32. Bamberger Kurzfilmtage 2022

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  1. Januar – 6. Februar 2022 / Lichtspielkino, Odeon Kino, Kufa, Stadtbücherei & Online

Festivalbericht: Auch in diesem Jahr boten die Bamberger Kurzfilmtage 2022 eine hybride Festivalform an und gaben so den BesucherInnen die Chance eine Woche lang vor Ort in vier Spielstätten ein buntes Programm an Kurzfilmen zu sehen. Den ZuschauerInnen auf den heimischen Sofas wurden ebenfalls eine gute Auswahl (wenn auch nicht alle Programme) zum Entdecken angeboten.

Das Kernstück war auch in diesem Jahr der Wettbewerb Spielfilm. Den Hauptpreis im Wettbewerb als Bester Film gewann das Drama „Fidibus“ von Klara von Veegh, der von Gewalt in Familien und deren Opfern handelt. Den Publikumspreis gewann der humorvolle Film „Dirt Devil 580 XS“, der von großen gesellschaftlichen Problemen im kleinen Rahmen einer WG erzählt. Die Jugendjury wählte passenderweise eine Coming-of-Age-Geschichte über die letzte Nacht eines jungen Mannes, bevor das Erwachsenenleben beginnt: „Den Rest mach ich morgen“. Der sehr kurze „Alles Übel der Welt“ gewann den Animations- und Experimentalfilmpreis. Doch in den sechs Animex-Blöcken, welche Spielfilme, Experimental- und Animationsfilme zeigten, gab es noch viel mehr zu entdecken. Absolut großartig war die Adaption des Romans „Der Glöckner von Notre-Dame“ (1831) von Victor Hugo in Form eines Musicals und übertragen in einen Plattenbau: „Auf Platte“ von Pascal Schuh. Hier hatte man auch noch einmal die Chance „De Pigeon“ von Nadia Masri zu sehen. Die Filme „Kollegen“ von Jannis Alexander Kiefer sowie „Adisa“ von Simon Denda konnten man hier im Programm wiederentdecken. Hinzu kommen ebenfalls gesellschaftsrelevante, starke Filme: „Wie wir leben wollen“, der von einer ungewöhnlichen Dreiecksbeziehung erzählt, und „Mit reinem Gewissen“, welcher aus verschiedenen Blickwinkeln in theaterhafter Weise einen rassistisch motivierten Übergriff dokumentiert. Auch der Animationsfilmsektor war stark vertreten, u.a. mit „Obervogelgesang“, „Ding“ von Malte Stein und dem Kurzfilm „Mmm… Cat“ über die Liebe zu einer Katze.        

Maria Svidryk

Adelbert Heil mit Preis

Neben den Animex-Programmen konnte man noch den Dokumentarfilm-Block sehen, wo neben dem Preisträger „Das Spiel“, der von den Anstrengungen eines Fußball-Schiedsrichters erzählt, auch die beiden Dokumentationen „Balkonien“, die Menschen in einer Plattenbausiedlung einfängt, und „Berühr’ mich“, welcher vom körperlichen Glück einer Frau erzählt, die bisher aufgrund ihrer Behinderung darauf verzichtet hatte. Der dokumentarische Film „Lydia“, die hier aber auch dem Experimentellen zugeordnet wurde, berührt mit seiner Geschichte von Krankheit, Liebe und dem gemeinsamen Leben eines Paares. Auch im regionalen Block ‚Made in Oberfranken‘ wurde eine Doku ausgezeichnet: „Die schönsten Pferdegeschichten“. Sehenswert war in diesem Programm die aus Bamberg stammende Dokumentation „Ineinander verstrickt“, die von geflüchteten Frauen erzählt, die das Stricken für sich entdecken. Auch Kinder wurden in diesem Jahr wieder mit einem guten Programm unterhalten. Dabei stach nicht nur der großartige Gewinnerfilm „Mishou“ von Milen Vitanov und Vera Trajanova hervor, sondern auch das warmherzige Plädoyer für die Liebe zur Natur – „Fuchs für Edgar“ – sowie der eigenwillige „Ein Haufen Glück“, über die unerschütterliche Zuneigung eines Hundes. Abgerundet wurde das Programm von weiteren Filmreihen, u.a. über Matthias Egersdörfer, sowie Filmen aus Rumänien und Finnland. Auch die Sonderreihe ‚Augenblicke‘, welche in Kooperation mit der Medienzentrale der Erzdiözese kuratiert wurde, war wieder am Start und zeigte tolle Filme wie „Bambirak“, „Feeling Through“, „Oh, Sh*t“, „Die letzten 5 Minuten der Welt“ von Jürgen Heimüller und „Maestro“.

Fazit: Die 32. Bamberger Kurzfilmtage, die auch in diesem Jahr hybrid stattfanden, präsentierten wieder eine gelungene Mischung aus Kurzfilmen vieler Genres und konnte damit gelungene Unterhaltung im Kino wie auf den heimischen Bildschirmen liefern.

Trailer der 32. Bamberger Kurzfilmtage 2022

geschrieben von Doreen Matthei

Alle im Bericht erwähnten Filme

  • Adisa“ (OT: „Adisa“, Kenia/Deutschland, 2021, Regie: Simon Denda)
  • „Alles Übel der Welt“ (OT: „Alles Übel der Welt“, Deutschland, 2020, Regie: Nicolai Dimitri Zeitler)
  • „Auf Platte“ (OT: „Auf Platte“, Deutschland, 2021, Regie: Pascal Schuh)
  • „Balkonien“ (OT: „Balkonien“, Deutschland, 2021, Regie: Jakob Krese und Pedro Martin)
  • Bambirak“ (OT: „Bambirak“, USA/Deutschland, 2020, Regie: Zamarin Wahdat)
  • Berühr’ mich“ (OT: „Berühr’ mich“, Deutschland, 2020, Regie: Hendrik Ströhle)
  • „Das Spiel“ (OT: „The Game“, Schweiz, 2020, Regie: Roman Hodel)
  • „Den Rest mach ich morgen“ (OT: „Den Rest mache ich morgen“, Deutschland, 2021, Regie: Benjamin Kramme & Jennifer Sabel)
  • Die letzten fünf Minuten der Welt“ (OT: „Die letzten 5 Minuten der Welt“, Deutschland, 2019, Regie: Jürgen Heimüller)
  • „Die schönsten Pferdegeschichten“ (OT: „Die schönsten Pferdegeschichten“, Deutschland, 2021, Regie: Lukas Reinhard)
  • Ding“ (OT: „Ding“, Deutschland, 2021, Regie: Malte Stein)
  • „Dirt Devil 580 XS“ (OT: „Dirt Devil 580 XS“, Deutschland, 2020, Regie: Rolf Hellat)
  • „Ein Haufen Glück“ (OT: „Ein Haufen Glück“, Deutschland, 2021, Regie: Jule Körperich)
  • Feeling Through“ (OT: „Feeling Through“, USA, 2019, Regie: Dough Roland)
  • „Fidibus“ (OT: „Fidibus“, Österreich, 2021, Regie: Klara von Veegh)
  • „Fuchs für Edgar“ (OT: „Fuchs für Edgar“, Deutschland, 2021, Regie: Pauline Kortmann)
  • „Ineinander verstrickt“ (OT: „Ineinander verstrickt“, Deutschland, 2021, Regie: Lena Maria Held und Marcus Nebe)
  • Kollegen“ (OT: „Kollegen“, Deutschland, 2020, Regie: Jannis Alexander Kiefer)
  • „Lydia“ (OT: „Lydia“, Deutschland, 2021, Regie: Christian Becker)
  • Maestro“ (OT: „Maestro“, Deutschland, 2022, Regie: Victor Caire, Florian Babikian, Théophile Dufresne, Gabriel Grapperon und Lucas Navarro)
  • Mishou“ (OT: „Mishou“, Bulgarien/Deutschland, 2020, Regie: Milen Vitanov)
  • „Mit reinem Gewissen“ (OT: „Mit reinem Gewissen“, Deutschland, 2020, Regie: Jan Wilde)
  • Mmm… Cat“ (OT: „Mmm… Cat“, Deutschland, 2021, Regie: Yongxin Wang)
  • Obervogelgesang“ (OT: „Obervogelgesang“, Deutschland, 2022, Regie: Elisabeth Weinberger und Ferdinand Ehrhardt)
  • Oh, Sh*t!“ (OT: „Oh, Sh*t“, Deutschland, 2020, Regie: Elsa von Damke)
  • Pigeon Therapy“ (OT: „De Pigeon“, Luxemburg, 2021, Regie: Nadia Masri)
  • Wie wir leben wollen“ (OT: „Wie wir leben wollen“, Deutschland, 2021, Regie: Sophie Averkamp)

Rezensionen zu Filmen, die auf den 32. Bamberger Kurzfilmtagen 2022 gelaufen sind

  • Adisa“ (OT: „Adisa“, Kenia/Deutschland, 2021, Regie: Simon Denda)
  • Bambirak“ (OT: „Bambirak“, USA/Deutschland, 2020, Regie: Zamarin Wahdat)
  • Berühr’ mich“ (OT: „Berühr’ mich“, Deutschland, 2020, Regie: Hendrik Ströhle)
  • Die letzten fünf Minuten der Welt“ (OT: „Die letzten 5 Minuten der Welt“, Deutschland, 2019, Regie: Jürgen Heimüller)
  • Ding“ (OT: „Ding“, Deutschland, 2021, Regie: Malte Stein)
  • Feeling Through“ (OT: „Feeling Through“, USA, 2019, Regie: Dough Roland)
  • Kollegen“ (OT: „Kollegen“, Deutschland, 2020, Regie: Jannis Alexander Kiefer)
  • Maestro“ (OT: „Maestro“, Deutschland, 2022, Regie: Victor Caire, Florian Babikian, Théophile Dufresne, Gabriel Grapperon und Lucas Navarro)
  • Mishou“ (OT: „Mishou“, Bulgarien/Deutschland, 2020, Regie: Milen Vitanov)
  • Mmm… Cat“ (OT: „Mmm… Cat“, Deutschland, 2021, Regie: Yongxin Wang)
  • Obervogelgesang“ (OT: „Obervogelgesang“, Deutschland, 2022, Regie: Elisabeth Weinberger und Ferdinand Ehrhardt)
  • Oh, Sh*t!“ (OT: „Oh, Sh*t“, Deutschland, 2020, Regie: Elsa von Damke)
  • Pigeon Therapy“ (OT: „De Pigeon“, Luxemburg, 2021, Regie: Nadia Masri)
  • Wie wir leben wollen“ (OT: „Wie wir leben wollen“, Deutschland, 2021, Regie: Sophie Averkamp)

Quellen:

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