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Wie ist die Idee zu Deinem Kurzfilm entstanden?
Die Autorin Lene Pottgießer und ich hatten uns schon länger mit dem Thema Co-Elternschaft auseinandergesetzt und dann hieraus den Film entwickelt. Die Vielfalt an existierenden Familienmodellen und die Wege hierhin werden selten in Filmen erzählt, dabei machen sie so einen großen und wichtigen Teil unserer Gesellschaft aus. Diese Geschichte kann gar nicht auserzählt werden, sondern erstmal nur beginnen, mit den Fragen, die man sich hierbei stellen kann.
Für mich besonders an Deinem Film war, dass man solche Dreieckskonstellationen selten im Film thematisiert sieht. Inwieweit verfolgst Du auch aufklärerende Ziele?
Jeder Film, jede Geschichte hat die Möglichkeit uns zu inspirieren, neue Perspektiven zu eröffnen und zum Nachdenken anzuregen. Das war uns auch in unserem Film wichtig – Fragen zu stellen und die Antworten beim Publikum zu belassen, aufzuzeigen, dass es kein Richtig oder Falsch gibt, solange man liebt.
In welchem Rahmen konntest Du Deinen Film realisieren?
Der Film „Wie wir leben wollen“ ist mein Abschlussfilm an der HFF München und wir hatten das große Glück, ihn mit Mitteln der HFF und des FFF Bayern zu realisieren. Wir haben einen Vertrauensraum geschaffen, in dem die Spieler*innen sich fallen lassen konnten und aufgehoben gefühlt haben und in dem Fragen gestellt und Unsicherheiten kommuniziert werden konnten. Die Augenhöhe und Wertschätzung ist mir sehr wichtig in der Zusammenarbeit und hat eine große Ruhe und Konzentration ans Set gebracht.
Die Chemie zwischen den DarstellerInnen ist hervorragend. Wie hast Du Deine Besetzung gefunden?
Die Casterin Anne Hünseler hat hier viel Fingerspitzengefühl bei der Zusammenstellung des Ensembles bewiesen. Wir haben uns viel über die im Film verhandelten Themen ausgetauscht, welche die Figuren beschäftigen. Auch mit dem Cast gab es viele Gespräche vorab, um mit Wissen und Sensibilität die Figuren zu erarbeiten.
Welche visuellen Aspekte lagen Dir am Herzen?
Visuell war es mir wichtig einen Ort zu finden, der den Wachstumsprozess, in dem sich die Familie befindet, mit erzählt (wir haben in einem ehemaligen Gewächshaus gedreht) und in dem wir mit einer bewegten aber ruhig geführten Kamera lebhafte Bilder komponieren können, die dieses Miteinander unterstützen und stärken. Farblich haben wir uns in die Welt der gedeckten Herbstfarben begeben, um eine Wohlfühlatmosphäre zu kreieren, in die man eingebunden werden kann. Da wir drei Hauptfiguren haben, war es auch wichtig, hier ein gutes Gleichgewicht herauszuarbeiten – wer fühlt sich wann ausgeschlossen oder eingebunden, wie zeigt man ein gleichberechtigtes Familienmodell und geht das überhaupt in dieser Konstellation? Was wird die Zukunft für Herausforderungen mit sich bringen und wo verschwimmen die Grenzen zwischen Freundschaft und partnerschaftlicher Beziehung?
Kannst Du mir am Schluss noch ein bisschen mehr von Dir erzählen und wie Du zum Film gekommen bist?
Als Kind von SchauspielerInnen bin ich viel rumgekommen, habe in verschiedenen Städten gelebt und war dem Theater und dem Film immer sehr nah. Nach dem Abitur habe ich in den verschiedensten Bereichen (Produktion, Verleih, Set) beim Film und Theater gearbeitet und dann während meines Theater- und Filmstudiums in Wien, angefangen eigene Geschichten in Kurzfilmen zu erzählen. Dem folgte ein Regiestudium an der HFF München, wo ich vor zwei Jahren abgeschlossen habe.
Sind bereits neue Projekte in Arbeit?
Ich habe gerade eine neue Serie für ZDFneo fertig gestellt – die Comedy „Vierwändeplus“ (in der zehn Leute in verschiedenen Konstellationen in eine Hausgemeinschaft ziehen und sich dann mit den damit einhergehenden Konflikten konfrontiert sehen) startet dieses Jahr im Sommer. Derzeit bereite ich eine Krimiserie vor, die ich bald drehe und entwickle parallel eine Geschichte über Co-Elternschaft und eine Tragikomödie über eine manische Frau, die versucht das Sorgerecht für ihre Kinder zurückzubekommen.
Die Fragen stellte Doreen Matthei
Lies auch die Rezension des Kurzfilms „Wie wir leben wollen“