“A Ghost Story” (2017)

Doreen Kaltenecker
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© Universal Pictures

Filmkritik: Schon als der Mainstream-Kinoerfolg “Elliot, der Drache” (2016) in den Kinos startete, arbeitete der Regisseur David Lowery (*1980) an der Umsetzung seines vierten Films “A Ghost Story” (OT: “A Ghost Story”, USA, 2017). Dieser unterscheidet sich in vielem von seinem Vorgängerfilm: Er wurde unabhängig finanziert, besitzt eine kurze Drehgeschichte und verwendet eine entschleunigte Kunstsprache.

C (Casey Affleck) und M (Rooney Mara) leben schon länger glücklich in ihrem gemeinsamen Haus in einer Vorstadt von Texas zusammen. Als C durch einen plötzlichen Unfall stirbt, bleibt M allein zurück. Doch der Geist von C ist immer bei ihr. Nachdem M ein neues Leben angefangen hat, bleibt C zurück und sieht neue Bewohner kommen und gehen. So vergeht die Zeit immer mehr und C scheint keine Erlösung zu finden.

© Universal Pictures International France

In einem Streit mit seiner Frau liegt der Ursprung des Films. Es ging um die Frage, ob sie weg aus Texas, ihrer Heimat, nach Los Angeles ziehen sollten. Knackpunkt an der Sache war das Vermächtnis des Regisseurs, da ihm in Los Angeles mehr Türen für kommerzielle Erfolge offen stehen würden. Daraus entwickelt er ein Drehbuch, das ein Sinnieren über Verlust, über das Vergehen der Zeit und über das Vermächtnis der Menschheit an sich wurde. Dabei nimmt der Film einen recht schwermütigen Standpunkt ein, welcher die Nichtigkeit jeder einzelnen Person betont. Trotzdem findet er die richtigen Bilder, um mit dem Einzelschicksal zu bewegen. So beschäftigt sich die erste Hälfte des Films mit der Trauerverarbeitung und wie sehr der Verlust einen Menschen verändern kann. Danach im zweiten Teil erleben die Zuschauer und das Gespenst stets mit einem melancholischen Blick den Wandel der Zeit. Die Bildsprache, die Lowery dafür wählte, ist in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich. Als auffälligstes Merkmal ist das Bildformat 1,33:1 zu nennen, das mit den abgerundeten Ecken nicht nur einen gewissen Retro-Charme versprüht, sondern auch den Blick anderes fokussiert. Zudem baute er in seinem Film lange, ungeschnittene Szenen ein, die das Vergehen der Zeit auf fast unangenehme Weise spürbar machen. Er lässt sich für viele Bilder viel Zeit und wird damit wahrlich nicht alle Zuschauer erfreuen. Denn diese Einstellungen sind langsam und anstrengend, doch mit dem Verlauf des Films gewöhnt man sich an diese Szenen und zudem zieht er auch deutlich das Tempo an, passend zum Verlauf der Geschichte. Doch das auffälligste Merkmal ist die Gestaltung des Geistes. Mit einem Leinentuch und einfachen Augenschlitzen sieht er aus wie ein typischer Kinder-Geist. Diese universelle Darstellung ist zwar allgemein gültig, wirkt aber erstmal unpassend, fügt sich dann aber seltsamerweise wunderbar in das Szenario ein. Unterlegt wird das Ganze mit starker Musik, welche sich aus Themen von Horrorfilmen und Dramen bedient. Herausgekommen ist dabei ein Independent-Film mit einer eigenwilligen Bildgestaltung und einer schwermütigen Geschichte, welche aber trotzdem schön und berührend ist. Abgerundet mit den gut ausgewählten Darstellern, der vortrefflichen Musik und seiner passenden Ausstattung sowie Location ist “A Ghost Story” ein sehenswerter, kleiner Film, der zwar etwas Geduld und Willen erfordert, aber lohnenswert ist.

© Universal Pictures International France

Fazit: Der Independent-Spielfilm “A Ghost Story” trotzt den bekannten Sehgewohnheiten. Mit einem besonderen Bildformat, ungewöhnlichen Bildern voller Weite und Langsamkeit und mit einer ruhigen Erzählung, welche nicht viele Worte benötigt, webt die Geschichte die Zuschauer in ein Gefühl von Schwermut und Traurigkeit ein. Auf diesen Film muss man sich einlassen, doch wenn man das tut, ist er emotional ergreifendes Kino, das im Gedächtnis bleibt.

Bewertung: 7,5/10

Kino-Start: 7. Dezember 2017, DVD-Start: unbekannt

Der Trailer:

geschrieben von Doreen Matthei

Quelle: Pressematerial von Universal Pictures

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