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Wie ist die Idee für „Noi“ entstanden? Steckt vielleicht was Dokumentarisches dahinter?
Sina Diehl: Bei einem Dreh einer Reportage über Menschen, die am Messie-Syndrom leiden, traf ich eine Frau, die Unmengen unterschiedlicher Dinge online bestellte, diese bei sich zu Hause hortete und folgend auf ihrem Tablet „Wimmelbilder“-Onlinespiele spielte. Diese Schwere – an Dingen zu hängen – und ihnen einen solch großen Wert zuzuschreiben, brachte uns auf die Grundfrage, wie Menschen ordnen und warum. Ist das Messie-Syndrom eine Krankheit oder eine bewusste Entscheidung zu einer individuellen Art einer Ordnung. Während unserer Recherchephase hat uns der Dokumentarfilm „Ein schönes Chaos“ von Ulrich Grossenbacher sehr geholfen in die Räume, Alltagszustände und Denkmuster von diesen Menschen einzutauchen, um sie im Dialog greifbar zu machen.
War von Anfang an klar, dass ihr euch auf die Objekte konzentrieren wolltet und nicht auf die Menschen dahinter?
Wie verliefen die Dreharbeiten – wie kann man sich die Umsetzung vorstellen?
Sina Diehl: Glücklicherweise hatte einer von uns zum Drehzeitraum ein freies Zimmer in der WG. So konnten wir dieses Zimmer gänzlich zustellen und mit ausgesuchten Gegenständen füllen. Ein Tag verbrachten wir wohl damit, alles voll zu stellen und zwei Minuten alles einstürzen zu lassen. Darauf folgte ein Drehtag für die Hand-/Plot-Inszenierung und ein Tag, um den von Max immer wieder neu überarbeiteten Dialog zu inszenieren.
Habt ihr noch mehr Szenen und/oder Objekte, welche dem Schnitt zum Opfer gefallen sind? Wie viel Material hattet ihr im Gesamten?
Sina Diehl / Maximilian Welker: Es gibt immer noch viel mehr, was abgelegt wurde und nicht mehr benutzt wird. Auf Festplatten und in irgendwelchen Kisten sind noch unzählige Aufnahmen (in Bild- und Tonvariationen) anderer Gegenstände, die wir gesammelt haben. In etwa haben wir 15-20 Gegenstände thematisiert.
In Bamberg lief euer Film als Experimentalfilm. Würdet ihr ihn selber so einordnen?
Sina Diehl: Wir haben bewusst gesagt, dass wir zwar ein klares visuelles Konzept verfolgen, dass dieses jedoch auch in Naturaufnahmen einer kreativen Freiheit unterliegen soll. Ebenso haben wir in der Montage völlig frei versucht, unser Material zu arrangieren ohne klare Vorgabe. Es ging uns darum zu experimentieren und uns um das Thema zu drehen. Doch letztlich könnte man von jedem Film sagen, dass er auf diese Weise entsteht. Gerade solches Kategorisieren ist wohl das, was wir in Frage stellen.
Tobias Lischka: Wir würden unseren Film als tragisches Gebärdenspiel beschreiben. Eine Hommage an den Wert von Erinnerungen oder einfach als ein intimes Vater-Sohn-Porträt.
Könnt ihr mir mehr zu eurem Background erzählen? Wird es weitere gemeinsame Projekte geben?
Die Fragen stellte Doreen Matthei
Lies auch die Rezension des Kurzfilms „Noi“