanspruch an, der die Stimmung des Filmes maßgeblich prägt. Dazu findet Quivoron die richtigen Bilder. Die Farben sind zurückhaltend, die Stimmung meist eher dämmrig und die Stunts in aller (beeindruckender) Natürlichkeit eingefangen. So entstand ein durch und durch sehenswertes Spielfilmdebüt, das sich mit einem Sport genauso beschäftigt wie mit dem Zusichselbstfinden und den Missständen in patriarchalischen Systemen.
Fazit: „Rodeo“ ist der Debütspielfilm der Fotografin und Filmemacherin Lola Quivoron, die darin eine realitätsnahe Geschichte einer jungen Frau erzählt, die ihren Platz im Leben sucht. Dafür wählt sie einen beinahe dokumentarischen Ansatz, ein Umfeld, das zudem die Auseinandersetzung mit der männerdominierten Szene verknüpft und gelungene Stuntszenen zwischen Illegalität und Freiheit.
Bewertung: 7/10
Kinostart: 13. Juli 2023
Trailer zum Film „Rodéo“:
geschrieben von Doreen Kaltenecker
Quellen:
- 29. Internationales Filmfest Oldenburg 2022 – Katalog (Programm ‚Internationaler Wettbewerb‘)
- Eintrag des Films „Rodeo“ bei der Uni France
- Wikipedia-Artikel über den Film „Rodeo“
- Scott Roxborough, ‚Director Lola Quivoron on Embedding Herself in France’s Underground Dirt-Bike Scene for Cannes Award-Winning Debut ‘Rodeo’‘, hollywoodreporter.com, 2022