Acht Fragen an David Dybeck

Doreen Kaltenecker
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Interview: Im Gespräch mit dem deutschen Regisseur und Drehbuchschreiber David Dybeck berichtet er über die Entwicklung seines Kurzfilms „Nachtschicht“, warum er in schwarz-weiß gedreht wurde und ob man einen Langfilmvariante davon erwarten kann.

Wie kam es zu Deinem Kurzfilm „Nachtschicht“, für den Du auch das Drehbuch geschrieben hast?  

Mein Kameramann Joel Knickel studierte an der FH Mainz und wollte für seine Abschlussarbeit etwas Szenisches drehen. Wir hatten vorher mal darüber gesprochen, dass ich für mein Langfilmprojekt „Spät“ eine Kurzversion drehen wollte, quasi als Pitch für Filmproduzenten. Er hatte also die Deadline von der Hochschule und ich hatte den Stoff.

Erzähl mir mehr zu den Dialogen – vor allem die Fairtrade-Diskussion und auch der Rap bleiben hängen. Hast Du sie selbst entwickelt oder sind sie improvisiert?

Ich schreibe meine Drehbücher selbst und feile sehr lange an meinen Dialogen. Sprachlicher Rhythmus ist mir extrem wichtig, improvisiert würde das nicht funktionieren. Die Fairtrade Diskussion habe ich mir mal so ähnlich in einer Mensa mit einem Kommilitonen geliefert, nicht ganz so heftig allerdings. Die Rap-Texte hatte ich zuerst selbst geschrieben, wobei aber klar war, dass Marz sie umschreiben muss, damit sie zu seinem Flow und Stil passen. Letztendlich haben wir dann zusammen nochmal drübergebügelt.

Dein Film verortet sich wunderbar in der Filmgeschichte. Man kommt nicht umhin an „Clerks“ von 1994 zu denken. Hattest Du noch andere Vorbilder im Sinn?

Der Film ist eine Hommage an „Clerks“, aber auch an das Genre Screwball-Komödie, also Howard Hawks, Billy Wilder usw. Daneben gibt es natürlich eine lange Reihe von Genres und Filmemachern, die mein allgemeines Verständnis von Kino geprägt haben und sicherlich unbewusst einfließen.

Verrat mir doch, warum Du den Film in schwarz-weiß gedreht hast und welche anderen Inszenierungselemente für Dich wichtig waren?

Ich wollte auf jeden Fall ein Lo-Fi Konzept [Anm. d. Red.: Aufnahmen mit geringer Auflösung und Qualität] für den Film, um ihm den 90er-Jahre Old-School-Style zu verpassen, zu dem ja auch die Rap-Parts gehören. Schwarz-Weiß gibt mir die dafür nötige Rohheit. In Farbe hatten wir parallel mit digital-analog Wandlung auf VHS experimentiert, was uns aber für die Kinoleinwand als ungeeignet erschien. Was die anderen Inszenierungselemente angeht: mir war klar, dass wir wenig Filmmusik brauchen werden, weil der Film aufgrund des Straßenraps ohnehin viel Musik hat. Wichtig war mir außerdem, möglichst keine Handkamera zu benutzen. Gefällt mir einfach nicht.

Ihr habt ja in Frankfurt am Main gedreht. Kannst Du mir mehr zu den Dreharbeiten in einem echten Späti erzählen und ob es dabei irgendwelche Komplikationen gab? Auch würde mich es mich interessieren, ob es der Lampe im Lagerraum noch gut geht?

Die Lampe war nach dem Take hinüber. Wenn ich bei den vorherigen Takes merkte, dass etwas nicht stimmt, habe ich sofort abgebrochen, weil wir nur eine Lampe zum Kaputtmachen hatten. Ansonsten war es mit der ganzen Crew sehr eng in dem Späti und wir konnten immer nur Nachts drehen, weil der Späti tagsüber normal geöffnet hatte. Insofern war es auch eine „Nachtschicht“ für uns. Den Besitzer davon zu überzeugen, in seinem Laden drehen zu dürfen war äußerst schwer, er wollte mir sogar fünf Tage vor Drehbeginn noch absagen. Aber irgendwann hat er uns dann vertraut, mittlerweile gehören wir zur Familie.

Deine Wahl deiner Schauspieler ist sehr gut. Vor allem überzeugt Juri Senft in der Hauptrolle. Wie bist Du auf ihn aufmerksam geworden?

Durch das Durchforsten unzähliger Schauspielerprofile. In seinem Gesicht habe ich sofort gesehen, was ich suchte. Das anschließende Casting hat uns nicht enttäuscht. Er hat recht schnell verstanden, worauf es mir bei der Rolle ankam.

Der Film bietet genug Potential, um aus dem Stoff eine Langfilmvariante zu machen. Und wie es klingt, sind das genau Deine Pläne.

Absolut. Das Drehbuch für die Langfilmvariante ist bereits geschrieben. Eigentlich brauchen wir nur jemanden, der die Finanzierung ins Rollen bringt. Parallel planen wir aber auch eine Crowdfunding-Kampagne für Juli.

Zum Schluss noch ein bisschen mehr von Dir. Du bist im Gegensatz zu vielen Kurzfilmmachern kein Student. Wie bist Du zum Film gekommen und mit welchen Projekten wird es weitergehen?

Dennis Todorovic und David Dybeck (rechts) bei den Sandwich Talks in der Phase IV, 31. Filmfest Dresden

Mein spanischer Opa besaß mehrere Kinos in Valencia, vor allem über diese Schiene habe ich die Liebe zum Kino mitbekommen. Studiert habe ich erstmal was ganz anderes, habe aber danach angefangen Drehbücher zu schreiben und erste Kurzfilme zu drehen. Irgendwann hat dann mal Sönke Wortmann ein Drehbuch von mir gelesen und mich zu seinem Regie-Praktikanten gemacht.

Mein nächstes Projekt wird entweder die erwähnte Langfilmvariante oder ein neuer Kurzspielfilm, der in einem Kraftwerk spielt. Außerdem arbeite ich gerade an einem Serienstoff, der sich in dem Kosmos von „Nachtschicht” bewegt.

Die Fragen stellte Doreen Matthei

Lies auch die Rezension des Kurzfilms „Nachtschicht

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