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Filmkritik: In der Dokumentation „Wir alle. Das Dorf.“ (Deutschland, 2021) beobachten die beiden FilmemacherInnen Antonia Traulsen und Claire Roggan die Entwicklung einer gelebten Utopie und wie daraus ein neues Dorf entsteht.
Im Wendland in dem Bundesland Niedersachsen soll neben der Stadt Hitzacker ein neues Dorf entstehen. Von Grund aufgebaut werden soll es als Gemeinschaftsprojekt entstehen, bei dem jeder bei der Ausgestaltung mitreden darf. Dabei soll sie das Dorf aus 100 alten, 100 geflüchteten und 100 jungen Menschen zusammensetzen und so Integration und Hilfsbereitschaft in alle Richtungen ermöglichen. Dahinter steht u.a. der Gedanke Isolation und Perspektivlosigkeit vorbeugen zu können und eine zusammenlebende Gemeinschaft zu schaffen. Die beiden Filmemacherinnen Antonia Traulsen und Claire Roggan verfolgen das Mammutprojekt von dessen Geburtsstunde an und zeigen die Hürden und Schwierigkeiten, aber auch, dass in der Neuentwicklung vieles möglich ist und sich gut entwickeln kann.
Ob dieses Stück gelebte Utopie, wie es die Gründer selbst nennen, wirklich umgesetzt werden kann, wird sich erst in Zukunft zeigen, doch der Anfang ist gemacht. Die idealistischen Ideen eines neuen Zusammenlebens werden hier zusammengebracht, aufgebaut und mit der Umsetzung und Wirklichkeit abgeglichen. Den beiden Regisseurinnen Antonia Traulsen (*1986) und Claire Roggan (*1985) verdankt man nun mit ihrem Film, dass man sich selbst mit dem Thema beschäftigt. Bisher wurde es vor allem in der Presse von der anderen Seite kommentiert, den BewohnerInnen von Hitzacker, welche die Neugründung gleich um die Ecke mit Argwohn betrachten. Doch die Doku bietet einen wunderbaren Einblick aus der anderen Richtung und fängt dabei die Entwicklungen und dann auch das Leben vor Ort über vier Jahre hinweg ein. Interviews und Alltagsbeobachtungen sind die Werkzeuge, die dafür zum Einsatz kommen. So schaffen es die beiden Filmemacherinnen in der 90-minütigen Dokumentation die Bestrebungen, die Fortschritte und Rückschläge der Umsetzung einer gelebten Utopie zu dokumentieren und neugierig darauf zu machen, wie und ob das Ideal Wirklichkeit werden und so vielleicht zum Modell für weitere Siedlungen dienen kann.
Fazit: „Wir alle. Das Dorf“ ist die begleitende Dokumentation einer gelebten Utopie. Mit einem gesellschaftlichen Grundgerüst, Idealen und viel Mut macht sich eine kleine Gruppe von Menschen daran, eine neue Art Dorf zu gründen. Über vier Jahre werden sie dabei von den Filmemacherinnen Antonia Traulsen und Claire Roggan, von denen eine selbst in das Dorf gezogen ist, begleitet, lernen die Hürden, aber auch Fortschritte und Bemühungen bei der engagierten Verfolgung eines Ziel kennen und kommen aus sehr naher Perspektive die Menschen dahinter nahe. So werden beim Publikum die richtigen Fragen evoziert u.a. auch ob dies ein Modell ist, was auch auf andere Siedlungen übertragen werden kann.
Bewertung: 6,5/10
geschrieben von Doreen Matthei
Quellen:
- 42. Filmfestival Max Ophüls Preis 2021 – Katalog (Programm ‚Wettbewerb Dokumentarfilm‘)
- Simin Sadeghi, ‚Max Ophüls Preis: SR Talk: Wir alle. Das Dorf‘, ardmediathek.de, 2021
- Eintrag des Dokumentarfilms „Wir alle das Dorf“ bei der Produktionsfirma Nordmedia
- Eintrag des Dokumentarfilms „Wir alle das Dorf“ bei der Produktionsfirma Neue Ufer Film
- Kaspar Heinrich, ‚Filmfestival Max-Ophüls-Preis: Unser Dorf als Weltbühne – Kultur‘, tagesspiegel.de, 2021
- Frida Thurm, ‚Hitzacker: Männer, die nicht nachgeben‘, zeit.de, 2018