„Ladybitch“ (2022)

Doreen Kaltenecker
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Filmkritik: Der Spielfilm „Ladybitch“ (Deutschland, 2022) des Regisseurinnen-Duos Paula Knüpling und Marina Prados erzählt im Gewand einer Mockumentary von der Übergriffigkeit auf Frauen bei einer Theater-Inszenierung, bringt so die #MeToo-Debatte an die deutschen Spielhäuser und erhielt dafür auf dem 43. Filmfestival Max Ophüls Preis 2022 den Max Ophüls Preis für den gesellschaftlich relevanten Film.

Ela (Celine Meral) hat es geschafft. Sie bekommt die Hauptrolle in dem Stück ‚Lulu‘, welches von dem bekannten Theaterregisseur Franz Kramer (Christoph Gawenda) inszeniert wird. In den vielen Wochen der Proben erfährt sie die Macht des Regisseurs über sie: Weder lässt er Veränderungen an ihrer Figur zu noch zeigt er einen wertschätzenden Umgang mit seinen DarstellerInnen. Nachdem er dann eines Abends auch noch zudringlich wird, beschließt Ela, sich aufzulehnen und dafür ihre Karriere aufs Spiel zu setzen.

Die beiden Regisseurinnen Paula Knüpling (*1995) und Marina Prados (*1994) erzählen in ihrem Debütfilm von dem Fehlverhalten von Regisseuren im Umgang mit ihren DarstellerInnen. Dabei greifen sie auf eigene Erfahrungen zurück, die sie als Schauspielerinnen sowohl beim Film als auch am Theater sammeln konnten. Aber sie entschieden sich nicht wie Alison Kuhn in ihrem Film „The Case You“ die Thematik dokumentarisch aufzuarbeiten oder als Drama zu inszenieren, sondern gehen das Thema mit Humor an. Dazu trägt neben dem guten Ensemble auch stark der Stil der Mockumentary bei, welcher so tut, als ob die Ereignisse dokumentarisch von einem Filmteam eingefangen werden. Diese Erzählart erlaubt es ihnen zum einen nah an die Geschehnisse heranzugehen, eine Beobachterperspektive einzunehmen und gleichzeitig mit Interviews auch in die Figuren hineinschauen zu können. Dabei breiten sie mit einer ordentlichen Portion Humor und auch einer Prise Übertreibungen die Eigenarten der Theaterszene aus. Es geht um das Artifizielle genauso wie um Forderungen und Herausforderungen für die Schauspiel-Zunft. Zeitweise verlässt die Geschichte den Komödien-Rahmen und lässt so bei der Schwere der Themen den Ernst hinter dieser Geschichte erkennen. Während die gesamte Story sehr nah an der Realität angelehnt ist und so wunderbar die Grenze zwischen Fiktion und Realität verwischt, gönnen sich die beiden Regisseurinnen ein beinahe fantastisches Ende, was zum Aufruhr aufruft. So gelingt den beiden eine Komödie in einem gelungenen Stil mit wahren Hintergründen, womit sie ihre Botschaft mühelos an das Publikum bringen. Kein Wunder, dass dieser Spielfilm, der auf dem 43. MOP seine Premiere feierte, dafür mit dem Max Ophüls Preis für den gesellschaftlich relevanten Film prämiert wurde, und hoffentlich bald im Kino zu sehen sein wird.

Celine Meral

Fazit: „Ladybitch“ ist ein Spielfilm und das Regiedebüt der beiden Schauspielerinnen und Regisseurinnen Paula Knüpling und Marina Prados, die hier eigene Erfahrungen zu einer Geschichte über Übergriffigkeit und Missbrauch ausbauen und damit ins Mark treffen. Doch mit einer großen Prise Humor, dem Stil der Mockumentary und einem eher positiv gestimmten Ende nähern sie sich dem Thema auf andere Weise an und schaffen es so dem Publikum die Thematik zu vermitteln, aufzurütteln und Veränderungen zu verlangen.

Bewertung: 7,5/10

Trailer zum Film „Ladybitch“:

geschrieben von Doreen Matthei

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