27. Slamdance Film Festival 2021

Doreen Kaltenecker
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12.-25. Februar 2021 / Online

Festivalbericht: Das Independent Filmfestival Slamdance fand wie viele andere Festivals dieses Jahr online statt. So stand die 27. Ausgabe einem weltweiten Publikum zur Verfügung und präsentierte in 12 Programmen 24 Langfilme sowie 107 Kurzfilme und begeisterte mit einer vielfältigen Mischung aus Dokumentar- und Spielfilmen sowie experimentellen und animierten Beiträgen.

Das in Kalifornien ansässige Festival findet immer parallel zum Sundance Festival in Kalifornien statt und bietet jährlich unabhängigen und meist unbekannten Filmemachern eine Bühne. Über das Slamdance machten sich u.a. Christopher Nolan („Dunkirk“ (2017), „Tenet“ (2020)) und Marc Forster („Christopher Robin“ (2018)) einen Namen. Im Wettbewerb um den besten Film dürfen dabei nur Erstlingswerke und Filme mit einem Budget von weniger als eine Million Dollar antreten. In diesem Jahr gewann der taiwanesische Filmemacher KEFF für seinen 46-minütigen Spielfilm „Taipei Suicide Story“ den Grand-Jury-Preis Spielfilm. Dieser Film erzählt eine anrührende aber nie kitschige Begegnung zwischen einem Angestellten eines Selbstmordhotels und einem Gastes. Der Film konnte zudem auch den Publikumspreis gewinnen sowie den Preis für den Besten Darsteller. Im Dokumentarfilmbereich konnte der Film CODE NAME: Nagasaki“ den Grand-Jury-Preis gewinnen und der sympathische „Holy Frit“ erhielt den Publikumspreis. Im zweiten Film berichtet der Regisseur Justin Monroe von der langjährigen Arbeit des Künstlers Tim Carey, das größte Buntglasfenster der Welt herzustellen. Auch der Dokumentarfilm „Kenny Scharf: When Worlds Collide“, über den ehemaligen Wegbereiter Keith Harings und Jean-Michel Basquiat war ein gelungener Beitrag des Festivals. Unter den Langfilmen wurden noch zwei weitere Preise vergeben, sodass insgesamt sieben Trophäen verteilt wurde. 

Auch im Kurzfilmbereich wurden viele Auszeichnungen vergeben. Unter den Beiträgen stach der Animationsfilm „Opera“ heraus, der mit einer sehr entfernten Draufsicht die Ereignisse in einer mysteriösen Pyramide einfängt. Der Regisseur Erick Oh wurde dafür mit dem CreativeFuture Innovation Award ausgezeichnet. Der Grand-Jury-Preis für die beste narrativen Spielfilm ging an In France Michelle is a Man’s Name“ – einen einfühlsamen Film über eine Familie, die mit der Transition ihres Sohnes zu leben lernt. Der Preis für den besten Experimentalfilm ging an den deutschen Beitrag „Passage“ von Ann Oren, in der ein Foley-Artist immer mehr mit seiner Aufgabe verschmilzt. „Return to the Peach Blossom Wonderland“ wurde als ‚Bester Animationskurzfilm‘ ausgezeichnet. Er beschäftigt sich in Rotoskopie-Aufnahmen mit dem Fortschritt seines Landes und baut eine Parallele zu den heimischen Mythen auf. Im Gesamten bot das Kurzfilmprogramm viele interessante Beiträge, wie den Corona-Film „Inside and Outside the Wall“, den tschechischen Beitrag „Delimitation“, in dem eine Frau tanzend ihre neue Wohnung erfahrbar macht, den Genrefilm „Peter the Penguin“ von Andrew Rutter („The Front Door“ (2018)) oder viele weitere, welche auch hier einen guten Einblick in das junge Filmschaffen geben. Der Programmpunkt ‚Unstoppable‘, welcher von Hulu präsentiert wurde, wartete mit einer Reihen von 22 Kurzfilmen auf, die sich alle mit dem Thema Behinderung in der einen oder anderen Form auseinandersetzen. Das betraf nicht nur die Themenvielfalt der Filme, sondern auch den Einsatz von SchauspielerInnen. Unter diesen Beiträgen stachen vor allem die Filme „Feeling Through“ von Doug Roland und der bissige „Single“ von Ashley Eakin heraus. Im ersten lernt eine junger Mann urplötzlich Verantwortung zu übernehmen und im zweiten Film hatte es eine Frau satt immer einen Stempel aufgedrückt zu bekommen. Durch und durch bot das Slamdance, welches elf Tage online verfügbar war, eine gelungene Auswahl an Filmen für jeden Geschmack und machte auf viele gute Filme aufmerksam.   

Fazit: Das 27. Slamdance Filmfestival, die Adresse für Independent-Filme, fand in diesem zweiten Corona-Jahr 2021 ebenfalls online statt, präsentierte weltweit eine gelungene Auswahl aus vielen Lang- und Kurzfilmen und deckte so auch verschiedene Genre ab. Hier konnte man als ZuschauerIn interessante Dokumentarfilme, fordernde Experimentalfilme sowie faszinierende Animations- und Spielfilme entdecken und so fast zwei Wochen mit guten Filmen füllen.

Der Festivaltrailer des Slamdance Film Festivals 2021:

geschrieben von Doreen Matthei

Im Festivalbericht erwähnte Filme:

  • „CODE NAME: Nagasaki“ (Norwegen, 2021, Regie: Fredrik S. Hana)
  • „Delimitation“ (Tschechische Republik, 2020, Regie: Tereza Vejvodová)
  • „Feeling Through“ (USA, 2020, Regie: Doug Roland)
  • „Holy Frit“ (USA, 2021, Regie: Justin Monroe)
  • „In France Michelle is a Man’s Name“ (USA, 2020, Regie: Em Weinstein)
  • „Inside and Outside the Wall“ (USA, 2020, Regie: Yihan Lin)
  • „Kenny Scharf: When Worlds Collide“ (USA, 2020, Regie: Malia Scharf, Max Basch)
  • „Opera“ (USA/Südkorea, 2020, Regie: Erick Oh)
  • „Passage“ (Deutschland, 2020, Regie: Ann Oren)
  • „Peter the Penguin“ (UK, 2020, Regie: Andrew Rutter)
  • „Return to the Peach Blossom Wonderland“ (China, 2020, Regie: Haomin Peng, Yue Huang, Yuchao Luo)
  • „Single“ (USA, 2020, Regie: Ashley Eakin)
  • „Taipei Suicide Story“ (Taiwan, 2020, Regie: KEFF)

Quellen

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