Lolo – Drei ist einer zu viel (2016)

Doreen Kaltenecker
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© Mars Distribution

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Filmkritik: Die Französin Julie Deply ist schon seit ihrem 14. Lebensjahr im Filmbuisness tätig. Man konnte sie bereits in der Drei Farben Trilogie (1993-1994) von Krzysztof Kieslowski sehen. Doch ihre internationale Bekanntheit erlangte sie erst an der Seite von Ethan Hawke in der “Before”-Reihe (1995-2004-2013) von Richard Linklater. 1995 schloss sie ihr Filmstudium mit dem Regie-Kurzfilm “Blah Blah Blah” ab und bringt seit 2002 immer wieder eigenregierte Filme meistens Komödien auf dem Markt. Der Spielfilm “Lolo – Drei ist einer zu viel” (OT: “Lolo”, 2016, Frankreich) ist ihr neuestes Werk.

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Die Mittvierzigerin Violette (Julie Delpy) führt eine erfolgreiche Karriere in der Modebranche in Paris. Neben ihrer Arbeit liebt sie abgöttisch ihren 19-jährigen Sohn Lolo (Vincent Lacoste), den sie für den größten Künstler auf Erden hält und ihn stets bemuttert. Als sie im Urlaub den lieben, wenn auch naiven Jean-René (Dany Boon) kennenlernt, verliebt sie sich in ihn und aus dem Urlaubsflirt wird eine feste Beziehung. Jetzt müssen sich nur noch Lolo und Jean-René verstehen und alles wäre in bester Ordnung. Doch der Sohnemann hegt Zweifel an dem neuen Mann an Mutters Seite und versucht von nun an korrigierend dazwischenzugehen.

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Deply hatte Lust eine Komödie mit dunklen Elementen zu schreiben, die fast an einen Thriller erinnern. Dabei hatte sie drei Ideen im Kopf, die sie zu einer recht einfachen Geschichte verwebt. Sie wollte eine Frau in den 40er Jahren portraitieren, die sich neu verliebt. Eine Geschichte über Mutterschaft und Verhätschelung erzählen und sie interessierte sich für die Darstellung eines Soziopathen. Die drei Elemente kombiniert ergaben die Komödie “Lolo”. Diese schrammt dabei hunortechnisch oft an der Grenze des Ertragbaren. Das Mittel der Übertreibung wurde hier häufig eingesetzt und führt in manchen Situationen zu schlimmem Fremdschämen. Andererseits gelingt es Deply sehr gut, die Natur des Soziopathen einzufangen. So ist der Zuschauer über die Dreistigkeit Lolos entsetzt und bleibt gespannt, wie die filmische Situation wohl ausgehen mag. Die Darsteller tragen viel zur positiven Wirkung des Films bei. Deply selbst in der Hauptrolle schafft es, das neurotische Gemüt sowie die weibliche Verletzlichkeit und den starken Mutterinstinkt sehr lebendig zu vermitteln. Dany Boon spielt den verliebten Naiven gewohnt überzeugend. Deply hat bereits beim Drehbuchschreiben an ihn gedacht und das merkt man in der Ausgestaltung der Rolle auch. Besonders erwähnenswert ist die Leistung von Lacoste. Dieser schafft es das Charisma und die Unberechenbarkeit von Soziopathen hervorragend darzustellen, sodass der Film wirklich seine dunklen Momente bekommt. Der Film ist vor allem Dialogkino mit einigen Slapstick-Einlagen, die vermutlich aufgrund des Fremdschämen-Faktors nicht für jedermann geeignet sind. Handwerklich ist der Film genretechnisch gut inszeniert und besitzt vor allem durch den weiblichen Sidekick viel an (frivolem) Wortwitz. Im Gesamten hebt sich die neueste Komödie der Französin Julie Deply nicht von den typischen Genre-Werken ab, kann aber durchaus amüsieren und bleibt durch Lacostes Spiel im Gedächtnis.

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Die DVD erscheint hier in Deutschland in deutscher sowie französische Sprache mit deutschen Untertiteln. Als Bonusausstattung besitzt sie neun Trailer, Deleted Scenes, Outtakes sowie Interviews mit Deply und Boon. Die letztgenannten sind informativ und sympathisch.

Fazit: Der Spielfilm “Lolo” besitzt die genre-typischen Elemente einer französischen Komödie: Dialoggefechte, Wortwitz, etwas Slapstick, etwas Fremdschämen und eine neurotische Heldin. Damit sorgt der Film für leichte und eingängige Unterhaltung. Das Besondere dabei ist seine stimmige Portraitierung eines Soziopathen und wie dieser sich in die Gesellschaft unauffällig einfügt.

Bewertung: 6,5/10

geschrieben von Doreen Matthei

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