„Orange is the New Black“ (Staffel 7, 2019)

Doreen Kaltenecker

Serienkritik: Die große Frage einer jeder Serie, die nicht von Anfang abgeschlossen konzipiert war, liegt darin, wie man sie am besten zu Ende führen kann. Dieses naht jetzt auch dem Urgestein „Orange is the New Black“, das mit seiner 2019 erschienenen siebten Staffel einen Endpunkt für die 2013 ins Leben gerufene Serie findet. Dabei schafft es die Serienmacherin Jenji Kohan der Frauengefängnis-Serie ein Ende zu geben, das nicht wohlgefällig ist, sondern realitätsnah und vor allem berührend und das glücklicherweise doch das ein oder andere Happy End parat hält.

Taryn Manning
© Netflix

Piper Chapman (Taylor Schilling) wurde vorzeitig entlassen und versucht nun draußen ein neues Leben zu beginnen, was garnicht so leicht ist, wenn man doch stets unter Beobachtung steht. Zusammen mit Alex (Laura Prepon), ihrer Frau, die leider noch ein paar Jahre abzusitzen hat, versucht sie eine Normalität zu erschaffen, die es aber nicht gibt. Alex versucht dafür alles zu tun, um sich aus jedem Ärger herauszuhalten, doch das ist gar nicht so einfach. Auch die anderen Insassinnen wollen die Zeit vor allem gut nutzen. Doggett (Taryn Manning) versucht ihren Abschluss zu machen, Suzanne (Uzo Aduba) findet die Heilsamkeit in der Hühnerpflege und Tasha (Danielle Brooks) versucht Sinn in ihrer Tätigkeit als Assistentin zu finden, damit sie die lebenslange Haftstrafe ertragen kann. So ist jeder auf sich bedacht, bis eine kleine Gruppe u.a. Red (Kate Mulgrew) und Nicky (Natasha Lyonne) in der Küche der Abschiebungshaft eingesetzt wird und da dem Elend nicht tatenlos zusehen kann.

Taylor Schilling
© Netflix

Mit 13 Folgen findet die amerikanische Serie „Orange is the New Black“ nun ihren Abschluss. Dabei hat die Serie aus der Hand von Jenji Kohan viele Wandlungen durchlaufen. Anfänglich basierend auf dem Roman „Orange Is the New Black: Mein Jahr im Frauenknast“ von Piper Kerman erzählt es die Geschichte eines weißen Mädchens, was sich in der harten Realität eines Frauenknasts einleben muss, gepaart mit viel lesbischem Sex, welcher der Serie ihren anfänglichen Ruf einbrachte. Doch nach und nach erweitert sich das Spektrum der Geschichte – mit den unterschiedlichen Frauen tut sich eine Bandbreite an Material auf. Dabei wird nichts beschönigt oder verharmlost und mit Rückblenden schauen wir den Figuren noch tiefer in die Seele. Nach und nach rückt die Geschichte immer mehr von der Hauptperson ab und liefert in vielen Einzelsträngen ein Gesamtbild. Nachdem es zum Aufstand kommt, wird die Handlung in das Hochsicherheitsgefängnis verlagert – manche Charaktere verschwinden, neue Figuren werden eingeführt und es wird noch etwas härter. Dort befinden sich die liebgewonnenen Charaktere auch noch in der finalen Staffel. Für alle Hauptfiguren wird es in diesen Folgen auf die eine oder andere Weise zu einem Ende kommen. Dabei bleibt auch diese Staffel nah an der Realität und Kritik ist hier auch wieder eine Menge vorhanden, vor allem was den Umgang mit Inhaftierten und ihren beruflichen sowie gesellschaftlichen Chancen nach der Entlassung angeht. Mit dieser Authentizität, die auch alle Frauenfiguren prägt, kann die Serie stets aufs Neue nicht nur gut unterhalten, sondern auch berühren. Auch ihrem Look und der exzellenten Auswahl der DarstellerInnen ist sich die Serie bis zum Ende treu geblieben und verzichtet auf geschönte Bilder oder Einheitsgesichter. Die Serie war bis zum Schluss ein Plädoyer für Vielfalt und hat Frauen in Serien einen anderen Platz eingeräumt, als sonst üblich. Es ist wunderbar, dass Männer bis zum Ende kaum eine Rolle spielten, aber trotzdem auch da kein einheitlicher Stereotyp aufgebaut wurde. Die amerikanische Serie „Orange is the New Black“, die nun nach sechs Jahren und 91 Folgen zu Ende geht, hat den Weg für moderne Serien geebnet und stellte ein wunderbares Novum dar, dass dafür mit vielen Preisen u.a. 13 Emmys ausgezeichnet wurde.

Natasha Lyonne und Kate Mulgrew
© Netflix

Fazit: Die amerikanische Serie „Orange is the New Black“ neigt sich nach sieben Staffel dem Ende zu. In der Serie veränderte sich bis zuletzt viel, Charaktere und ihre Geschichten wurden weiterentwickelt, stets versehen mit konkreten Seitenhieben auf gesellschaftliche Missstände. Auch in der letzten Staffel, in der die vielen Erzählstränge ihr Ende finden, besitzt die Serie eine starke Bodenhaftung und weiß trotzdem mit guten Geschichten und starken weiblichen Figuren bis zur letzten Folge wunderbar zu unterhalten. Dieses Netflix-Urgestein ist eine absolute Empfehlung im Ganzen und hat vieles neu und anders gemacht, was heute zum Standard von Serien gehört.       

Bewertung: 5/5

Trailer zur Staffel 7 der Serie „Orange is the New Black“:

geschrieben von Doreen Matthei

Hier ein Überblick über alle Staffeln der Serie:

Quellen:

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