Sechs Fragen an Martin Monk

Doreen Kaltenecker
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© Rasha Kahil

Interview: Auf dem 30. Filmfest Dresden lief der Kurzfilm „Alphamädchen“. Der Regisseur und Drehbuchautor Martin Monk erzählt uns im Interview, wie er das Script entwickelt hat, warum er die Theaterwelt eingebaut hat und wie es war, in die Filmbranche quereinzusteigen. 

Dein Kurzfilm „Alphamädchen“ erzählt in seiner Grundstruktur eine klassische Coming-of-Age-Geschichte, aber mit ein überzeugenden Gespür für seine Figuren. Wie hast Du Deine Geschichte entwickelt? Woher kam die Idee dazu?

Die Idee zu „Alphamädchen“ kam mir in Form der Hauptfigur, Nastassja. Ich wollte eine jähzornige Protagonistin erschaffen, die versucht, aus der von ihr empfundenen Opferrolle gegenüber ihren Eltern herauszukommen, indem sie drastisch Grenzen auslotet. Der Konflikt und die konkrete Handlung der Geschichte folgten dann Stück für Stück. Man fragt sich als Autor: „Was könnte die Figur an Ihre Grenzen bringen, was müsste passieren, damit sich für sie etwas verändert?“

Dein Blick auf die Theaterwelt wirkt sehr echt. Bist Du selbst mit der Bühne in Berührung gekommen oder woher kam die kleine Milieustudie der Berliner Theaterwelt?

© Falko Lachmund

Das Theater fasziniert mich seit der Kindheit und ich habe selbst zu Schulzeiten gespielt. Später habe ich in Berlin dann einen Einblick hinter die Kulissen dieser Theaterwelt erhalten und festgestellt, dass die krassesten Geschichten sich oft abseits der Bühne abspielen. Die Berliner Künstlerszene im Allgemeinen und die Theaterszene insbesondere ist extrem in ihrer Unterwanderung klassischer Werte wie Familie. Das hat Tradition und ist auch gut so – trotzdem bleibt auch für Künstler die Bürgerlichkeit ein Thema. Darum fand ich dieses Milieu besonders spannend für eine Geschichte über Töchter und ihre Väter.

Wunderbar ist auch die Wahl deiner Schauspielerin. Wie hast Emma Drogunova gefunden?

Ich habe Emma in einem anderen studentischen Kurzfilm gesehen und war mir sofort sicher, dass sie die richtige Besetzung ist. Auf einer Party bei der Berlinale habe ich sie angesprochen und ihr die Rolle direkt angeboten. Nach einem Treffen war klar, dass wir das gemeinsam machen.

Warum hast Du diesen Titel gewählt? Beim ersten Hören denkt man an ein starke Führungsperson, doch die Figur der Nastassja ist eher kein Anführertyp.

© Falko Lachmund

Für mich ist Nastassja schon auf ihre Weise sehr dominant, wenn auch ihre Mittel oft drastisch sind und über das Ziel hinausgehen. Natürlich ist der Titel ironisch zu verstehen, ich glaube nicht an eine plumpe darwinistische Sozialtheorie. Man changiert ja auch im „wahren“ Leben ständig Rollen, je nach Kontext, Umfeld und Situation. Dieser Widerspruch ist filmisch sehr spannend.

Du bist nicht die klassische Laufbahn eines Filmemachers gegangen. Erzähl mir doch etwas mehr von Dir und warum Du Dich dafür entschieden hast Regisseur zu werden.

© Falko Lachmund

Nach einigen Jahren Philosophiestudium im europäischen Ausland und einem Job, der mich irgendwann nicht mehr forderte, wollte ich mit Mitte Zwanzig nochmal eine neue Richtung einschlagen. Fotografiert und geschrieben hatte ich schon immer, so dass der Schritt zum Filmemachen durchaus Sinn gemacht hat. Aber es war ein langer und schwieriger Weg, vor allem, wenn man ausserhalb der Filmhochschulen versucht, Kurzfilme zu machen. Mit viel Hartnäckigkeit ging es trotzdem Schritt für Schritt immer weiter.

Wie wird es bei Dir weitergehen – stehen schon nachfolgende Projekte an?

Mit dem Film wurde ich an der Filmakademie Wien im Masterstudium Regie bei Michael Haneke angenommen und drehe nun zwei weitere Kurzfilme – einer ist bereits im Schnitt, einer in der Vorproduktion. Danach geht es hoffentlich weiter mit längeren Formaten, sowohl fürs Fernsehen als auch fürs Kino.

Die Fragen stellte Doreen Matthei

Lies auch die Rezension des Kurzfilms „Alphamädchen

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