Studium der Kunstgeschichte - Schwerpunkt: Filmgeschichte (Abschluss 2010 mit der Arbeit "Rembrandt im Spielfilm") Nebenfächer: Philosophie und Alte Geschichte
- seit 2012: Filmkritikerin bei movieworlds (Kino, DVD, BD, Festivalberichte)
- seit 2015: Blog 'Testkammer' online
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Filmkritik: Der deutsche Kurzfilm “Familienzuwachs” (AT: “Modern Family”), gesehen auf dem 19. Landshuter Kurzfilmfestival 2018, geht ein wichtiges aber schwierig anzupackendes Thema mit der richtigen Mischung aus Humor und Alltagswirklichkeit an.
Das Ehepaar Manni (Rainer Reiners) und Renate (Anke Sevenich) hat es sich in seinem Alltag bequem gemacht. Doch Renate möchte etwas tun und beschließt, eine Flüchtlingsfamilie bei sich aufzunehmen. Mustafa (Amaar Al-Houseini), seine Frau Labiba (Heba Attallah) und die beiden Kinder Rami und Aadil (Abdullah Blasmi und Omar El-Saeidi) ziehen in das obere Stockwerk ein. Manni ist anfänglich nicht begeistert, aber nach und nach nähern sich die beiden Familien an.
Die Komödie “Familienzuwachs” fußt auf vielen realen Erfahrungen und Erzählungen. Die Regisseurin und Drehbuchautorin Teresa Hoerl schuf eine Geschichte, die echter nicht sein könnte. Sie erzählt von der schwierigen Kontaktaufnahme und Annäherung eingesessener Deutscher mit Flüchtlingen. Dabei schafft sie es wunderbar, unterschiedliche Charaktere einzufangen und stets mit viel Humor und Einfühlungsvermögen zu zeigen, wie ein Aufeinanderzugehen funktionieren kann. Dabei scheut der Film sich auch nicht davor, das eine oder andere Klischee anzuwenden, überzeichnet sogar etwas, doch niemals gleiten die Charaktere ins Karikative oder Lächerliche ab. So empfindet man viel beim Sehen des Films wie Freude, Mitgefühl und Wärme, doch niemals Scham. Dazu trägt die gelungene Ambivalenz zwischen Humor und Ernst viel bei. Der Humor lockert alles auf, aber Hoerl vergisst nie die teils harte Wirklichkeit dahinter. Erzählt wird das Ganze in der hessischen Provinz und diese fängt die Regisseurin, dank ihrer Wurzeln aus der Gegend, mit einem wunderbaren Lokalkolorit ein, welche die Wirklichkeit so ablichtet, wie sie ist.
Fazit: Im Gesamten ist “Familienzuwachs” ein rundum gelungener Kurzfilm, welcher das Flüchtlingsthema wunderbar angeht und den Finger auf die richtigen Stellen legt. Kein Wunder, dass Teresa Hoerl 2017 den mit 5.000 € dotierten Hessischen Filmpreis für den ‘Besten Kurzfilm’ dafür erhielt.
2 Gedanken zu ““Familienzuwachs” (2017)”