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Kurzfilm / Schweden / Fiktion / 2017
Filmkritik: Auf dem 30. Filmfest Dresden 2018 war der schwedische Animations-Kurzfilm „The Burden“ (OT: „Min Börda“) von Niki Lindroth von Bahr einer der Highlights des Festivals. Nicht nur, weil es das einzige Musical war, sondern auch durch seine schwermütige Art und seine außergewöhnliche Ausgestaltung.
In einer kleinen Stadt gehen nachts die Angestellten ihrer Arbeit nach. Dabei lassen der Motelbesitzer, die Angestellten einer Fastfoodkette und die Callcenter-Agenten ihren Gefühlen freien Lauf, welche von Langeweile und Einsamkeit gezeichnet sind. Alle scheinen dabei auf ein Ende oder eine Erlösung zu hoffen.
Die studierte Animationskünstlerin Niki Lindroth von Bahr (*1984), welche auch als Kostümdesignerin tätig ist, beispielsweise für David Bowies Musikvideo „Blackstar“, schuf mit „The Burden“ einen Kurzfilm, der sich wunderbar an ihr bisheriges Schaffen anschmiegt. In ihren beiden Vorgängerfilmen „Tord and Tord“ (OT: „Tord och Tord“, 2010) und „Bath House“ (OT: „Swimhall“, 2014) etablierte sie ein Puppenspiel der besonderen Art. In alltäglichen, fast hässlich realistischen Umgebungen agieren Tierfiguren. Diese werden mit Stop-Motion zum Leben erweckt und schwanken in der Optik zwischen einer gewissen Niedlichkeit und menschenähnlicher Entfremdung. Auch in ihrem dritten Kurzfilm übernimmt sie diesen Stil und führt die Zuschauer:innen in die Welt der Nachtarbeiter:innen. So verkörpert ein Fisch den Motelbesitzer und Ratten die Angestellten einer Fastfood-Kette. Fast alle Figuren besitzen dabei eine gewisse Schwermut, welche aus zutiefst menschlichen Gefühlen speist, welche sich aus Langeweile, Angst und Einsamkeit zusammensetzen. Die Stimmung des Films packt das Publikum sofort und erzeugt ein Gefühl von Melancholie trotzdem mit einem gewissen Schmunzelfaktor, da die Tiere einfach zu goldig sind. In stimmigen, aber kaum konventionellen Gesangseinlagen, welche lange im Kopf bleiben, aber vermutlich nicht mitsummbar sind, wird den Gefühlen in baukastenartigen Sequenzen Ausdruck verliehen und damit steuert der Kurzfilm auf ein dystopisches Ende zu. Die Animationskünstlerin und Regisseurin Niki Lindroth von Bahr fügt in dem Kurzfilm „The Burden“ alle Elemente perfekt zusammen. Die Geschichte, ihre tierischen Protagonisten und die eindringlichen, schwedischen Songs machen den Film zu einem wunderbaren Gesamterlebnis. So verwundert es auch nicht, dass der Film den Goldenen Reiter für den ‚Besten Filmton‘ gewonnen hat und darüber noch weltweit auf vielen Festivals lief.
Bewertung: 9,5/10
Den Kurzfilm „Min Börda“ gibt es hier zu sehen:
geschrieben von Doreen Matthei
Quellen:
- 30. Filmfest Dresden 2018 – Katalog (Programm ‚Internationaler Wettbewerb‘)
- Website des Kurzfilms „Min Börda“
- Wikipedia-Artikel über die Regisseurin Niki Lindroth von Bahr
- Eintrag der Regisseurin Niki Lindroth von Bahr an der Kunsthochschule für Medien Köln
4 Gedanken zu “„The Burden“ (2017)”