Sieben Fragen an Gonzaga Manso

Doreen Kaltenecker
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Interview: Im Gespräch mit dem spanischen Regisseur und Kameramann Gonzaga Manso konnten wir mehr über seinen wunderbaren Kurzfilm „Let’s go to Antarctica!“, welcher auf dem ‚Open Air‘ des 32. Filmfest Dresden lief, erfahren, wie es zu der Idee kam und warum er hier perfekt kombinierte Bilder sowie Humor mit einer durch und durch kritischen Botschaft vereint.

The original english language interview is also available.

Hat es Dich selbst vor diesem Kurzfilm bereits als Kameramann schon in die Antarktis geführt? Entstand so Deine Idee zu Deinem Kurzfilm „Let’s go to Antarctica!“?

Ich war nur einmal in der Antarktis, und das war, als wir diesen Kurzfilm gedreht haben. Wir sind dorthin gefahren, um eine Kombination verschiedener Aufträge zu drehen, und ich dachte, dass ich die Gelegenheit nutzen und auch einen Kurzfilm drehen sollte. Dann analysierte ich, was ich während der Reise in der Hand haben würde, und schrieb auf dieser Grundlage das Drehbuch (eigentlich ist der Hauptdarsteller einer der Produzenten des Projekts). In gewisser Weise kritisiert die ganze Geschichte unsere eigene Reise dorthin.

Deine Dokumentation ist eine gelungene Mischung aus inzenatorischer Schönheit, beißender Kritik und Humor. Diese Kombination ist ungewöhnlich – was war für Dich bei der Inszenierung wichtig? 

Wir alle haben Tausende von eindringlichen Bildern von Eisbären gesehen, die an Hunger sterben, wir alle wissen, wie schrecklich der Klimawandel ist. Aber irgendwie sind wir ihm gegenüber unempfindlich geworden, wir ziehen es vor, von einer unbequemen Wahrheit wegzusehen. Ich dachte, dass eine andere Herangehensweise, die weniger wertend ist und bei der sich der Zuschauer sogar amüsieren kann, eine gute Möglichkeit sein könnte, ein sehr ernstes Problem zu vermitteln. 

Kannst Du mir ein bisschen mehr zu den Dreharbeiten selbst erzählen – wie lange ihr gedreht habt und ob es Probleme gab, vor Ort zu drehen.

Wir drehten dort etwa zwei Wochen lang. Wir waren eine sehr kleine Crew, insgesamt fünf Personen, es war also ein sehr anspruchsvolles Projekt.  Auch das Drehen bei extrem niedrigen Temperaturen ist körperlich anstrengend, und die Entfernungen dort sind riesig. Allein der Transport der Ausrüstung von einem Ort zum anderen war sehr kompliziert. Aber es hat sich absolut gelohnt, dort drehen zu können, war ein Geschenk, es ist ein magischer Ort, und ich bin dankbar, dort gewesen zu sein.  

Am ersten Tag hatten wir ein großes Problem, wir machten einige Aufnahmen bei Sonnenaufgang auf dem Schiffsdeck, und eine riesige Welle durchnässte eine unserer Kameras und sie ging genau an der Stelle kaputt. 

Auch visuell ist es keine ‚normale‘ Dokumentation und erinnert teilweise an die Ästhetik von Wes Anderson. Auf was hast Du Dein Augenmerk dabei gelegt?

Diese spezielle Ästhetik half mir, Humor zu erzeugen, und war auch sehr mit dem aseptischen Ton der Erzählung verbunden. Ich stellte mir das Projekt mit einem hochkarätigen Bild vor, sehr rein und sauber, mit sehr gesättigten Farben in punktuellen Objekten (Kleidung, Boote…) und einer sehr sauberen und zentrierten Komposition. 

Der Off-Kommentar ist besonders gelungen – möchtest Du mir noch ein bisschen mehr darüber erzählen, u.a. wie ihr den perfekten Sprecher dafür gefunden habt?

Danke! Ich bin sehr zufrieden mit dem Voice-Over. Wir haben tatsächlich zwei verschiedene Versionen aufgenommen, eine in Spanisch und eine in Englisch, weil ich es für wichtig hielt, die Absicht und die kleinen Nuancen des Humors in den Untertiteln nicht zu verlieren. In der englischen Version hatten wir Richard Collins-Moore, einen großartigen Schauspieler, den ich traf, als ich eines seiner Theaterstücke sah. Ich liebte seine Stimme und entschied, dass er perfekt für die Rolle war. In der spanischen Fassung hatten wir Raúl Cimas, einen großen Komiker und Schauspieler. 

Kannst Du mir zum Schluss noch ein bisschen mehr über Dich und Deinen bisherigen Werdegang erzählen? 

Nun, ich bin Fotograf und Regisseur, der sich hauptsächlich auf Werbung und Kunst konzentriert. Bis heute habe ich drei Kurzfilme gedreht, die auf Filmfestivals großartig liefen („Let’s go to Antarctica!“ ist der einzige davon, der ein Dokumentarfilm ist), und eine Menge Fernsehwerbung und Print-Kampagnen. 

Ich bin auch DOP und habe zwei Spielfilme in Spielfilmlänge als solche gedreht.

Man kann sich meine Arbeit unter www.gonzagamanso.com ansehen.

Sind bereits neue Projekte geplant? Was liegt Dir mehr – Spielfilm oder Dokumentarfilm?

Im Moment schreibe ich das Drehbuch zu einem Film, der hoffentlich mein erster abendfüllender Spielfilm wird (der fiktiv ist), und ich arbeite noch an Werbeaufträgen. 

Die Spielfilme sind das, was mich wirklich interessiert, aber ich finde auch den Dokumentarfilm ein interessantes Genre, und ich bin sicher, dass ich darauf zurückkommen werde. 

Die Fragen stellte Doreen Matthei
Übersetzung von Michael Kaltenecker

Lies auch die Rezension des Kurzfilms „Let’s go to Antarctica


Interview: In conversation with the Spanish director and cameraman Gonzaga Manso we could learn more about his wonderful short film “Let’s go to Antarctica“, which was shown at the ‘Open Air’ of the 32nd Filmfest Dresden, how the idea came about and why he combines perfectly composed images and humor with a thoroughly critical message.

Did it already lead you to Antarctica as a cameraman before this short film? Is this how your idea for your short film “Let’s go to Antarctica!” came about?

I’ve been only once to Antarctica, and that was when we shot this short film. We went there to shoot a combination of different assignments and I thought that I should take the opportunity and shoot a short film too. Then I analyzed what I would have in hand during the trip and I wrote the script based on that (actually the main actor is one of the producers of the project). In some way,  the whole story criticizes our own trip there.

Your documentary is a successful mixture of scenic beauty, biting criticism and humor. This combination is unusual – what was important for you in the production? 

We all have seen thousands of striking images of polar bears dying of hunger, we all know how terrible climate change is. But somehow we have grown impervious to it, we prefer to look away from an uncomfortable truth. I thought that a different approach, less judgmental and in which the spectator could even have a good time, could be a great way to communicate a very serious problem. 

Can you tell me a bit more about the filming itself – how long did filming take and whether there were any problems shooting on location.

We shot there for about two weeks. We were a very small crew, 5 people in total, so it was a  very demanding project.  Also shooting in extremely low temperatures is physically exhausting, and the distances there are humongous… just moving the equipment from one place to another was very complicated. But it was completely worth it, being able to shoot there was a gift, it is a magical place and I am grateful to have been there.  

We had a big problem the first day, we were taking some shots at sunrise on the ship’s deck and a huge wave soaked one of our cameras… and it died right there. 

Visually, it’s not a ‘normal’ documentary either, and is partly reminiscent of the aesthetics of Wes Anderson. What did you focus on?

That particular aesthetic helped me to generate humor, and was also very linked with the aseptic tone of the narration. I envisioned the project with a high key image, very pure and clean, with very saturated colors in punctual objects (clothes, boats…) and a very clean and centered composition. 

The voice-over commentary is particularly well done. Would you like to tell me a bit more about it, including how you found the perfect voiceover artist for it?

Thanks! I’m very happy with the voice-overs. We actually recorded two different versions, one in Spanish and other one in English because I thought it was important not to lose the intention and the little nuances of the humor in the subtitles. In the English version we had Richard Collins-Moore, a great actor I met when watching one of his theater plays. I loved his voice and decided he was perfect for the role. In the Spanish version we had Raúl Cimas, a great comedian and actor. 

Finally, can you tell me a little more about yourself and your career so far? 

Well, I’m a photographer and director mainly focused on advertising and art. To date I have shot three short films which did great in film festivals (“Let’s go to Antarctica!” is the only one of those which is a documentary) and a lot of TV commercials and print campaigns. 

I’m also a DOP, and I’ve shot two feature length films as such.

You can check out my work at www.gonzagamanso.com 

Are there already new projects planned? What do you like more – feature film or documentary?

Right now I’m writing the script of what will hopefully become my first feature length film (which is fiction) and I’m still working on advertising assignments. 

The fiction features are what really interest me, but I also find documentaries an interesting genre and I’m sure I’ll come back to it. 

Questions asked by Doreen Matthei

Read on the german review of the shortfilm „Let’s go to Antarctica!“ 

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