Fünf Fragen an Teresa Hoerl

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Interview: Nachdem wir “Familienzuwachs” auf dem 19. Landshuter Kurzfilmfestival gesehen hatten, hatten wir das Vergnügen der Filmemacherin Teresa Hoerl ein paar Fragen zum Kurzfilm, zum realen Hintergrund und zu folgenden Projekten zu stellen.

Wie haben Sie die Idee zu dem Drehbuch entwickelt? Welche Stellenwert spielen Ihre eigenen Erfahrungen?

Meine Mutter und viele ihrer Freunde und Bekannte engagieren sich in Hessen seit 2015 als Helfer für geflüchtete Menschen. Eigene Erfahrungen und Beobachtungen haben also beim Schreiben von “Familienzuwachs” eine große Rolle gespielt. Ich wollte gerne davon erzählen, dass und wie das Helfen auch die Leben der Helfer bereichert.

Es wurde im hessischen Geilshausen gedreht. Sie fangen das ländliche Couleur gut ein. Wie wichtig war der Authentizitätsanspruch? Und wie war es vor Ort zu drehen?

Es war mir sehr wichtig, den Menschen vor Ort gerecht zu werden. Jede Gegend hat ja so ihren eigenen ‘Spirit’. Das ländliche Hessen wirkt für den, der neu dazu kommt, vielleicht erst mal verschlossen und nicht so zugänglich. Aber wenn man sich besser kennenlernt, dann ist da eine große Herzlichkeit und Verlässlichkeit da. Man spürt das im Film am stärksten bei Manni. Am Anfang ist er skeptisch gegenüber seinen neuen Mitbewohnern. Aber am Ende würde er für Aadil, Farida, Labiba und Rami durchs Feuer gehen. Wir haben das als Filmteam ganz ähnlich erlebt. Am Anfang war es gar nicht so leicht Motive zu finden und die Leute vor Ort von unserem Vorhaben zu überzeugen. Aber in dem Moment, als klar war: wir machen das jetzt hier, wurden wir von allen Seiten unterstützt und total herzlich aufgenommen.

War es schwierig bei den Figuren, welche zwischen realistisch und humoristisch angelegt sind, nicht ins Karikative abzugleiten?

Mir war es wichtig, dass die Zuschauer Manni und Renate in Herz schließen und verstehen können. Denn genau das macht ja den Unterschied zur Karikatur aus: dass der Zuschauer den Figuren nahe kommen darf. Wenn ich verstehe oder sogar nachfühlen kann, was Manni und Renate bewegt oder eben auch mal überfordert, dann entsteht der Humor aus der Situation.

Es ist Ihr dritter Hochschulfilm – welche Bedingungen wurden an die Gestaltung geknüpft?

“Familienzuwachs” ist eine Koproduktion der Hochschule für Fernsehen und Film, des Bayerischen Fernsehens, Pantaleon Films und MÄKSMY Films. Ich hatte also das Glück für das Projekt eine ganz Reihe toller Partner an meiner Seite zu haben. Der Austausch mit den Produzenten und der Redaktion war sehr eng und intensiv. Bedingungen für die Gestaltung gab es in diesem Sinne aber keine. Es war einfach eine schöne Zusammenarbeit, in der jeder seine besten Ideen mit eingebracht hat.

Folgt als nächstes der Abschlussfilm? Können Sie uns schon was darüber verraten?

Meinen Abschlussfilm habe ich gerade abgedreht. Wir waren dafür mehrere Tage in Prag unterwegs. MÄKSMY Films ist wieder dabei und auch mehrere Teammitglieder, die schon “Familienzuwachs” mitgestaltet haben. Es ist diesmal noch stärker eine Mischung aus Drama und Komödie. Im Zentrum der Geschichte steht eine junge Frau, die zwischen Leistungssport, Suizid-Foren, Social Media und ihren berufsjugendlichen Eltern fast zerrieben wird. Der Film wird davon erzählen, wie schwer es für junge Menschen ist, heute in einer globalisierten Welt der scheinbar grenzenlosen Möglichkeiten den eigenen Platz zu finden.

Die Fragen stellte Doreen Matthei

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