„Die Farben der Zeit“ von Connie Willis (2001)

Doreen Kaltenecker
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317 Seiten / Heyne Verlag

Buchkritik: Das Buch „Die Farben der Zeit“ (OT: „To Say Nothing of the Dog“) ist der zweite Zeitreise-Oxford-Roman der amerikanischen Autorin Connie Willis und verbindet gekonnt britische Landes- und Kulturgeschichte, Science-Fiction mit Humor und sympathischen Figuren. 

Der Historiker Ned Henry wird beauftragt, die Vogeltränke des Bischofs vor dem Verschwinden zu bewahren, indem er in der Zeit zurück reist. Seine Auftraggeberin ist Lady Shrapnell, welche die Kathedrale von Coventry im Jahre 2057 originalgetreu wieder aufbauen will. Nach einem weiteren Einsatz leidet Henry unter der Zeitkrankheit. Sein Boss gibt ihm die Chance, sich etwas länger auszuruhen und sendet ihn dafür ins viktorianische Zeitalter. Dort soll er nur eine Kleinigkeit erledigen, ansonsten verspricht er ihm viel Ruhe. Doch weit gefehlt, zum einen hat Henry den Auftrag nicht richtig verstanden, zum anderen wird er immer wieder in Aktionen verwickelt, welche den Lauf der Zeit beeinflussen könnten. 

Der 317-seitige Roman ist trotz seiner Länge kurzweilige Unterhaltung. Die amerikanische Autorin Connie Willis (*1945), die von 1992 bis 2010 vier Romane geschrieben hat, die sich mit Zeitreisen und Oxford beschäftigen, und darüber hinaus auch immer wieder auf amüsante Weise ins Science-Fiction-Gebiet abtaucht, schuf hier einen tollen, mitreißenden Roman. Auch wenn sie manchmal ins Fabulieren kommt, verliert sie nie den Faden und schafft es, mit Wendungen zu überraschen. Hinzu kommt eine gelungene Verquickung von typischen, technischen Science-Fiction-Elementen wie Zeitreisen und der damit einhergehende Butterfly Effect mit historischen Schilderungen des viktorianischen Englands. Immer wieder nimmt sie dabei auf Autoren, Werke, Künstler und Architektur der damaligen Zeit Bezug. Die Fülle an Informationen, welche in der deutschen Ausgabe durch Fußnoten verständlicher werden, ist beinahe erschlagend, funktioniert aber in dem jeweiligen Kontext stets hervorragend, um die Personen und deren Gefühle wiederzugeben. Die Sprache in der deutschen Übersetzung (trotz einiger Übersetzungsfehler) ist fluffig und führt einen gut durch das Buch. Nach den vielen Stunden Lesevergnügen hat man nicht nur das Gefühl, dass es ein gelungener Filmstoff sei, sondern auch etwas dazugelernt zu haben. So kann man den Roman „Die Farben der Zeit“ jedem nur ans Herz legen.

Fazit: „Die Farben der Zeit“ ist ein unterhaltsamer Zeitreise-Roman, der die Leser:innen ins zukünftige Oxford und ins viktorianische England versetzt. Die Autorin Connie Willis spielt hier viel mit Zitaten, zeitgenössischen Personen und tobt sich dabei auch im SciFi-Bereich aus. Der Roman ist trotz seiner Länge und der wenigen Handlung absolut spannend und amüsant, durch viel Wortwitz und kreative Ideen. 

Bewertung: 5/5

geschrieben von Doreen Kaltenecker

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