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Kurzfilm / USA / Fiktion / 2018
Troy (Jackson Robert Scott) wächst scheinbar wohlbehütet bei seinem Dad (Jonathan Tucker) und seiner Mum (Danielle Macdonald) auf. Seine Eltern nehmen ihn mit auf Ausflüge mit gleichgesinnten Freunden, machen derbe Scherze über nicht-weiße Amerikaner und üben das Schießen. Eines Tages geht sein Vater zu weit und attackiert schwer einen anderen Vater vor der Augen dessen Familie.
Der Kurzfilm stammt aus der Hand des israelischen Filmemachers Guy Nattiv (*1973), der hier eng mit seiner Frau Jaime Ray Newman, die gleichzeitig Produzentin und im früheren Leben Schauspielerin war, zusammengearbeitet hat. Sie erzählen zuallererst eine Familie- und später eine Vergeltungsgeschichte, aber gleichzeitig noch so viel mehr. Es wird hier in authentischen Bildern das Leben der Unterschicht der weißen Bevölkerung Amerikas eingefangen. Dabei übertreibt der Film nicht, sondern nimmt eine fast objektive, beobachtende Position ein. Erst in der zweiten Hälfte, wenn die Handlung weg von Alltagsschilderungen geht, beginnt der erzählerische Part des Films. Auch wenn nicht jeder Zuschauer mit dem Selbstjustiz-Ende zufrieden sein wird, erscheint es wie eine befriedigende Konsequenz, nachdem man 21 Minuten lang dem gängigen Rassismus beiwohnen durfte. Dass dies so wunderbar funktioniert, liegt auch an seinem wunderbaren Cast – allen voran den beiden Eltern und dem Sohnemann, dargestellt von Jonathan Tucker, Danielle Macdonald und Jackson Robert Scott, die es schaffen, familiäre Wärme und abstoßenden Rassismus in einer Szene zu transportieren. Das ganze Ensemble belebt den Film, so dass man manchmal glaubt, einer realen Milieustudie beizuwohnen. Man kann nur hoffen, dass Guy Nattiv, der 2019 zu Recht den Oscar für den ‚Besten Kurzfilm‘ gewann, diesen Realismusanspruch auch in seinem Langfilm „Skin“ (2018), der jetzt in den Kinos gestartet ist, übertragen hat. Mit Jamie Bell in der Hauptrolle hat er auf jeden Fall einen starken Hauptdarsteller für seinen Langfilm gefunden, der aber trotz gleichen Titels eine ganz andere Geschichte erzählen soll.
Fazit: Der Kurzfilm „Skin“ von Guy Nattiv gewann dern Oscar für den ‚Besten Kurzfilm‘ auf der 91. Oscarverleihung und das trotz starker Konkurrenz absolut begründet. Mit seinem realistischen Blick, starken Darstellern und einer Geschichte, die mit Sicherheit die Zuschauer involviert, ist „Skin“ eine eindringliche Milieustudie sowie Familie- und Rassismusgeschichte in einem.
Bewertung: 9/10
Trailer zum Kurzfilm „Skin“:
geschrieben von Doreen Matthei
Quellen:
- 25. Regensburger Kurzfilmwoche 2019 – Katalog (Programm ‚Internationaler Wettbewerb‘)
- Wikipedia-Artikel zum Kurzfilm „Skin“
- Jazz Tangcay, ‚Interview: Guy Nattiv On His Powerful Short Film – Skin‘, awardsdaily.com, 2019
- Susan Wloszczyna, ‚Guy Nattiv’s Oscar-nominated live-action short ‘Skin’ goes beyond the surface of white supremacy [EXCLUSIVE VIDEO INTERVIEW]‘, goldderby.com, 2019