“Jugend ohne Gott” (2017)

Doreen Kaltenecker
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Filmkritik: Der deutsche Genrefilm “Jugend ohne Gott” (OT: “Jugend ohne Gott”, Deutschland, 2017) nahm sich den 1937 erschienen, gleichnamigen Roman von Ödön von Horvath als Grundlage und schuf einen dystopischen Science-Fiction, der in der nahen Zukunft angesiedelt ist und der inhaltlich wie optisch überzeugen kann.

Der begabte Zach (Jannis Niewöhner) schafft es als ein Auserwählter in das alpine Trainingslager in den Wäldern, an dessen Ende für ein paar die erträumte Aufnahme in die Elite-Universität steht. Mit seinen Mitstreitern Nadesch (Alicia von Rittberg) und Titus (Jannik Schümann) muss er unter der strengen Aufsicht ihres Lehrers (Fahri Yardim) und der Trainingsleiterin Loreen (Anna Maria Mühe) viele Prüfungen bestehen. Als die mysteriöse Ewa (Emilia Schüle) im Wald auftaucht, ist Zach, dem das System schon länger Unbehagen bereitet, fasziniert, doch kann er nicht wissen, dass jemand dafür mit dem Leben bezahlen muss.

Vor genau 80 Jahren erschien der Roman “Jugend ohne Gott” von Ödön von Harváth (1901-1938). Im Buch spielt die Geschichte in der Zeit des Faschismus und zeigt die Hilflosigkeit eines humanistischen Lehrers gegenüber der zunehmenden nationalsozialistischen Gesinnung und der damit einhergehenden Gewalt. Um das Projekt realisieren zu können, wurde beschlossen, dass der Film kein Historienfilm werden sollte. Das Szenario wurde in die nahe Zukunft verlegt und überträgt die Geschichte auf eine radikale Leistungsgesellschaft. Die beiden Autoren Alex Buresch und Matthias Pracht wählten zudem drei verschiedene Erzählperspektiven, welche die von Erfolgsdruck geprägten Teilnehmer jeweils aus anderen Sichtweisen schildern. Diese Erzählstruktur macht einen großen Teil des Reizes des Films aus, da dadurch die Wahrheit erst nach und nach ans Licht kommt und der Film so seine Spannung bis zum Ende halten kann. Inszeniert wurde das Ganze von dem schweizer Regisseur Alain Gsponer (*1976), der für seinen Kinderfilm “Heidi” (2015) viel Lob und Preise (u.a. den deutschen Filmpreis für den Besten Kinderfilm) erhalten hat. Gedreht wurde die Dystopie vor allem in Frankfurt, Berlin und in den bayerischen Alpen. Der starke Kontrast zwischen Stadt und Natur liefert den perfekten Rahmen für die Geschichte. Auch in der Ausstattung und in den Details wurde das Science-Fiction-Genre berücksichtigt, aber nie übertrieben, da die Geschichte einen nahen Bezug zur heutigen Realität behalten sollte. Dies funktioniert gut und vermittelt zudem eine unaufdringliche Gesellschaftskritik, die eine nicht undenkbare Entwicklung vorzeichnet. Abgerundet wird der Film mit einem sehr guten, jungen Schauspielerensemble. Jannis Niewöhner, Emilia Schüle und Jannik Schümann gehören zu den beliebtesten deutschen Talenten der Zeit und sorgen dafür, dass der Film auch jüngere Generationen anspricht. Aber auch die Erwachsenenrollen wurde ua. mit Anna Maria Mühe (Tochter von Ulrich Mühe und bekannt aus “Novemberkind” (2008)) und Fahri Yardim (“Tatort”-Kollege von Til Schweiger) bestens besetzt. Im Gesamten ergibt es einen stimmigen, deutschen Genrefilm, der mit viel Spannung und guten Darstellern eine dystopische Zukunft zeichnet, die erschreckend möglich erscheint.

Fazit: Der Spielfilm “Jugend ohne Gott” ist nicht nur eine gelungene, abgewandelte Literaturverfilmung, sondern auch Dystopie und Jugendfilm zugleich. Durch seine verschiedenen Perspektiven und die konsequente Entwicklung schafft der Film es die Spannung zu halten und die Zuschauer in diese nahe Zukunft zu entführen. MIt der Riege bekannter Gesichter, einem stimmigen Look und einem spannenden Verlauf ist der Film sehenswertes Unterhaltungskino, das dem deutschen Genrefilm mehr Anerkennung verschaffen kann und trotzdem auch ein junges Publikum anspricht.

Bewertung: 7/10

Kino-Start: 31. August 2017, DVD-Start: unbekannt

Der Trailer:

geschrieben von Doreen Matthei

Quelle: Pressematerial von Constantin Film

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