„Tender Metalheads“ (2023)

Doreen Kaltenecker

Filmkritik: Der spanische Animationsfilm „Tender Metalheads“ (OT: „Heavies tendres“, Spanien, 2023) von Joan Tomàs Monfort und Carlos Pérez-Reche, der seine Deutsche Premiere auf dem 66. DOK Leipzig 2023 feierte, ist eine gelungene Coming-of-Age-Geschichte, welche das Publikum in die 90er Jahre und zu dem Gefühl, wie es war, ein Teenager zu sein, zurückversetzt.

 

 

Nachdem Juanjo sitzen geblieben ist, sucht er Anschluss in seiner neuen Klasse. Er hofft mit dem coolen Miquel, der auch sein Sitznachbar ist, einen neuen Freund gefunden zu haben, denn sie lieben beide Musik. Als er Miquel eine Heavy Metal Platte vorstellt, kann dieser erstmal nichts damit anfangen. Doch bald schon liebt er diese laute und rebellische Musik, die ihn auch aus seinem schwierigen Alltag herausholt, denn seine alleinerziehende Mutter schafft es nicht, sich um die drei Kinder zu kümmern. Zusammen mit Juanjo gründete er eine Band und beide träumen von einer Musikkarriere.

Der 80-minütige Animationsfilm ist eine klassische Coming-of-Age-Geschichte. Nach einem gemeinsamen Drehbuch mit Juanjo Sáez erzählen die beiden spanischen Regisseure Joan Tomàs Monfort und Carlos Pérez-Reche von zwei Teenagern, die zwar beide in den 90er-Jahren in Barcelona aufgewachsen sind, aber ganz unterschiedlich sozialisiert wurden. Hier treffen ganz klassisch ein wohlbehütetes Kind, das nur schlecht Anschluss findet, und ein Junge, der früh erwachsen werden musste, aufeinander und durch die gemeinsame Liebe zur Musik werden sie Freunde. Basierend auf eigenen Erinnerungen ans Erwachsenwerden und die damalige Zeit tauchen die beiden Regisseure und mit ihnen auch das Publikum in diese schwierige Phase des Lebens ein und begleiten die beiden Protagonisten bei allen Auf und Abs. Zwar erfindet der Film das Rad nicht neu, aber die beiden Protagonisten und ihre Geschichte sorgen trotzdem für gute Unterhaltung, zeigen wunderbar die Probleme in dieser Zeit des Wandels und wecken bestimmt auch die eine oder andere Jugenderinnerung.

Hinzu kommt ein reduzierter, aber gelungener Animationsstil. Stets mit einem weißen Rahmen umgeben wird der 80-Minüter mit einfach gehaltenen Animationen erzählt. Dabei wurden unnötige Details – wie auch die meiste Zeit die Gesichter – weggelassen und nur in wichtigen Situationen hinzugefügt. Was dem Budget geschuldet war, erweist sich als gelungener Kniff und schuf einen wiedererkennbaren Stil, der perfekt alle Stimmungen und den Zeitkolorit überträgt. Außerdem entschieden sich die Regisseure für eine reduzierte Farbpalette, was die Zuordnung der Figuren ebenfalls vereinfachte und ein stimmiges Gesamtbild schuf. Natürlich darf in diesem Film Musik nicht fehlen und so wird diese immer wieder eingebaut. Doch vor allem überzeugen die beiden Sprecher, die ihre Figuren mit dem typischen jugendlichen Verve zum Leben erwecken.

Fazit: „Tender Metalheads“ ist eine klassische Coming-of-Age-Geschichte aus der Hand der beiden Regisseure Joan Tomàs Monfort und Carlos Pérez-Reche. Die beiden Figuren ernten dabei viele Sympathien beim Publikum, der Zeitkolorit und der Musikeinsatz sind stimmig, so dass man die Metalheads gerne in ihrer turbulenten Zeit begleitet und dabei das eigene Erwachsenwerden hier und da reflektiert.

Bewertung: 7,5/10

Trailer zum Film „Tender Metalheads“:

geschrieben von Doreen Kaltenecker

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