„Brotherhood“ (2018)

Doreen Kaltenecker
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Kurzfilm / Tunesien, Kanada, Katar, Schweden / Fiktion / 2018

Filmkritik: Der Kurzfilm „Brotherhood“ der tunesischen Filmemacherin Meryam Joobeur entfaltet seine Explosivität erst mit dem Voranschreiten des Films – aus einem scheinbaren Familienzwist entsteht ein brisantes Politikum. Damit schaffte es der Kurzfilm bis zu den 92. Oscars, konnte dann aber nicht gegen „The Neighbors’ Window“ von Marshall Curry gewinnen.

Malek (Malek Mechergui) kehrt nach zwei Jahren zu seiner Familie zurück. Doch während seine Mutter Salha (Salha Nasraoui) und sein kleiner Bruder Rayene (Rayene Mechergui) ihn und seine neue Frau Reem (Jasmin Yazid) offen empfangen, ist sein Vater Mohamed (Mohammed Houcine Gracaa), der bisher ein friedliches Leben als Hirte geführt hat, sich nicht sicher, ob er seinen Sohn aufgrund seiner Einstellungen nicht lieber aus der Familie ausschließen möchte.

Der 25-minütige Spielfilm „Brotherhood“ erzählt von einer Familie ausgehend, die das Ländliche und Einfache symbolisieren, eine Geschichte aus der aktuellen Zeit. Dabei spielen Politik, Gesellschaft und falsch verstandener Patriotismus genauso eine Rolle wie Familie und Heimat. Durch die drei unterschiedlichen Männerfiguren werden hier verschiedene Standpunkte und Denkweise deutlich gemacht. Die Spannungen, die dadurch entstehen, machen den Reiz des Films aus. Doch erst nach und nach wird einem die Explosivität und Härte bewusst.

Chaker Mechergui und Mohamed Grayaâ
© Travelling Distribution

Die tunesischen Regisseurin Meryam Joobeur, die auch das Drehbuch geschrieben hat, erzählt den Stoff mit viel Ruhe. Sie lässt sich Zeit die Figuren und ihre Umgebung einzufangen und belässt oft es bei einer beobachtenden Position. Das erschwert dem Zuschauer zwar etwas den Zugang zu den Figuren, aber fängt dagegen das Leben realistisch ein. Die gediegene Inszenierung soll vor allem die Wirkung der Geschichte unterstützen und das Leben so wie es ist einfangen. Auch wenn man sich an diese Bildsprache etwas gewöhnen muss, besitzt der Film genügend Kraft, um den Zuschauer auf seine Seite zu ziehen und auf Missstände hinzuweisen.

Fazit: Meryman Joobeurs Kurzfilm „Brotherhood“, der bei den Oscars 2020 für den ‚Besten Kurzfilm‘ nominiert war, erzählt die Geschichte einer Familie vor einem politischen Hintergrund. Mit einer realitätsnahen und ruhigen Inszenierung bringt uns Joobeur die Figuren nahe und schafft es mit der Kraft des Themas die Zuschauer an den Film zu binden.

Bewertung: 6/10

Den Kurzfilm „Brotherhood“ gibt es bereits online:

geschrieben von Doreen Matthei

Quellen:

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