„Stranger Things“ (Staffel 3, 2019)

Doreen Kaltenecker
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Serienkritik: Vor drei Jahren begeisterte die erste Staffel von „Strangers Things“ die Serien-Gemeinde. Die Duffer Brüder brachten eine charmante Serie mit viel Retro-Charme und klassischen Horror-Elementen hervor. Kurze Zeit später wurde sie mit der zweiten Staffel fortgesetzt, die vor allem mit ihrem Stil und ihren Figuren begeistern konnte, doch storytechnischer etwas schwächer aufgestellt war. Jetzt folgte die dritte Staffel der amerikanischen Serie mit acht Folgen, führt unsere Protagonisten in die Pubertät und Hawkins erlebt die nächste Bedrohung, welche diesmal ganz klassisch von Russen ausgelöst wird.

Sadie Sink und Millie Bobby Brown
© Netflix

Es ist der Sommer 1985 in der Kleinstadt Hawkins. Das Böse scheint gebannt zu sein, nur Joyce Byers (Winona Ryder) kann den Schmerz der Wunden, die durch den Verlust entstanden sind, nicht ertragen und überlegt die Stadt zu verlassen. Ihr guter Freund Sheriff Hopper (David Harbour) möchte das verhindern und kämpft gleichzeitig auch noch mit der Pubertät seiner Ziehtochter Elfi (Millie Bobby Brown), die scheinbar nichts anderes mehr im Sinn hat, als mit Mike (Finn Wolfhard) zu knutschen. Auch die anderen Freunde, außer Will (Noah Schnapp), der seine Kindheit vermisst, haben sich in Teenager verwandelt, die alle bekannten Höhen und Tiefen durchlaufen. Besonders beliebter Treffpunkt dafür ist die neu eröffnete Starcourt Mall, in der u.a. auch Steve (Joe Keery) zusammen mit der frechen Robin (Maya Hawke) Eis verkauft. Doch ein neuer Schatten zieht über die Stadt und bedroht deren Bewohner. Scheinbar planen russische Wissenschaftler, das Tor zur anderen Welt erneut zu öffnen. Dem gehen nicht nur Steve, Robin und Dustin nach, sondern auch Nancy (Natalia Dyer) und Jonathan (Charlie Heaton) werden darauf aufmerksam. Diese neue Bedrohung hat speziell Elfi ins Visier genommen, so dass unklar ist, ob sie auch diesmal wieder das Schicksal abwenden kann.

Gaten Matarazzo, Joe Keery und Maya Hawke
© Netflix

2016 überraschten die beiden Filmemacher Matt und Ross Duffer (*1984), die sich selbst die Duffer Brothers nennen, mit ihrer wunderbaren Retro-Serie „Stranger Things“. Eine klassische Geschichte mit einer übernatürlichen Parallelwelt, üblen Monstern und tapferen Kindern und Jugendlichen, die sich dem entgegenstellen. In der zweiten Staffel kam es noch eine Spur dicker und die Bedrohung forderte noch mehr Opfer. Im Gesamten konnte diese Staffel weniger mit der Geschichte selbst, die ein wenig wie der Aufguss der ersten Staffel wirkte, als vielmehr mit ihren Figuren, die man schnell ins Herz geschlossen hatte, überzeugen. 

David Harbour
© Netflix

In den acht Folgen der dritten Staffel, die bereits geschrieben wurde, bevor die zweite Staffel ausgestrahlt wurde, geht es vorrangig um das Erwachsenwerden der Hauptprotagonisten. In einer Welt, die scheinbar die Gefahr besiegt hat, kann sich alles um Knutschen, Verlieben, Shoppen und sich selbst neu zu entdecken und zu definieren drehen. Wunderbar passend dazu ist der neue Spielort der meisten Handlungen – eine klassische Mall. Was dieser Serie bisher am Klischee fehlte war der typische klassische russische Bösewicht. Das holt die dritte Staffel jetzt nach und darin liegt vermutlich ihre größte Schwäche. Diese Stereotypen-Schublade hätte man gern geschlossen lassen können. Aber sei’s drum. Dank einer neuen Bedrohung, werden unsere Protagonisten in gelungenen Konstellationen (besonders wunderbar Dustin, Steve, Erica und Robin) in die Geschichte involviert. Die vielen Erzählstränge, die zusammen ein wunderbares Bild liefern und dem Zuschauer einen Wissensvorsprung geben, laufen am Ende gekonnt im Finale zusammen. Doch bevor das passiert, gibt die Serie ihren Figuren genügend Raum sich zu entfalten und sich mit den Themen Emanzipation, Erwachsenwerden, Rollenfindung und Zukunftsplanung auseinanderzusetzen, aber das stets auf leichtfüßige und unterhaltsame Art.

Finn Wolfhard, Noah Schnapp und Caleb McLaughlin
© Netflix

Die Inszenierung trägt wie auch bei den Vorgänger-Staffeln viel dazu bei. Alle Ereignisse finden immer noch in der fiktiven Stadt Hawkins statt. Eine Kleinstadt, wie sie im Lehrbuch steht. Passend dazu werden in der dritte Staffel die lokalen Geschäfte durch die Neueröffnung eines Einkaufszentrum aus dem Geschäft gedrängt. Wunderbar fängt die Serie (vor allem für Kinder) die Glitzerwelt der Mall und das Heruntergekommene der alten Läden ein. Hinzu kommt natürlich der überstilisierte, aber sehr ansprechende 80er-Jahre-Stil, der sich in Frisuren und Outfits niederschlägt. Aber die Serie wäre nicht das Gleiche ohne die wunderbar ausgewählte Songs kombiniert mit einem passenden Score. Die Serie lädt förmlich dazu ein, Lieder von damals wieder oder neu zu entdecken. Auch Zitate und popkulturelle Referenzen sind hier wieder in großer Zahl vertreten.Gelungen ist es, dass, trotz aller Überstilisierung, die acht Folgen den Charakteren trotzdem genug Raum zum Atmen geben. Diese werden wunderbar von einer Riege Jungdarsteller und ein paar bekannten Gesichtern wie Winona Ryder dargestellt. Sie schaffen es die Charaktere mit ihren Eigenarten einzufangen und Sympathien wohlwollend zu verteilen, so dass deren Verlust am Ende der Staffel auch wirklich schmerzt. Die guten Darsteller sind ein wunderbarer Gegenpart für die Horror-Elemente und SFX-Monster, so dass im Gesamten alles Hand in Hand geht: Darsteller, Ausstattung, Geschichte und Effekte.

Natalia Dyer
© Netflix

Fazit: Die amerikanische Netflix-Serie „Stranger Things“ führt in den acht Folgen der dritten Staffel die Geschichte der Hawkins-Kids konsequent fort, was sie begonnen hat. Dabei erfindet die Serie das Rad nicht neu, sondern kramt tief in der Retro-Kiste und bedient sich munter aus diversen Medienvorlagen. Doch wie auch bei Regisseur-Großmeister Quentin Tarantino funktioniert das hervorragend, denn die Protagonisten hauchen ihren FIguren so viel Leben ein, dass der Zuschauer garnicht anders kann, als dabei zu bleiben, und das bestimmt auch noch wenn die vierte und fünfte Staffel wirklich umgesetzt werden.  

Bewertung: 5/5

Trailer zur Staffel 3 der Serie „Stranger Things“:

geschrieben von Doreen Matthei

Quellen:

Ein Gedanke zu “„Stranger Things“ (Staffel 3, 2019)

  1. Ich fand die Staffel auch etwas gewöhnungsbedürftig gegenüber den ersten Beiden aber uninteressant war sie nicht.
    Mir hat es sehr gefallen.

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