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13.-24. März 2019 / Ostentor-Kino, Galerie Leerer Beutel, W1 – Kulturzentrum, Andreasstadel
Seit 1994 existiert die Internationale Kurzfilmwoche Regensburg und gilt inzwischen als eines der etabliertesten Kurzfilmfestivals Deutschland. So verwundert es auch nicht, dass auch in diesem Jahr Filmemacher aus aller Welt nach Regensburg gekommen sind, um ihre Filme vorzustellen. Zusätzlich wurde das 25. Jubiläum mit drei weiteren Tagen geehrt, an denen man ein Best-Of aus den letzten Jahrzehnten sehen konnte. Die organisatorische Leitung des Festivals hat seit 10 Jahren Insa Wiese inne. Die Festivalchefin Wiese sprüht vor Energie, lud zur Eröffnung alle ihre Vorgänger ein und feierte sie mit dem Song ‘Praise You’ von Fatboy Slim. Die Eröffnung, kostenlos zugängig, machte große Lust und Laune auf das diesjährige Programm mit seinen Schwerpunkten Japan und Selbstoptimierung.
Auch in Regensburg bildet selbstverständlich der Wettbewerb das Herzstück des Festivals. Im Internationalen Wettbewerb gewann der Kurzfilm „The Migration Game“ den mit 5.000 € dotierten Kurzfilmpreis des Bayerischen Rundfunks. Der Kurzfilmpreis der Stadt Regensburg mit 1.000 € ging an den georgischen Kurzfilm „Prisoner of Society“. Dieser Preis wird schon seit der ersten Ausgabe der Kurzfilmwoche von der Jury der Jungen vergeben, die aus Studenten und Schülern besteht. Reka Bucsi, welche mit ihren Filmen „Symphony No. 42“ (2014) und „Love“ (2016) schon auf früheren Festivals die Zuschauer begeistern konnte, wurde für ihr neuestes Werk „Solar Walk“ lobend erwähnt. Zudem fielen im internationalen Wettbewerb noch Filme wie der außergewöhnliche Animationsfilm „Mr. Deer“ von Mojtaba Mousavi oder der ungarische Kurzfilm „Graffiti“ auf. Auch hier hatte es Bernhard Wenger mit seinem neuesten Film „Entschuldigung, ich suche den Tischtennisraum und meine Freundin“ in den Wettbewerb geschafft. Zudem hatte man die Möglichkeit den Oscar-nominierten Film „Fauve“ sowie den Oscar-Gewinner in der Kategorie ‘Bester Kurzfilm’ – „Skin“ – zusehen. Wunderbar war zudem die Neigung der Internationalen Kurzfilmwoche Regensburg für experimentelle Filme. So sah man im Wettbewerb nicht nur die beiden starken, österreichischen Kurzfilme “Where do we go” und „Hypnodrom“, sondern auch den außergewöhnlichen „Still from afar“ von Eva van Tongeren.
Im nationalen Wettbewerb wurde der Hauptpreis, der Candis-Preis dotiert mit 1.500 €, an den deutsch-japanischen Kurzfilm „Cat Days“ von Jon Frickey verliehen, welcher auch persönlich im Japan-Block anwesend war und schon auf dem 30. Filmfest Dresden mit seinem Film eine Trophäe gewinnen konnte. Ein weiterer Preis, der Max Bresele-Gedächtnispreis, wurde an den Film „Wunschbrunnen“ von Sylvia Schedlebauer vergeben. Lobend erwähnt wurde zudem Merlin Flügels „Rules of Play“, der seine deutsche Premiere auf dem 61. DOK Leipzig gefeiert hat. Der deutsche Wettbewerb besaß eine gelungene Mischung aus Dokumentationen („Tracing Addai“ von Esther Niemeier, „Sorge 87“ von Thanh Nguyen Phuong), Animationen („Gerichtszeichner“ von Jochen Kuhn, der auf dem 31. Filmfest Dresden zu Besuch sein wird, „Räuber und Gendarm“ von Florian Maubach) und Spielfilmen wie der Kurzfilm „Nenn mich nicht Bruder“ von Gina Wenzel.
Desweiteren gab es noch zwei regionale Schwerpunkte auf der 25. Internationalen Kurzfilmwoche Regensburg. Zum einen wurden Werke junger und ambitionierter Filmemacher im Regionalfokus gezeigt, deren filmischen Qualitäten oft noch zeigten, dass es sich um Erstlingswerke, Schulaufgaben oder erste Fingerübungen handelten (so auch im Block Donaublut, welcher nur regionale Genrefilme zeigte). Die Gewinner in diesen Blöcken waren die beiden Kurzfilme „Sehnsucht“ von Stefan Hahn, der mit verschiedenen Animationstechniken spielte, und der Dokumentarfilm „Im Fluss“ von Steffi Sixdorf und Catharina Hamerle mit einer Geschichte direkt aus Regensburg. Unter den Beiträgen stach der Film „Wildschaden“ von Marcus Siebler hervor. Im Bayernfenster präsentierte das Festival 17 Filme und überzeugte mit Filmen wie dem Spielfilm „Was bleibt“, dem Dokumentarfilm „Steig“ und der Independent-Produktion „Die letzten fünf Minuten der Welt“. Den Preis für den besten Film, gestiftet von dem FilmFernsehFond Bayern, gewann verdientermaßen der 30-minütige „Fame“ von Christian Hödl und Lena Pottgießer.
Die diesjährige Kurzfilmwoche stand ganz unter dem Stern ihres Sonderprogramms zum japanischen Film. Dabei zeigten sie nicht nur moderne Produktionen u.a. den großartigen „Michi’s Suburban Commute“ von Tsugihisa Tanaka und „Right Place“ von Kosai Sekine, sondern auch eine ganze Reihe von Animationsfilmen. Beginnend mit einem Zeichentrick von 1935 wurde ein Querschnitt durch die japanische Animationsfilmlandschaft gezogen und bot ein gelungenes Programm aus künstlerischen, experimentellen und klassisch erzählten Filmen. Darunter befand sich der Oscargewinner von 2009, „House of Small Cubes“, der amüsante „Flufffiction“ und der wunderschöne „Rain Town“. Bemerkenswert war auch der Block mit den sechs historischen Filme, welche alle schwer zu beschaffen waren und die bestimmt nirgendwo anders zu sehen sein werden. Diese hatten dabei vor allem einen experimentellen Schwerpunkt, so auch der Film „I am Sion Sono“ des Regisseurs Sono, bekannt für seinen Vier-Stunden-Film „Love Exposure“. Doch nicht nur in den drei Japan-Blöcken waren japanische Filme vertreten. So waren sie auch zu sehen in den Programmpunkten ‘Poetry in Motion’ und dem seit 1999 existierenden Block ‘Plattenfilme’, welche von regionalen DJs vertont wird und zu den Höhepunkten der Kurzfilmwoche zählen. Auch die beiden ‘Midnight Movies’-Vorstellungen beschäftigten sich ausschließlich mit japanischen Filmen. Zu sehen waren zum einen Splatter-Filme und Sexy Shorts in der anderen Nacht. Um ein Werk dort präsentieren zu können, wurde es extra mit Untertiteln versehen und feierte so vermutlich seine internationale Premiere. Abgerundet mit zusätzlichen Veranstaltungen und Bezügen, wie einer traditionellen Tee-Zeremonie und dem Auftritt von Lena Dobler, einem großen Japan-Fan, bei der Eröffnung rundeten die Sonderreihe ab und gaben dem Zuschauer das Gefühl einen guten Einblick in die japanische Kurzfilmlandschaft und damit einhergehend in die Kultur gewonnen zu haben.
Doch neben den Wettbewerben und dem Schwerpunkt Japan gab es noch viele weitere Programmpunkte zu entdecken. Darunter waren das Kinderprogramm mit wunderbaren Filmen wie „Kleiner großer Bär“ und „In der Nacht erwacht“ und eine Sonderreihe mit Julia Ocker-Filmen. Auch das Architekturfenster, in dem auch ein Preis vergeben wurde (Gewinner: „Fair Grounds“) und die Sonderreihen unter verschiedenen Mottos in der CMA-Reihe (Cinema mi Amor) lockte die Zuschauer in die Kinos. Besonders gut zusammengestellt und kuratiert war der ‘Queerstreifen’-Block, vom gleichnamigen im Leeren Beutel stattfindenden Regensburger Filmfestival. Mit Filmen wie „Piscina“ und „Tú. Yo. Baño. Sexo. Ahora.“ war das Programm ausgesprochen gut und zog einen Querschnitt durch diverse LGBTQ+-Themen. Schade nur, dass man, auch wenn man sich viel Zeit nahm, nicht alles sehen konnte, da viele Veranstaltungen parallel und mit weiten Laufwegen dazwischen stattfanden. Die vier Spielstätten besaßen dabei alle ihren eigenen Charme: Während das Ostentor-Kino ein richtiges Kino war, in dem u.a. auch die Eröffnung stattfand, erinnerten der Leere Beutel und der Wintergarten im Andreasstadel an gemütliche Programmkinos, während das W1 – Jugendkulturzentrum einen typischen Laien-Theaterflair besaß. Am Freitagabend fand im Leeren Beutel die Zündfunkparty statt, welche wunderbar durch die beiden Blöcke ‘Partyfilme’ und ‘Tanzfilme’ ergänzt wurde. Auch in diesem Programm gab es viel aus den Bereichen Experimentalfilm, Animation und Spielfilm zu entdecken. Die Wettbewerbe und die Sonderreihen deckten ein großes Interessengebiet ab und machten das Medium Kurzfilm jedem Zuschauer schmackhaft. So sollte ein gutes Festival sein. Mit seinem 25. Jubiläum zeigt die Internationale Kurzfilmwoche Regensburg auch, dass es für die Bewohner Regensburg zu einer festen Größe geworden ist.
Fazit: Die 25. Internationale Kurzfilmwoche Regensburg 2019 unter der Leitung von Insa Wiese und Philipp Weber, bot ein vielfältiges Programm aus Animations-, Experimental- und Spielfilmen. Auch Kinder- und Dokumentarfilme kamen nicht zu kurz und mit seinen Sonderreihen sprach es gezielt bestimmte Publikumsgruppen an und konnte so u.a. Genre-Freunde erfreuen. Gleichzeitig gibt das Festival auch regionalen Talenten die Plattform sich vorzustellen und untereinander zu vernetzen. So entstand über die Woche eine fast familiäre Atmosphäre, wo man auch gut mit Filmemachern ins Gespräch kommen konnte. Rundherum ist die Kurzfilmwoche Regensburg ein gelungenes Festival, das an insgesamt elf Abenden die Zuschauer mit vielfältigen Kurzfilmen begeistern konnte.
- Stadtansicht Regensburg
- Internationaler Wettbewerb im Ostentor-Kino
- Filmgalerie Leerer Beutel
- Steinerne Brücke mit Donauhochwasser
- Filmgalerie Leerer Beutel
- Saal im Kulturzentrum W1
- Filmgalerie Leerer Beutel
- Die ehemaligen Festivalleiter bei der Eröffnungsveranstaltung
- Saal im Ostentor-Kino
- Stadtansicht Regensburg
Trailer zur Kurzfilmwoche Regensburg
geschrieben von Doreen Matthei
Quellen:
- Website der Internationalen Kurzfilmwoche Regensburg
- Eintrag der 25. Internationalen Kurzfilmwoche Regensburg auf der Website der BAYERN TOURISMUS Marketing GmbH
- Wikipedia-Artikel zur Internationalen Kurzfilmwoche Regensburg
- Eintrag der Internationalen Kurzfilmwoche Regensburg beim Verband Bayrischer Filmfestivals
Erwähnte Filme im Bericht:
- „Cat Days“ (Deutschland, 2018, Jon Frickey)
- „Der Weg zum Wasser“ (Deutschland, 2018, Lukas Ganahl, Marlies Nindl und Andreas Mühlbauer)
- „Die letzten fünf Minuten der Welt“ (Deutschland, 2018, Regie: Jürgen Heimüller)
- „Entschuldigung, ich suche den Tischtennisraum und meine Freundin“ (Österreich, 2018, Regie: Bernhard Wenger)
- „Fair Grounds“ (Deutschland, 2018, Regie: Minhye Chu)
- „Fame„Fame“ (2018)“ (Deutschland, 2018, Lene Pottgießer & Christian Hödl)
- „Fauve“ (Kanada, 2018, Regie: Jeremy Comte)
- „Flufffiction“ (Japan, 2018, Regie: Yoshiki Imazu)
- „Gerichtszeichner“ (Deutschland, 2018, Regie: Jochen Kuhn)
- „Graffiti“ (Ungarn, 2017, Regie: Bálint Barcsai)
- „House of Small Cubes“ (OT: „Tsumuki no ie“, Japan, 2008, Regie: Kunio Kato)
- „Hypnodrom“ (Österreich, 2017, Regie: Richard Wilhelmer)
- „I am Sion Sono“ (Japan, 1984, Regie: Sion Sono)
- „Im Fluss“ (Deutschland, 2018, Catharina Hamerle und Steffi Sixdorf)
- „Bei Nacht erwacht“ (Deutschland, 2018, Regie: Falk Schuster)
- „Kleiner großer Bär“ (Deutschland, 2018, Regie: Sarah Schulz)
- „Michi’s Suburban Commute“ (Japan, 2018, Regie: Tsugihisa Tanaka)
- „Mr Deer“ (OT: „Aghaye Gavazn“, Iran, 2018, Regie: Mojtaba Mousavi)
- „Nenn mich nicht Bruder“ (Deutschland, 2018, Regie: Gina Wenzel)
- „Operation Jane Walk“ (Österreich, 2018, Robin Klengel und Leonhard Müllner)
- „Pool“ (OT: „Piscina“, Brasilien, 2016, Regie: Leandro Goddinho)
- „Prisoner of Society“ (Deutschland, 2018, Rati Tsiteladze)
- „Rain Town“ (Japan, 2011, Regie: Hiroyasu Ishida)
- „Right Place“ (Japan, 2005, Regie: Kosai Sekine)
- „Rules of Play“ (Deutschland, 2018, Merlin Flügel)
- „Räuber und Gendarm“ (Deutschland, 2017, Regie: Florian Maubach)
- „Sehnsucht“ (Deutschland, 2017, Stefan Hahn)
- „Skin“ (USA, 2018, Regie: Guy Nattiv)
- „Solar Walk“ (Dänemark, 2018, Réka Bucsi)
- „Sorge 87“ (Deutschland, 2018, Regie: Thanh Nguyen Phuong)
- „Steig“ (Deutschland, 2017, Regie: Jona Salcher)
- „Still from afar“ (Niederlande, 2018, Regie: Eva van Tongeren)
- „The Migrating Image“ (Deutschland, 2018, Stefan Kruse)
- „Tracing Addai“ (Deutschland, 2018, Regie: Esther Niemeier)
- „You.me.bathroom.sex.now.“ (OT: „Tú. Yo. Baño. Sexo. Ahora“, USA, 2015, Regie: Francisco Lupini-Basagoiti)
- „Was bleibt“ (Deutschland, 2018, Regie: Eileen Byrne)
- „Wildschaden“ (Deutschland, 2018, Regie: Marcus Siebler)
- „Wunschbrunnen“ (Deutschland, 2018, Sylvia Schedelbauer)
Rezensionen zu Kurzfilmen, die auf der Internationalen Kurzfilmwoche Regensburg gelaufen sind:
- 1 Mètre/Heure (2018)
- Ameise (2017)
- Anders (2018)
- Arthur Rambo (2018)
- Between the Lines (2017)
- Call of Comfort (2017)
- Cat Days (2017)
- Córka (2018)
- Craig’s Pathetic Freakout (2018)
- Drop Out Bodies (2017)
- Early Birds (2018)
- Egg (2018)
- Entschuldigung ich suche den Tischtennisraum und meine Freundin (2017)
- Gerichtszeichner (2017)
- I am Superman (2019)
- Mascarpone (2017)
- Nenn mich nicht Bruder (2017)
- Räuber und Gendarm (2017)
- Sisak (2017)
- Slowdance (2018)
- Sorge 87 (2017)
- Tailor (2017)
- The Smell of Petrol (2018)
- Timecode (2017)
- Tracing Addai (2017)
- Where do we go (2018)
Interviews mit Filmemachern von der Internationalen Kurzfilmwoche Regensburg
- Eileen Byrne
- Calí dos Anjos
- Faraz Arif Ansari
- Francisco Lupini Basagoiti
- Siegfried A. Fruhauf
- Leandro Goddinho
- Jürgen Heimüller
- Maria Koneva
- Jochen Kuhn
- Ludivine Large-Bessette
- Brenda Lien
- Guillaume Levil
- Florian Maubach
- Esther Niemeier
- Thanh Nguyen Phuong
- Jonas Riemer
- Martina Scarpelli
- Marcus Siebler
- Branco Tomovic
- Eva van Tongeren
- Bernhard Wenger
- Gina Wenzel
- Richard Wilhelmer
- Christian Zetterberg
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