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Kurzfilm / Iran / Fiktion / 2018
Auf seinem Heimweg nimmt Mr. Deer die U-Bahn. Dort versammeln sich viele verschiedene Gestalten und einige von ihnen haben nicht nur Gutes im Sinn. Als sie eine Haltestelle erreichen, welche von einem Unglück heimgesucht wurde, scheint auch die Situation in der Bahn selbst zu eskalieren.
Der iranische Filmemacher und Animationskünstler Majtaba Mousavi (*1986), der seit 2004 Kurzfilme und Dokumentationen dreht, erzählt uns in seinem neun-minütigen Kurzfilm „Aghaye Gavaszn“ eine dystopische Geschichte. Als Inspiration diente ein wahres U-Bahn-Unglück in Teheran (Iran). Er bevölkert dabei seine Geschichte mit vermenschlichten Tierfiguren, deren stereotypische Charaktereigenschaften hier auf menschliche Stereotypen übertragen werden. So ist die Schweine-Frau verfressen und der Wolf trägt einen feinen Zwirn, ist aber unter der Oberfläche weiterhin das gefährliche Alphatier. Doch seltsamerweise funktioniert dies trotz der Verwendung von Klischees hervorragend. Das liegt vor allem daran, dass Mousavi es schafft, die Muster immer wieder zu durchbrechen und eine Geschichte zu erzählen, die man in dieser Form nicht erwartet hat oder hätte vorhersagen können. Gerade wenn man den Film zum ersten Mal sieht, überschlagen sich die Ereignisse förmlich und überrumpeln den Zuschauer. Viel zur Wirkung des Films trägt natürlich auch die Ausgestaltung bei. Nicht nur, dass er sich für den wohl aufwendigsten Animationsstil, die Stop-Motion-Technik, entschieden hat, so dass die neun Minuten zwei Jahre Entwicklungszeit benötigten, in der er fast alles selbst geschaffen hat, sondern er wählte auch einen grauen, dreckigen und dystopischen Look. Dieser verschreibt dem Film – so weit das in einer Welt voller anthropomorpher Tiere möglich ist – ein realistischen Aussehen. Es ist das Gegenteil eines sonnendurchfluteten bunten Stop-Motion-Abenteuers, sondern ein Blick in die Abgründe der menschlichen Seele. So schafft es der Animationskünstler Majtaba Mousavi mit einer prägnanten und eindringlichen Ausgestaltung eine überraschende und düstere Geschichte zu erzählen – davon würde man wirklich gerne mehr sehen.
Bewertung: 8,5/10
Trailer zum Kurzfilm „Aghaye Gavaszn“:
geschrieben von Doreen Matthei
Quellen:
- 25. Internationale Kurzfilmwoche Regensburg 2019 – Katalog (Programm ‚internationaler Wettbewerb‘)
- ZF-Team, ‚The Art of Mr. Deer by Mojtaba Mousavi‘, zippyframes.com, 2018
- ‚‘Mr. Deer’ receives Special Award from Zagreb Animation Festival‘, en.ifilmtv.com, 2018
- Eintrag des Kurzfilms „Aghaye Gavaszn“ beim Giffoni Film Festival