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1966 ist J. Paul Getty (Christopher Plummer) der reichste Mann der Welt. Diesen Reichtum zu erarbeiten und vor allem zu halten geht nur auf Kosten seiner Mitmenschen. So haben ihn seine vier Söhne und deren Familien wenig interessiert. Nur zu seinem Enkel John Paul Getty III. (Charlie Plummer) hielt er ein besseres Verhältnis. Doch als der 16-jährige von Verbrechern (u.a. Roman Duris) entführt wird, weigert er sich, der verzweifelten Mutter Gail (Michelle Williams) zu helfen und die Summe zu zahlen. Stattdessen schickt er seinen Verhandlungsführer Fletcher Chase (Mark Whalberg) los, um seinen Enkel zu befreien, doch dieser unternimmt wenig, da er an der Echtheit der Entführung zweifelt.
Ridley Scott (*1937), bekannt geworden mit Filme wie “Alien” (1979) und “Blade Runner” (1982) und “Der Marsianer – Rettet Mark Watney” (2015), nimmt sich hier einer wahren Begebenheit an und hatte die Möglichkeit daraus einen spannenden Based-on-true-Events-Krimi zu schaffen. Auf Grundlage des Buches “Painfully Rich” (1995) von John Pearson (*1930) schuf der Drehbuchautor David Scarpa (“Der Tag an dem die Erde stillstand” (2008)) eine Entführungsgeschichte, welche keine Spannung besitzt. Dabei wäre es so einfach gewesen, daraus einen packenden Film und zeitgleich ein psychologisches Porträt einer sehr reichen Familie, deren Geld ihr Leben eben nicht bereichert hat, zu machen. Doch auch der zweite Aspekt wird nur angekratzt. Hinzu kommt eine wenig gelungene Charakterzeichnung, denn bis auf die verzweifelte Mutter Gail, sind alle Charaktere zu flach. Allen voran J. Paul Getty, der zwar sehr sinister eingefangen wird, ist zu eindimensional geworden und seine Entscheidungen sind selten nachvollziehbar und nicht immer mit seinem misanthropischen Standpunkt erklärbar. Gespielt wird das Ganze aber so gut wie möglich von dem sehenswerten Cast, der aber nicht über die Abziehbildmentalität nicht hinwegspielen kann. Positiv stechen trotzdem Michelle Williams (“Manchester by the sea” (2016), “Greatest Showman” (2017)), Roman Duris (“Der Schaum der Tage” (2013)) als typischer Gangster und Charlie Plummer (“Broadchurch” (2013-2017)) als John Paul Getty II. heraus. Die Schwächen des Drehbuchs machen den über zweistündigen Film trotz ansprechender Optik und wunderbarem Zeitkolorit enervierend und anstrengend. Ohne Spannung, mit recht leblosen und teils sogar unnützen Figuren und einer zu ausgedehnten Erzählweise bereitet “Alles Geld der Welt” keine Freude, so dass sich der Film trotz vorhergehenden Skandals mit seiner filmischen Leistung nicht ins öffentliche Gedächtnis einprägen wird.
Fazit: Der amerikanische Spielfilm “Alles Geld der Welt” hat im Vorfeld durch den herausgeschnittenen Hollywoodstar Kevin Spacey viel Aufmerksamkeit bekommen. Doch auch nach der ökonomischen Rettungsaktion mit der Neubesetzung Gettys ist der psychologisierende Entführungsthriller nach wahren Begebenheiten trotz hochkarätigen Cast nicht gelungen. Zu leblos und zu oberflächlich sind die Figuren und Scott schafft es zu keinem Zeitpunkt Spannung aufzubauen, so dass das Schicksal der Personen den Zuschauer langweilt und vermutlich nur in der Filmgeschichte als der Film in Erinnerung bleiben wird, in dem Kevin Spacey beinah mitgespielt hätte.
Bewertung: 5/10
Kinostart: 15. Februar 2018, DVD-Start: 27. Juli 2018
Der Trailer zum Film “Alles Geld der Welt”:
geschrieben von Doreen Matthei
Quellen:
- Pressematerial von Tobis Film
- Rezension des Films “Alles Geld der Welt” durch Barbara Schweizerhof am 26. Januar 2018 auf dem Portal “epd Film”
- Wikipedia-Artikel zum Film “Alles Geld der Welt”
- Rezension des Films ”Alles Geld der Welt” im “Spiegel” durch Oliver Kaever am 15. Februar 2018
Ein Gedanke zu “”Alles Geld der Welt” (2017)”