„Piscina“ (2016)

Doreen Kaltenecker
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Kurzfilm / Brasilien / Fiktion / 2016

Marcela Fetter und Carolina Bianchi

Filmkritik: Der brasilianische Filmemacher Leandro Goddinho erzählt mit seinem Film „Piscina“ (ET: „Pool“), gesehen in Regensburg im Programm ‚Queer-Streifen‘, eine bewegende Liebesgeschichte, die sich gleichzeitig mit der Frage nach Identität und der Geschichte des Landes auseinandersetzt.

Claudia (Luciana Paes) ist auf der Suche nach ihren Wurzeln. Ihre Großmutter Christine (Carolina Bianchi) hat kurz vor dem Tod viel von einer Marlene (Marcela Fetter) geredet. Daraufhin besucht sie die alte Dame (Sandra Dani), welche in einem Pool lebt, und erfährt wie das Schicksal sie und Christine zusammengeführt und wieder auseinandergebracht hat und warum dieser Pool die wichtigste Erinnerung an diese Liebe ist.

Marcela Fetter und Carolina Bianchi

In seinem dritten Kurzfilm erzählt der brasilianische Regisseur Leandro Goddinho (*1982), dessen Leben vor allem durch starke Frauen geprägt wurde, eine Geschichte von queeren Frauen in unterschiedlichen Zeiten. Geschickt verbindet er zwei Erzählebenen und schafft es, das authentische Zeitkolorit des jeweiligen Jahrzehnts einzufangen. Auch die Location, der titelgebende Pool, ist gut gewählt, und verleiht der exzentrischen Persönlichkeit Marlenes Ausdruck. Wunderbar schaffen es die Darstellerinnen ihren Figuren in nur kurzer Zeit Tiefe zu geben. Die beiden Jungdarstellerinnen Marcela Fetter und Carolina Bianchi, welche Marlene und Christine in den 40er Jahren spielen, schaffen es die Unbeschwertheit eines Sommers und die jungen Liebesgefühle einzufangen und gleichzeitig die Geschichte, die dahinter steht, emotional greifbar zu machen. Leandro Goddinhos Kurzfilm macht alles richtig, kombiniert Gefühl mit Zeitgeschichte, findet die richtigen Darstellerinnen und schafft es mit seiner soliden Inszenierung nicht bloß zu unterhalten, sondern zu berühren.

Fazit: Der Kurzfilm „Piscina“ von Leandro Goddinho ist ein berührender Film, der es schafft Liebes- und Zeitgeschichte mühelos zu vereinen. Der Wechsel zwischen den Zeitebenen und der Fokus auf nur weibliche Figuren funktioniert wunderbar und liefert gleichzeitig ein Bild der LGBTQ+-Situation in Brasilien. Intim und souverän erzählt, aber mit weit geöffnetem Blick überzeugt der Kurzfilm des jungen Filmemachers Goddinho, so dass man unbedingt mehr aus seiner Hand sehen möchte.

Bewertung: 8/10

Den Kurzfilm „Pool“ hier anschauen:

geschrieben von Doreen Matthei

Quellen:

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