„Passenger C“ (2023)

Doreen Kaltenecker
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Filmkritik: Der Produzent Cassian Elwes gibt mit 64 Jahren sein filmisches Regie-Debüt. In „Passenger C“ (OT: „Passenger C“, USA, 2023), der mit dem Seymour Cassel Acting Award  auf dem 30. Internationalen Filmfestival Oldenburg 2023 ausgezeichnet wurde, erzählt er nach eigenen Erlebnissen von einem Vorfall und nutzt die Geschichte vor allem dazu, sich selbst gut ins Licht zu setzen.

Auf dem Rückflug nach Los Angeles trifft der Filmproduzent Cassian Elwes (Jon Jacobs) auf einen sehr unruhigen Passagier, der ein gewisses Maß an Aggressivität und Unruhe mitbringt. Während die anderen Fluggäste nervös werden und ein mitfliegender FBI-Agent (Nevin Kulkin) auch nicht wirklich Abhilfe schaffen kann, setzt sich Cassian neben ihn und beginnt mit dem jungen Mann zu sprechen. Marco (Éric Bruneau) ist sein Name und er leidet unter einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTSD). Er ist Schauspieler und versucht in Los Angeles Fuß zu fassen. Der Produzent verspricht, an ihn zu denken. Angekommen in Hollywood kämpft Cassian um die Verwirklichung des Films „The Dallas Buyers Club“ und so gerät Marco in den Hintergrund.

Éric Bruneau und Jon Jacobs

Das Regiedebüt des Produzenten Cassian Elwes (*1959), Bruder des Schauspielers Cary Elwes („Helden in Strumpfhosen“ (1993), „Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil Eins“ (2023)) erzählt eine autobiographische Geschichte, reichert diese mit Thriller- und Drama-Elementen an und möchte ein Portrait der Gesellschaft und Filmindustrie ablegen, kommt aber nur wie eine Selbstbeweihräucherung daher. Der Anfang im Flugzeug mit dem sich seltsam verhaltenen Passagier birgt noch Spannung und lässt die Zuschauer:innen nach ihrem eigenen Handeln fragen, doch schnell wird klar, dass hier keine Bedrohung vorliegt, sondern dass es sich um einen vom Krieg traumatisierten Menschen handelt. Ab diesem Zeitpunkt geht es dann nur noch um Cassian Elwes, der von Jon Jacobs dargestellt wird, der ihm sehr ähnlich sieht, aber so hölzern spielt, dass man denkt, der Regisseur selbst hätte die Rolle übernommen. So verwundert es umso mehr, dass er auf dem 30. Internationalen Filmfestival Oldenburg 2023 den Seymour Cassel Acting Award als Bester Schauspieler gewonnen hat. Die restlichen siebzig Prozent des Films beobachten wir Cassian bei seiner Arbeit, wie er als Produzent alles deichselt, wie er sich voller Schuld irgendwann an Mirko, den PTSD-Veteranen erinnert, und ihm hilft, sein Leben in den Griff zu bekommen. Diese extreme Selbstdarstellung ist dabei wenig interessant, auch wenn einer seiner größten Hits als Produzent („Dallas Buyers Club“ (2013)) immer wieder zur Sprache kommt. Ganz anstrengend sind die sich selbst zermarternden Off-Gedanken. Dazu passt die in melancholisch Schwarz-Weiß gehaltene Bildsprache, die es aber trotzdem nicht schafft, das geringe Budget zu verschleiern. So entstand ein gut gemeinter, autobiographischer Film, der aber zeigt, dass Cassian Elwes lieber in seiner Produzentenwelt bleiben sollte.

Regisseur Cassian Elwes von “Passenger C”

Fazit: „Passenger C“ ist das Regiedebüt des Produzenten Cassian Elwes, der hier nach einem eigenen Drehbuch eine Geschichte aus seinem Leben erzählt, dabei große Ambitionen besitzt, aber an einer unsympathischen, uninteressanten Geschichte genauso leidet wie an dem hölzernen Spiel des Hauptdarstellers und einer uninspirierten Inszenierung. 

Bewertung: 2/10

Trailer zum Film „Passenger C“:

geschrieben von Doreen Kaltenecker

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