28. Slamdance Film Festival 2022

Doreen Kaltenecker
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20.-30. Januar 2022 / Park City, Utah

Slamdance Film Festival

Festivalbericht: Das amerikanische Slamdance Film Festival, eines der großen Indie-Festivals, was jedes Jahr in den ersten Monaten in Park City, Utah, stattfindet, fand auch in seiner 28. Ausgabe vom 20. bis 30. Januar 2022 erneut online statt, so dass man auch fernab der Staaten die Möglichkeit hatte, sich 28 Lang- und 79 Kurzfilme aus zahlreichen Ländern anzusehen, aus denen dann die Jury zwölf Gewinnerfilme kürte.

Das Wunderbare am Slamdance ist die Bandbreite an Filmen, welche das Festival zu bieten hat. So ist hier nicht ein Genre oder eine Erzählform besonders stark vertreten, sondern man kann sich als Zuschauer:in aus einer großen Vielfalt. Auch Freunde des Spielfilms konnten hier aus 19 Lang- und 56 Kurzfilmen wählen. Als großer Sieger ging der Film „Hannah Ha Ha“ von Jordan Tetewsky und Joshua Pikovsky hervor, der gleich zwei Preise – den Narrative Feature Grand Jury Prize und den Slamdance Acting Award für Hannah Lee Thompson – gewinnen konnte. Der Film erzählt von der Orientierungslosigkeit und Jobsuche einer jungen Frau, die eigentlich sehr glücklich ist, wenn die Dinge so bleiben würden wie sie sind. Das Publikum wählte „Civil Dead“ von Clay Tatum zu seinem Favoriten, dieser berichtet von einer ungewöhnlichen Freundschaft zu einem Geist. Als Bester Kurzspielfilm wurde der mysteriöse „Ratking“ von Eric Colonna gewählt. Weiterhin fanden sich viele weitere ungewöhnliche und bewegende Kurzfilme im Programm. Heraus stachen der schweizer Kurzfilm „Fish Fingers“ von Lars Mulle, der melancholische „In the Jam Jar“ und der bissige „See you Garbage!“ von Romain Dumont.

Auch der dokumentarische Sektor bot viele interessante Lang- und Kurzfilme. So konnte man u.a. den bewegenden, iranischen Film „Doggy Love“ von Mahmoud Ghaffari entdecken. Als Bester Dokumentarkurzfilm wurde der Kurzfilm „The Ritual of Beauty“ ausgezeichnet. Die Regisseurin Sasha Levinson, welche in ihrem Film „Sylvie of the Sunshine State“ ihre Familie in der Corona-Zeit filmisch begleitete, gewann den Preis George Starks Spirit of Slamdance Award Winner. Der Gewinner des Publikumspreises war „Iron Family“, der von einer jungen Frau mit Down-Syndrom handelt, die ihr originelles Theaterstück in einer Bergbaustadt aufführt. Auch der Gewinnerfilm des Grand Jury Prize – „Forget me Not“ – beschäftigte sich mit dem Thema Inklusion. Diese ist im Allgemeinen beim Slamdance schon seit zwei Jahren ein wichtiger Bestandteil, u.a. mit der Filmreihe ‚Unstoppable‘, die auf viele verschiedene Weisen von und über Menschen mit sichtbaren und nicht sichtbaren Einschränkungen erzählen. Hier gewann der sympathische Film „Straighten Up And Fly Right“ von Kristen Abate und Steven Tanenbaum den Hauptpreis und der einfühlsame Animationsfilm „Freebird“ von Michael Joseph McDonald, Joe Bluhm und Nicholas Herd gewann den Kurzfilmpreis. 

Schön ist es auch das stets der Animations- und der Genrefilm auf dem Festival nicht zu kurz kommen. Unter den Animationsfilmen konnte den Julia Orlik für „I’m here“ den Grand Jury Prize gewinnen und der großartige Animadok „My Parent, Neal“ von Hannah Saidiner wurde mit dem CreativeFuture Innovation Award ausgezeichnet. Aber es gab noch viele weitere Highlights zu entdecken. Sei es ein kurzer Google-Earth-Film („Sensual Pill“) oder die beiden Stop-Motion-Filme „Somebody Take the Wheel“ und „Oldboy’s Apples“ von Brad Hock, der eine Geschichte voller okkulter Symbole aber auch von Freundschaft erzählt. Doch nicht nur hier wurde das Genre-Herz glücklich gemacht, sondern auch mit dem kompletten Programm ‚Department of Anarchy‘. Hier konnte man Genre-Filmchen wie „Your Houseplants Are Screaming“ von Benjamin Roberds oder „Return of the Action Man“ von Scott Peters sichten. Besonders in Erinnerung geblieben ist aber die Doku-Fiktion „Little Berlin“ von Kate McCullen, welche eine Geschichte, gesprochen von Christoph Waltz, von einem traurigen Stier erzählt, der durch den deutschen Mauerbau von seiner Herde getrennt wurde.

Auch Serien (als Beste Serie wurde „The Ember Knight Show: Getting Mad” gekürt) oder CGI-Spielereien gab es zu entdecken. Zusätzlich konnte man in der Reihe ‚Breakouts‘, die seit vier Jahren Filme, die ihre eigene Vision vertreten, zeigt, den mit dem Hauptpreis ausgezeichneten „Killing the Eunuch KHAN“ sehen. Auch war der Experimentalfilm in vielen Reihen vertreten und hier wurde der Film „Chameleon“ ausgezeichnet. Der ruhige Animationsfilm „Compositions for Understanding Relationships“ stach dabei ebenfalls heraus, denn er schaffte es mit ungewöhnlichen Bildern, ohne Worte und mit popkulturellen Anspielungen von der Liebe zwischen zwei Männern zu erzählen. 

Fazit: Auch in diesem Jahr bot die 28. Ausgabe des Indie-Filmfestivals Slamdance eine bunte Bandbreite an Filmen, die dank des Streaming-Angebots weltweit zu entdecken war. Dabei war das Festivals in vielen Genres und Erzählarten zuhause, so dass man oft überrascht, bewegt oder einfach nur sehr gut unterhalten wurde. 

Trailer des 28. Slamdance Film Festival 2022

geschrieben von Doreen Matthei

Alle im Bericht erwähnten Filme

  • Doggy Love“ (OT: „Doggy Love“, Iran, 2022, Regie: Mahmoud Ghaffari)
  • „Sylvie of the Sunshine State“ (USA, 2022, Regie: Sasha Levinson)
  • „Chameleon“ (Regie: Ima Iduozee and Jaamil Olawale Kosoko)
  • „Compositions for Understanding Relationships“ (USA, 2022, Regie: David De La Fuente)
  • Fish Fingers“ (Schweiz, 2022, Regie: Lars Mulle)
  • „Forget Me Not“ (Regie: Olivier Bernier)
  • „Freebird“ (Kanada/USA, 2022, Regie: Michael Joseph McDonald, Joe Bluhm, Nicholas Herd)
  • „Hannah Ha Ha“ (Regie: Jordan Tetewsky and Joshua Pikovsky)
  • „In the Jam Jar“ (Kanada, 2022, Regie: Colin Nixon)
  • „Iron Family“ (Regie. Patrick Longstreth)
  • „It’s Coming It’s Real“ (USA, 2022, Regie: Alexia Oldini, Steven Gray)
  • I’m Here“ (Polen, 2020, Regie: Julia Orlik)
  • „Killing the Eunuch KHAN“ (Regie: Abed Abest)
  • Little Berlin“ (Frankreich, 2020, Regie: Kate McCullen)
  • My Parent, Neal“ (USA, 2022, Regie: Hannah Saidiner)
  • Oldboy’s Apples“ (USA, 2022, Regie: Brad Hock)
  • Ratking“ (USA, 2022, Regie: Eric Colonna)
  • Return of the Action Man“ (USA, 2021: Regie: Scott Peters)
  • See you Garbage!“ (Kanada, 2022, Regie: Romain Dumont)
  • Sensual Pill“ (Griechenland, 2022, Regie: Sam3)
  • „Somebody Take the Wheel“ (USA, 2022, Regie: Kenzie Sutton)
  • „Straighten Up And Fly Right“ (Regie: Kristen Abate and Steven Tanenbaum)
  • „The Civil Dead“ (Regie. Clay Tatum)
  • „The Ember Knight Show: Getting Mad” (USA, 2022, Regie: Bobby McCoy)
  • „The Ritual to Beauty“ (Regie: Shenny de Los Angeles and Maria Marrone)
  • Your Houseplants Are Screaming“ (USA, 2022, Regie: Benjamin Roberds)

Rezensionen zu Filmen, die auf dem 28. Slamdance Film Festival 2022 gelaufen sind

Quellen:

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