Sieben Fragen an Julia Skala und Oscar Jacobson

Doreen Kaltenecker
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Interview: Im Gespräch mit den beiden FilmemacherInnen Julia Skala und Oscar Jacobson konnten wir mehr über ihren Kurzfilm „Sommerregen“ erfahren, der auf dem 42. Filmfestival Max Ophüls Preis lief und auf weiteren Festivals zu sehen ist, wie den 31. Bamberger Kurzfilmtagen oder dem 33. Exground Filmfest Wiesbaden. Sie erzählen mehr von der Verbindung von Weinen und Regen, der Figurenentwicklung und wie es zu ihrer Zusammenarbeit kam.

Was war der Ausgangspunkt für eure Geschichte – der Regen oder die Traurigkeit?

Julia: Meinerseits war der Ausgangspunkt das Weinen, Oscar wiederum wollte einen Film über Regen machen. Wir haben schnell gemerkt, dass beide Themen uns aus dem gleichen Grund interessieren: Beides hat einen schlechten, rein negativen und melancholischen Ruf, wobei es auch sehr schön, angenehm und positiv sein kann, wenn man es zulässt. Der Regen war deshalb die perfekte Metapher für unterdrückte Gefühle, die nur zugelassen werden wollen durch ausgiebiges, erleichterndes Weinen. „Sommerregen“ ist eine Liebeserklärung an sowohl Regen als auch das Weinen.

Wie ging es danach weiter – über welchen Zeitraum habt ihr das Projekt entwickelt?

Oscar: Erstmal mussten wir die Idee konkretisieren, und herausfinden, wie wir zusammenarbeiten können. Sobald das grobe Konzept mal stand, begannen wir uns Mitstreiter zu suchen, die zum Beispiel für Schnitt, Sounddesign oder Musik zuständig waren.

Wir haben insgesamt etwa vier Monate lang an „Sommerregen“ gearbeitet. Die ersten zwei Monate haben wir für Ideenentwicklung, Drehbuch, Stilentwicklung und Animatic (Skizzenhafte Version des Films) verwendet, und die anderen zwei dann für die tatsächliche Umsetzung, also Animation und Compositing. 

Eurer Animationsfilm hat einen optisch sehr ansprechenden Stil. Erzählt mir bitte mehr über die Animationen an sich und vor allem die Entwicklung der Figur selbst.

Oscar: Schön, dass der Stil gefällt! Bei der Stilentwicklung haben wir, wie eigentlich in allen Bereichen, sehr eng zusammengearbeitet. Selbst beim Design der Figur hat es sich so ergeben, dass Julia den Kopf designt hat, und ich den Körper. Der Prozess war eigentlich ein Ausprobieren, bis es mit unserer beider Vorstellung übereinstimmte. Beim Animieren war die Aufteilung in der Regel so, dass Julia die nahen Einstellungen animiert hat, und ich die weiten. So haben wir auch versucht zu gewährleisten, dass es stilistisch aus einem Guss wirkt. Es war auch ein dritter Animator im Boot, nämlich Ilya Barrett aus dem Jahrgang unter uns. Er hat die Sequenzen in der abstrakten Gefühlswelt animiert, und unglaublich viel geschafft in der Zeit.

Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Lou?

Julia: Als wir an „Sommerregen“ gearbeitet haben, war Lou gerade an der Filmakademie für den Filmschauspiel-Workshop. Das haben wir über das Castingbüro der Filmakademie erfahren und waren direkt total begeistert von ihrer Stimme. Es war eine tolle Zusammenarbeit, auch wenn es natürlich ungewohnt war, jemanden für ein Projekt mehrfach schluchzend weinen zu lassen. Da ist Vertrauen und eine gute Atmosphäre natürlich sehr wichtig.

 Könnt ihr mir auch etwas mehr zur musikalischen Ausgestaltung erzählen?

Julia: Bei der Musik war es uns wichtig, dass es den Film nicht zu lieblich oder kitschig macht, sondern ihm eine gewisse Härte verleiht. Wir haben deshalb in der Zusammenarbeit mit unserem Filmmusiker Patrick Kuhn Botelho viel auf Bläser und blecherne Klänge gesetzt. Es war wichtig, dass die Musik den Rhythmus den Regens und den Stress der Gefühle einfängt, aber zum Schluss die Zuschauer wohlig und befreit zurücklässt.

Jetzt zu euch beiden: Wie kam es zu eurer Zusammenarbeit? Wie habt ihr euch aufeinander eingestimmt?

Julia: Ich wollte gerne mit Oscar zusammenarbeiten, weil wir stilistisch eine ähnliche Richtung verfolgen. Das gilt sowohl zeichnerisch als auch narrativ. Ich hatte das Gefühl, dass die Tonalität und Stimmung, die wir uns für den Film wünschten, übereinstimmte. Und weil wir auch gut befreundet sind, war viel Vertrauen vorhanden.

Oscar: Das kann ich eigentlich nur bestätigen.

Könnt ihr noch am Schluss noch ein bisschen mehr von euch erzählen. Werdet ihr beim Animationsfilm bleiben? Sind bereits neue Projekte geplant – getrennt oder zusammen?

Julia: Oscar und ich studieren ja weiterhin Animation am Animationsinstitut der Filmakademie Baden-Württemberg. Ich hab viel Freude an Regiearbeit gefunden, aber ein Wechsel zum Szenischen Film kommt derzeit nicht in Frage. Jetzt mach ich erst mal ein Urlaubsjahr, das ist hier sehr üblich. Ich werde Teilzeit als Concept Artist arbeiten und mich Teilzeit hoffentlich persönlichen Projekten und der Illustration widmen. Vielleicht kann ich auch schon für meinen Diplomfilm vorarbeiten, da hab ich schon ein Konzept. Ab September verbringe ich dann einen Austausch-Semester in Paris an der tollen renommierten Hochschule GOBELINS, das wird spannend!

Oscar: Julia und ich werden sicherlich wieder einmal gemeinsam an Projekten arbeiten, und das definitiv im Bereich des Animationsfilms. Ich geh jetzt aber auch erstmal ins Urlaubsjahr, wo ich mich eigenen kleineren Projekten widmen, und ein bisschen Arbeitserfahrung in der Animationsindustrie sammeln will. Jetzt also erstmal fleissig Bewerbungen rausschicken.

Die Fragen stellte Doreen Matthei

Lies auch die Rezension des Kurzfilms „Sommerregen

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