„Wunderschön“ (2022)

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Filmkritik: In ihrem dritten Spielfilm „Wunderschön“ (Deutschland, 2022), der bereits Ende 2020 in die Kinos kommen sollte, erzählt die Regisseurin und Schauspielerin Karoline Herfurth in fünf Episoden von Frauen, ihren Sorgen und vor allem den Anforderungen und Ansprüchen, denen sie tagtäglich ausgesetzt sind.

Sonja (Karoline Herfurth) ist seit Jahren aus ihrem Beruf raus, ist nur noch Mutter und will das ändern und vor allem sich in ihrem Körper wieder wohlfühlen. Im Gegensatz zu ihrem Mann Milan (Friedrich Mücke) will ihre beste Freundin Vicky (Nora Tschirner) ihr dabei helfen. Diese führt als Lehrerin ein unabhängiges Leben und will sich nicht binden, auch nicht als sie ihren neuen Kollegen Franz (Maximilian Brückner) kennenlernt. An ihre Schule geht auch die übergewichtige Leyla (Dilara Aylin Ziem), welche sich zum ersten Mal verliebt, aber mit ihrem Körper aufgrund ihrer Mutter (Melika Foroutan), welche eine Modelagentur betreibt, hadert. Diese wiederum hat Julie (Emilia Schüle) unter Vertrag und fordert von ihr sehr viel, sodass diese irgendwann unter dem Druck zusammenbricht. Dabei hat sie schon lange den Kontakt zu ihrer Mutter Frauke (Martina Gedeck) verloren, welche seit Jahren unglücklich in ihrer Ehe feststeckt. 

Emilia Schüle

Der 131-minütige Episodenfilm stammt aus der Feder der Autorinnen Lena Stahl, Monika Fäßler sowie der Regisseurin Karoline Herfurth selbst, die bereits in ihrem Genre-Film „Sweethearts“ (2019) gelungenerweise Frauen in das Zentrum ihrer Geschichte setzte. Doch hier sieht die Sache noch einmal ganz anders aus. Männer kommen in diesem Film eher am Rand, aber trotzdem als wichtige Komponente, vor. Durch die Episoden-Struktur kann sich der Film mit vielen wichtigen Themen gleichzeitig beschäftigen. Es geht darin um Schönheit, falsche Schönheitsideale und wie schwierig es ist, sich und seinen Körper zu lieben, aber auch wie stark die Umwelt das beeinflusst. Weiterhin geht es um eine unabhängiges, freies und glückliches Leben. Inwieweit kann man in einer Beziehung noch man selbst sein? Wie wird man als Frau von seinem Ehemann oder Partner dabei unterstützt oder eben nicht? Wie kann man Mutter- und Frausein mit einer Karriere vereinen? Der Film greift so viele Themen offen und auch emotional auf, dass man als Zuschauer:in (vermutlich wird der Film eher von Frauen angeschaut) unweigerlich eigene Probleme und Sorgen erkennt. Mit viel Einfühlungsvermögen werden hier die verschiedenen Geschichten erzählt, die, obwohl natürlich das eine oder andere bekannte Element vorkommt, nie langweilig werden und alle stets die gleiche Aufmerksamkeit vom Publikum erhalten, welches hier bis zur letzten Filmminute an der Seite seiner Heldinnen ist.

Inszeniert und umgesetzt wurde der Film in Berlin, welches die hervorragende Kulisse für all die Geschichten bietet. Nahe dran an der Realität fängt die Regisseurin Herfurth Orte und Plätze ein. Doch vor allem ist der Film ein großes Schauspieler:innen-Kino. Die Besetzung ist bis in die Nebenrollen hinein gelungenen. Als Hauptfiguren glänzen Karoline Herfurth („Das Parfum – Die Geschichte eines Mörders“ (2006), „Sweethearts“ (2019)) selbst, Nora Tschirner („Keinohrhasen“ (2007), „Gut gegen Nordwind“ (2019)), Martina Gedeck („Bella Martha“ (2001), „Die Wand“ (2012)), die Jungdarstellerin Dilara Aylin Ziem und Emilia Schüle („Smaragdgrün“ (2016), „Jugend ohne Gott“ (2017)). Sie alle erwecken ihre Figuren abseits von Klischees zum Leben, geben Einsicht ins Innenleben und schaffen es das Publikum mit ihren Geschichten, die stark in der Realität verankert sind, zu berühren. So ist „Wunderschön“ ein großartiger Ensemblefilm, der es schafft viele Wahrheiten auszusprechen und auf cineastisch schöne Art und Weise die Zuschauer:innen zu involvieren und zu erreichen.

Nora Tschirner

Fazit: „Wunderschön“ ist ein Episodenfilm aus der Hand der Regisseurin und Schauspielerin Karoline Herfurth und erzählt auf berührende Weise die Geschichten von fünf Frauen, welche mit alltäglichen aber doch essentiellen Fragen nach Schönheit, Vereinbarkeit von Karriere und Beruf und Liebe hadern. Herfurth hat das nahegehende Drehbuch wunderbar inszeniert und schafft damit gelungene Unterhaltung und das nicht nur für Frauen.

Bewertung: 8/10

Kinostart: 3. Februar 2022 / DVD-Start: 30. Juni 2022

Trailer zum Film „Wunderschön“:

geschrieben von Doreen Matthei

Quellen:

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