“Lady Bird” (2017)

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© Universal Pictures Germany

Filmkritik: Die alljährliche Verleihung der Oscars bieten ein meist erwartetes Panoptikum aus Dramen und Historienfilmen. Dagegen fallen Indie-Produktionen, wie der herzerwärmende “Call Me by Your Name” bei den diesjährigen 90. Oscars auf. Gleich eine weitere Coming-of-Age-Geschichte wurde in diesem Jahr mit fünf Oscar-Nominierungen bedacht: “Lady Bird” (OT:, “Lady Bird”, USA, 2017). Auch wenn der Film der Regisseurin Greta Gerwig leer ausging, verschafften diese Ehrungen Aufmerksamkeit, mit dem er bestimmt ein größeres Publikum erreichen konnte, um dieses dann mit seiner unaufgeregten Geschichte zu überzeugen.

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Christine McPherson (Saoirse Ronan), welche sich selbst den Namen “Lady Bird” gegeben hat, träumt mit ihrer besten Freundin Julie (Beanie Feldstein) davon, Sacramento so schnell es geht zu verlassen. Während ihre Mutter Marion (Laurie Metcalf) noch versucht, ihr zu helfen, den richtigen Platz im Leben zu finden, beschäftigt sich Lady Bird lieber mit den beiden Jungs Danny (Lucas Hedges) und Kyle (Timothée Chalamet) und lernt so die ersten Lektionen des Lebens.

Die Regisseurin und Drehbuchschreiberin Greta Gerwig (*1983), selber ein Kind Sacramentos, kannte man bisher vor allem als Schauspielerin aus Filmen wie “To Rome with Love” (2012) von Woody Allen und “Jahrhundertfrauen” (2016). Doch schon vor einigen Jahre begeisterte sie mit ihrem Drehbuch und ihrer Darstellung in “Frances Ha” (2012). Ihre Bücher besitzen gleichermaßen viel Alltäglichkeit wie Schönheit und genauso ist es auch bei ihrem neuesten Film “Lady Bird”, bei dem sie zum ersten Mal die alleinige Regie übernahm.

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Sie erzählt dabei in den Grundzügen nichts Neues. Ihre Coming-of-Age-Geschichte ist eine typische Story über eine junge Rebellin, welche aus ihrer Heimatstadt verschwinden möchte, die Liebe kennenlernt und den Wert von Freundschaft und Familie lernt. Doch wunderbar ist hier die eingefangene Mischung aus Alltäglichkeit und Poesie. Mit starken Dialogen wird zudem eine intensive Mutter-Tochter-Beziehung in Szene gesetzt. Man merkt, dass Greta Gerwig aus dem Leben greift, es aber schafft das Ganze nicht banal wirken zu lassen.

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Diese Wirkung verdankt der Film aber nicht nur den starken Dialogen mit dem gut eingesetzten Humor, sondern auch seinem Drehort und den Darsteller. Gerwig, welche selbst aus Sacramento (Kalifornien) stammt, wählte diese Stadt nicht von ungefähr. Mit Orten wie Los Angeles vor der Nase werden hier Mädchen erwachsen, die davon träumen, der recht langweiligen Stadt zu entschwinden. Doch Gerwig schafft es, die Schönheit in der Unaufgeregtheit zu entdecken und wählt so den erwachsenen Blick, der zwar Lady Birds Fluchtinstinkt verstehen lässt, aber nicht untermalt. Lady Bird wird von der hervorragenden Saoirse Ronan (*1994) verkörpert, welche bereits dreimal für ihre Rollen in den Filmen “Abbitte” (2007), “Brooklyn” (2015) und “Lady Bird” für einen Oscar nominiert wurde. Die junge Schauspielerin konnte man in den letzten Jahren in vielen Filmen sehen, wie “Wer ist Hanna” (2011), “Grand Budapest Hotel” (2014) und vor kurzem in dem Drama “Am Strand” (2017). Sie schafft es stets, die Facetten ihrer Rollen wunderbar einzufangen. Auch in Greta Gerwigs Film, welche mit der Darstellerin intensiv bei der Ausarbeitung ihrer Rolle zusammengearbeitet hat, ist sie das perfekte Gesicht einer jungen Frau, die durch ihre Rebellion und Selbstbestimmung ihren Platz im Leben findet. Als vortrefflicher Gegenpart ist die Darstellerin Laurie Metcalf, welche man vor allem als Schwester Jackie aus der 90er-Jahre-Serie “Roseanne” (1988-2018) kennt, besetzt worden. Das Zusammenspiel der beiden ist großartig und so haben sie sich die Oscar-Nominierungen wahrlich verdient. Der Cast wird von den beiden Jungdarsteller Lucas Hedges (“Manchester by the sea” (2016), “Three Billboard outside Ebbing, Missouri” (2017)) und Timothée Chalamet (“Call Me by Your Name” (2017)) abgerundet. So ergeben Geschichte, Ensemble und Erzählort eine wunderbare Einheit und lassen “Lady Bird” als klugen Film aus der Masse der Coming-of-Age-Geschichte herausstechen.

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Fazit: Der Spielfilm “Lady Bird” von Greta Gerwig ist eine schöne Coming-of-Age-Geschichte, die ohne großes Drama viele wichtige Punkte dieser entscheidenden Zeit aufgreift und zudem ein sensibles Mutter-Tochter-Portrait bezeichnet. Vor allem die perfekt ausgewählten Darsteller Saoirse Ronan und Laurie Metcalf runden das filmische Erlebnis ab. Der Film fängt die jugendliche Schwermut mit den richtigen Bildern ein, so dass Greta Gerwigs “Lady Bird” vieles auf einmal ist und sich dafür eigentlich auch einen Oscar verdient hätte.

Bewertung: 7,5/10

Kinostart: 19. April 2018, DVD-Start: 23. August 2018

Der Trailer zum Film “Lady Bird”

geschrieben von Doreen Matthei

Quellen:

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