Sechs Fragen an Marlene Denningmann

Doreen Kaltenecker
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Interview: Im Gespräch mit der Filmemacherin und Künstlerin Marlene Denningmann über die Entstehung ihres Kurzfilms „Eine gewisse Liebe zur Symmetrie“, der auf den 31. Bamberger Kurzfilmtagen zu sehen war, dem Wunsch, dass Angela Merkel eine versteckte Feministin ist, über die notwendige Nähe von Kunst und Film und wie sie gerne Elemente in ihre Arbeit einbaut, welche sie selbst erheitern.

Kannst Du zur Entstehung Deines Kunst-Kurzfilms erzählen – war die Geste der Stein, der alles in Rollen brachte?

Es fing an mit dem Buch „Vulva- Die Enthüllung des unsichtbaren Geschlechts“ von Mithu M. Sanyal, in dem eine Geschichte über griechische Göttinnen auftaucht, die mir sehr gefallen hat: Demeter, Göttin der Fruchtbarkeit der Erde, ist depressiv und die Ernte ist in Gefahr. Niemand scheint sie aufheitern zu können, bis Baubo sie besucht und ihren Rock hebt. Das erheitert und beseelt Demeter so sehr, dass ihre Depression verfliegt und die Felder wieder tragen. Dass man mit dem ‚Flashen‘ des weiblichen Geschlechts die Menschheit retten kann, erschien mir die Moral von der Geschichte. Und dass Demeters Anfangsbuchstabe, der griechische Buchstabe Delta, wie ein Dreieck aussieht, war der Auslöser, es zum Geheimsymbol des Feminismus zu erklären. Ich habe dann die Gelegenheit genutzt, Merkel einfach unterzuschieben, was ich und viele andere Frauen sich vielleicht von ihr wünschen würden.

In welchem Rahmen ist Dein Film entstanden?

Die Philosophinnen Anne Doering und Melanie Reichert haben eine Ausstellung in Kiel organisiert, die sich mit Feminismus und Massenmedien beschäftigen sollte. Meine Arbeit wurde dort im Zusammenspiel mit einer Publikation mit Aufsätzen von den beiden gezeigt.

Siehst Du ihn eher im Kino oder in der Galerie beheimatet?

Ich finde es oft schade, wenn zwischen Videokunst und Film so stark unterschieden wird, denn ich habe es immer wieder erlebt, dass Arbeiten in beiden Kontexten funktionieren. Mir sind sowohl die Black Box als auch der White Cube wichtig, weil die Rezeptionshaltung an beiden Orten sehr unterschiedlich ist: Im Kino wird den Affekten freier Lauf gelassen und z.B. laut gelacht, während man in der Ausstellung oft mit mehr kritischer Distanz an das Werk herangeht. Das hat zur Folge, dass ganz unterschiedliche Aspekte in den Vordergrund treten und für mich ist dieser Austausch über die Wirkung einer Arbeit sehr wichtig. Ohne Zuschauer:innen gibt es auch keinen Film – jedenfalls für mich ist das wahr.

Welche Techniken hast Du angewandt?

Photoshop.

Kannst Du noch ein bisschen mehr zum Voice Over erzählen?

Ich bin Drag King Fan und möchte allen ans Herz legen, die Performances der leider inzwischen verstorbenen Diane Torr zu entdecken. Es gibt u.a. einen Film: „Man For A Day“, der zeigt, dass Drag therapeutisch sein kann. Bei der Entstehung von „Eine gewisse Liebe zur Symmetrie“ hatte ich selbst Lust auf Katharsis und das hieß in dem Fall, mir mithilfe der modifizierten Stimme die Selbstverständlichkeit anzueignen, mit denen Männer die Welt erklären – selbst wenn es sich ganz offensichtlich um sehr frei interpretierbare Beobachtungen handelt. (Ich habe vorab viel Youtube-Recherche betrieben.) Und was mich schon beim Machen selber zum Lachen bringt, nehme ich meistens auch in meine Filme rein.

Am Schluss würde ich gerne noch ein bisschen mehr von Dir erfahren und ob man weitere filmische Arbeiten erwarten kann?

Ich bereite momentan den ersten Teil eines Projektes vor, in dem es um einen Sexualkundeworkshop mit Jugendlichen geht, aber auch um deren Pädagogin Eva und die Suche nach einem singenden Busch.

Die Fragen stellte Doreen Matthei

Lies auch die Rezension des Kurzfilms „Eine gewisse Liebe zur Symmetrie

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