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Wie seid ihr zu eurem Thema von „Las Flores“ gekommen?
Wir sind beide mit der Latinx-Szene in Berlin verbunden und hörten von den Plänen der Gruppe über Freund*innen. Deutschland hatte gerade den Lockdown beschlossen und die Grenzen geschlossen. Trotzdem wurden durch eine Ausnahmeregelung im Frühjahr 2020 über 40.000 Saisonarbeiter*innen, meistens aus Osteuropa eingeflogen, um (unter meist sehr widrigen Arbeitsbedingungen) die deutschen Ernten zu sichern. Das ist aber nur ein Bruchteil der Anzahl an Arbeiter*innen, die normalerweise jährlich nach Deutschland zum Arbeiten kommen. Viele Migrant*innen, die in Berlin prekäre Jobs hatten, saßen plötzlich ohne Anspruch auf soziale Absicherung und ohne Arbeit in Berlin fest. Ihr einziger Ausweg lag in der Saisonarbeit, denn viele landwirtschaftliche Betriebe suchten nach billigen Arbeitskräften. Als wir von ihren Plänen hörten, kontaktierten wir sie sofort und baten sie darum, möglichst viel zu filmen. Wir konnten ja selber nicht hinfahren und hätten vor Ort auch gar keine Drehgenehmigung bekommen.
In welchem Rahmen habt ihr den Film realisiert?
Wie war es, in Pandemie-Zeiten zu arbeiten und so nicht selbst vor Ort zu sein?
Wie seid ihr die Zusammensetzung des Materials angegangen? Was lag euch beim Schnitt und auch auf visueller Ebene am Herzen?
Der zentrale Punkt lag darin, eine Verbindung aus den sehr kurzen Videofragmenten zu kreieren. Da fast alles im Hochformat gedreht wurde, beschlossen wir, das Material auch als solches zu zeigen. Durch die Dreiteilung des Screens konnten wir mehrere Videos gleichzeitig zeigen und das Material miteinander verbinden. Uns war es wichtig, die Spontanität der Handyvideos zu erhalten und gleichzeitig eine cinematographische Kontinuität zu erzeugen.
Wisst ihr, wie es den Porträtierten jetzt geht?
Ihre Lage hat sich mittlerweile etwas stabilisiert. Sie sind erwachsener geworden, aber es bleibt für sie weiterhin prekär und viel schwieriger als für die meisten Deutschen, hier gute Jobs und ein stabiles Umfeld zu finden. Einer von Ihnen lebt auch nicht mehr in Deutschland.
Könnt ihr mir zu euch beiden erzählen und wie ihr zusammen gefunden habt? Hattet ihr ein bestimmte Arbeitsteilung bei euch?
Wir trafen uns 2019 in Berlin bei der Postproduktion des Dokumentarfilms „RePresente – the future is ours“, den Tin zusammen mit einem Kollektiv argentinischer und deutscher Filmemacher*innen und Aktivist*innen produzierte. Miguel war gerade als junger Regisseur und Cutter nach Berlin gekommen und suchte nach Arbeit im Film- und Videobereich. Er hat sich dem Team als Cutter angeschlossen. Gemeinsam stellten wir den Film im Jahr 2020 fertig. Als Ergebnis dieser großartigen kollaborativen Erfahrung beschlossen wir, an innovativen Filmformaten zu arbeiten, die relevante gesellschaftliche Themen mit zeitgenössischer Ästhetik verbinden.
Gibt es bereits neue Projekte – zu zweit oder allein?
Miguel Goya arbeitet derzeit an einem experimentellen Dokumentarfilm, für den er eine Überlagerung aus Found Footage von Videos, die zu touristischen und Werbezwecken gedreht wurden und im Internet kursieren, montiert. Die sonst banalen Bilder erhalten dadurch einen Präsentationsrahmen, durch den sie einen neuen Zugang zur Welt der Bilder eröffnen. Im Alltag verbindet Miguel Goya seine Arbeit als Regisseur mit seiner Arbeit als Cutter.
Die Fragen stellte Doreen Kaltenecker
Lies auch die Rezension des Kurzfilms „Las Flores“