Sieben Fragen an Andreas Irnstorfer

Doreen Kaltenecker
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Interview: Im Gespräch mit dem Regisseur Andreas Irnstorfer konnten wir mehr über seinen Kurzfilm „Naiwan“ erfahren, der auf dem 21. Landshuter Kurzfilmfestival im ‚Shock Block‘ lief, warum er sich entschied einen Film auf den Philippinen zu drehen, was ihm visuell wichtig war und welche Vorbilder er dabei möglicherweise im Sinn hatte und wie wichtig die Wahl der beiden HauptdarstellerInnen für das Gelingen des Films war.

Wie hat alles angefangen – wie entstand die Idee zu „Naiwan“?

Ich wollte schon sehr lange einen Film drehen, der im Heimatland meiner Mutter spielt. Ich fand es schon immer faszinierend, wie die Verbindung aus Katholizismus und Aberglaube so ganz anders dort zu funktionieren schien, als hier. Ursprünglich hatte ich einen Langfilm geplant, aber als Abschlussfilm an der Münchner Filmhochschule wäre es beinahe unmöglich geworden dort über die Dauer so aufwendig zu drehen. Deshalb war die Idee erstmal einen kurzen oder mittellangen Film dort zu drehen, quasi als ‚Proof of Concept‘, um dann irgendwann zurück zu kehren um dann doch den Langfilm zu drehen. Die Idee besteht auch weiterhin, nur hat es sich jetzt zu einer Serienidee entwickelt.

Die konkrete Idee zu „Naiwan“ entstand dann aus einem Urlaubserlebnis. Ich war mit meiner damaligen Freundin auf einer winzigen, aber bewohnten philippinischen Insel (Apo Island) gestrandet, da der Wellengang zu hoch war um die Insel unbeschadet anzufahren oder davon abzufahren. Es war zwar nur einen Tag, und es war überhaupt nicht so dramatisch, aber daraus entstand dann das Setting.

In welchem Rahmen habt ihr den Film realisieren können? Wo und wie lange habt ihr gedreht?

Wie gesagt, war dies mein Diplomfilm an der HFF München. Gedreht haben wir auf Camara Island bei Pundaquit, nördlich von Manila auf den Philippinen. Wir hatten glaube ich acht richtige Drehtage und ein paar Nebendrehtage für Drohnen und Unterwasseraufnahmen dort und noch einen Studiodrehtag in München. 

Was lag Dir visuell am Herzen? 

Sina Wilke

Visuell war es mir wichtig mit einfachen Mitteln, etwas so schönes, wie eine perfekte Urlaubsinsel unheimlich, bedrohlich und hässlich wirken zu lassen und den Übergang zwischen Realität und Traum, zwischen Psyche und Übernatürlichem so flüssig wie möglich zu gestalten. Und das bestimmte auch den Look. Es gibt einen Bruch in dem Film, davor sind die Einstellungen alle statisch oder in ihrer Bewegung stabilisiert und nach dem Bruch (nachdem entweder in Bina etwas zerbricht oder Bina ein übernatürliches Wesen sieht – das liegt im Auge des Betrachters) hat mein wunderbarer Kameramann Ahmed El Nagar alles von der Hand gedreht (bis auf die Drohnenaufnahmen natürlich). Auch gab das rein pragmatische Problem keinen Strom auf der Insel zu haben eine visuelle Notwendigkeit vor, die unser visuelles Department mit nur einer (!) Filmlampe in meinen Augen wunderbar gelöst hat. Nicht ohne Stolz darf ich an dieser Stelle auch sagen, dass Ahmed damals für den Deutschen Kamerapreis in der Nachwuchskategorie nominiert war. 

Hattest Du Vorbilder, vor allem im Genrebereich, welche dich inspiriert haben?

Oh, soooo viele Vorbilder. Aber ganz konkret für diesen Film? Ich glaube es war nie ein singulärer Film, sondern eher viele verschiedene. Ich bin ein großer Genrefilm Fan und schaue eigentlich so gut wie alles. Ich erinnere mich, dass ich bei der Entwicklung viel über Filme wie „It Follows“, „Only God Forgives“, „The Witch“, „The Shining“, „Hereditary“, „Arrival“, „The Beach“ oder Serien wie „Stranger Things“, „The Sinner“, und viele viele andere nachgedacht habe. Oh da könnte ich unendlich viel drüber reden, das sprengt wohl den Rahmen hier, hahaha.

Kannst Du mir mehr zu der Besetzung erzählen – die beiden spielen ihre Rollen wunderbar und man merkt von Anfang, dass viel unter der Oberfläche brodelt.

Wir hatten einen sehr, sehr intensiven und ausführlichen Castingprozess. Es war mir wichtig das Paar zusammen zu casten, weswegen jede/r Schauspieler*in die Castingszene immer zweimal mit immer unterschiedlicher/m Partner*in spielen musste. Lustigerweise habe ich mich dann für Sina und David entschieden, die gar nicht zusammen beim Casting waren, aber deren Chemie und Energie für mich genau gepasst haben / bzw. so gegensätzlich waren. Die beiden waren super und wir hatten wirklich eine wunderbare Vorbereitungs- und Drehzeit zusammen. Es war so anstrengend, besonders für die Beiden, mit der Sonne und der Hitze und dem Wind und der Herausforderung der Rollen und trotzdem haben sie das echt, richtig toll gerockt! Ich war und bin so happy, dass es die Beiden geworden sind!

Kannst Du am Schluss noch ein bisschen mehr von Dir erzählen und wie Du zum Film gekommen bist?

Sina Wilke und David Zimmerschied

Ich hatte mich nach dem Abi für diverse Filmhochschulen beworben und wurde an allen abgelehnt. Ich hatte natürlich null Erfahrung und stand auch noch nie am Set, aber ich wollte unbedingt zum Film, weil ich halt auch so ein totaler Filmnerd war. Also musste eine Alternative her. Nach einigen Praktika hab ich dann in Erlangen Theater- und Medienwissenschaften studiert und dann in dieser Zeit sowohl an der Uni, als auch außerhalb viel über Film gelernt. Eine großartige Zeit! Nach dem Magister war klar, dass ich, wenn ich Regisseur werden will, doch an einer Filmhochschule studieren sollte. Also hab ichs nochmal an den Filmhochschulen probiert und bin dann in München angenommen worden.

Sind bereits neue Projekte geplant? 

Geplant ist vieles. Ich habe in letzter Zeit, auch der Pandemie geschuldet, viel Zeit zum entwickeln gehabt und viele Film- und Serienkonzepte geschrieben. Mal sehen welches davon als nächstes realisiert werden wird, ich bin gespannt und freue mich sehr darauf. 

Die Fragen stellte Doreen Matthei

Lies auch die Rezension des Kurzfilms „Naiwan

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