„Sweethearts“ (2019)

Doreen Kaltenecker
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Filmkritik: Die bekannte Schauspielerin Karoline Herfurth wendet sich nach ihrem ersten Spielfilm „SMS für Dich“, einer klassischen deutschen Liebeskomödie, dem Genrefilm zu und schuf mit „Sweethearts“ (Deutschland, 2019) einen überzeugenden, charmanten Action- und Buddy-Movie mit zwei Frauen in der Hauptrolle.  

Nachdem Mel (Hannah Herzsprung) ein teures Collier gestohlen hat, geht nicht alles glatt. Stattdessen nimmt sie Franny (Karoline Herfurth) als Geisel. Das stellt sich schnell als großer Fehler heraus, denn Franny ist ein ängstliches Nervenbündel. Also lässt sie sie lieber nicht laufen, sondern nimmt sie mit auf ihrer Flucht vor Gangstern und Cops, u.a. den smarten Harry (Frederik Lau). Die beiden Frauen bauen daraufhin ein anderes Verhältnis zueinander auf, abseits der Täter- und Opfer-Rolle. 

Hannah Herzsprung und Karoline Herfurth
© Warner Bros. GmbH

Die Schauspielerin Karoline Herfurth, geboren 1984 in Berlin, hat sich in die Herzen vieler Zuschauer gespielt. Ihre Karriere zog mit der Tom Tkywer Verfilmung „Das Parfum – Die Geschichte eines Mörders“ (2006) an und wurden mit Filmen wie „Im Winter ein Jahr“ (2008), „Vincent will meer“ (2010), „Fack ju Göhte“ (2013) und der Otfried Preußler Verfilmung „Die kleine Hexe“ (2018) ausgebaut. Bei ihrem ersten Film schrieb sie sich eine schöne Liebesgeschichte auf den Leib, doch bei ihrem zweiten Film, wo sie eine der beiden Hauptrollen spielt, darf sie so richtig neurotisch sein. Darüber hinaus schuf sie mit „Sweethearts“ einen klassischen Buddy-Movie im Gangster-MIlieu. Doch besonders gelungen ist die Verlagerung nach Deutschland und dass es sich hierbei um zwei Frauen handelt. Das mischt das altbackene Genre sehr auf und verteilt gleich die Sympathien richtig. Scheinbar mühelos schuf Herfurth, nach einem Drehbuch von Monika Fäßler einen souveränen deutschen Genrefilm, der zwar Klischees bedient, aber auch wunderbar mit Stereotypen spielt. Besonders fällt auf, dass sie es liebt, Geschlechterklischees umzudrehen. Bei ihrem Film sind die männlichen Polizisten entweder Weicheier mitsamt Baby im Schlepptau oder Sexobjekte. Die Polizeikommissarin ist dagegen ein unsympathisches beinhartes Luder (dargestellt von Anneke Kim Sarnau). So ist Herfurths Film zwar eine Hommage an das klassische Buddy-Genre, dient aber ebenso als Vorlage, das Genre auf den Kopf zu stellen.

Karoline Herfurth
© Warner Bros. GmbH

Die Atmosphäre, die die Filmemacher dabei kreiert, wird dem Genre mehr als gerecht. Der Film wurde in und um Berlin herum gedreht und zeigt dabei nicht nur die geschönten, touristenfreundlichen Ecken, sondern Plattenbauten und dreckige Gassen. Doch mit ein paar neon-bunten Akzenten weiß der Produktionsdesigner Christian M. Goldbeck die Szenerie aufzupeppen, etwas amerikanisches Flair einzubauen und die großen Vorbilder des Genres, vor allem amerikanische Filmen am Ende des letzten Jahrhunderts, zu ehren. Doch das alles hätte nicht so wunderbar funktioniert, hätte Herfurth nicht den perfekten Cast zusammengestellt. Zusammen mit Hannah Herzsprung (bekannt aus „Hell“ (2011), „Who am I“ (2014) und „Traumfrauen“ (2015)) und Frederic Lau (gesehen in „Victoria“ (2015) und „Outside the Box“ (2015)), der hier wunderbar gegen sein härteres Image spielt, ist Herfurth ein wunderbares Trio gelungen, das es auch schafft, das Drehbuch über Schwächen oder zu bekannten Elemente hinwegzuführen. Denn ihre Spielfreude und der Spaß am Genre tragen viel zum Charme und Wohlgefühl des Films bei.            

Frederick Lau
© Warner Bros. GmbH

Fazit: Der Regisseurin und Schauspielerin Karoline Herfurth, die sich zur Zeit in der deutschen Filmlandschaft großer Beliebtheit erfreut, nutzt das aus und schuf mit ihrem zweiten Spielfilm keine typische deutsche Komödie oder Drama, sondern einen waschechten Genrefilm. „Sweethearts“ ist im Herzen ein Buddy-Movie, stellt zwei gegensätzliche Frauen in den Mittelpunkt und lässt viel auf sie hereinprasseln. Die Spielfreude der Schauspieler überträgt sich dabei wunderbar auf die Zuschauer, die ihre satte actionlastige Genrekost durchwebt mit Humor und Klischee-Brechungen serviert bekommen.

Bewertung: 7,5/10

Kinostart:14. Februar 2019 / DVD-Start: noch unbekannt

Trailer zum Kurzfilm „Sweethearts“:

geschrieben von Doreen Matthei

Quellen:

 

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